Veröffentlicht am 21.12.1998

"Stadtteil und Schule": Besseres soziales Klima in Moisling

"Stadtteil und Schule": Besseres soziales Klima in Moisling

"Das soziale Klima in Moisling hat sich verbessert. Es ist zu einer Abnahme von kriminellem Verhalten, insbesondere von Gewaltdelikten, gekommen." Zu diesem Fazit kommt der Abschlußbericht des Modellprojektes zur Gewaltprävention "Stadtteil und Schule", der am Montag, 21. Dezember, der Öffentlichkeit vorgestellt wurde. Das Projekt wurde von 1993 bis 1998 wissenschaftlich begleitet. In der Evaluationsstudie, herausgegeben von Professor Wolfgang Mutzeck, Universität Leipzig, und Projektkoordinator Christoph Faasch, werden die erfolgreichen Angebote und Maßnahmen zur Gewaltprävention beschrieben.

Zum Hintergrund: In den Jahren 1991/92 ist im Lübecker Stadtteil Moisling eine spürbare Zunahme von Gewaltbereitschaft, Gewaltanwendung und Kriminalität bei Kindern und Jugendlichen festgestellt worden. Außerdem gab es damals für sie kaum Freizeit- und Betreuungsangebote. Das Lübecker Schulamt initiierte daher im Dezember 1991 einen ersten Runden Tisch, an dem Vertreter aus den Bereichen Ordnung, Justiz, Bildung, Jugend und Soziales teilnahmen. Ein halbes Jahr später lief das Projekt als Pilotversuch an. Er wurde in seiner Modellphase, von 1992 bis 1996, von den drei Landesministerien für Bildung, Soziales und Inneres, Ämtern der Lübecker Stadtverwaltung, Kirchen sowie privaten Vereinen und Sponsoren finanziert und unterstützt. Ein Zwischenbericht wurde nach drei Jahren vorgelegt: Das Projekt sei gut angelaufen, hieß es, müsse punktuell aber verbessert werden.

Zentraler Ansatzpunkt des Projekts sind die Moislinger Schulen - Förder-, Grund- und Haupt- sowie Realschule. Sie ,,öffneten" sich und wurden zu Orten, an denen auch an Nachmittagen, Wochenenden oder Ferien vielfältige Programme für Kinder und Jugendliche angeboten werden. Schule wurde zu einem integrativen Ort des Stadtteils. So stell(t)en sich in den Schulen Polizei, Sportvereine, Mädchenprojekte oder Elterninitiati-ven vor, übernehmen Präventionsaufgaben und bieten Anreize für sinnvolle Freizeitge-staltung. Für Gewalt bleibt so weniger Energie bei den Kindern und Jugendlichen übrig. Von den rund 1200 Schülern und Schülerinnen Moislings nehmen durchschnittlich 300 an mindestens einem der Projekte teil, schildert Faasch. Die Betreuung leisten 35 Päda-gogen - von der 3-Stunden-Kraft bis zur Lehrerin mit Vollzeitstelle.

Senatorin Dagmar Pohl-Laukamp, Vorsitzende des Kriminalpräventiven Rates der Hansestadt Lübeck, wertet das Projekt als erfolgreich und sieht es als Vorbild für andere Schu-len an, die ähnliche Probleme haben. Die Präventionsarbeit sei gelungen, weil sich die verschiedensten Organisationen, Verbände und Vereine gemeinsam mit Verwaltung, Politik und Polizei dieser Aufgabe gestellt haben. +++