Veröffentlicht am 11.11.1998

"Ohne Silber keine Hanse und kein Lübeck"

"Ohne Silber keine Hanse und kein Lübeck"

Die Reihe "Handel, Geld und Politik vom Mittelalter bis heute" im Kapitelsaal des Burgklosters zu Lübeck wird am Dienstag 24. November 1998, um 20 Uhr mit einem Vortrag von Dr. Christoph Bartels, Bergbaumuseum Bochum, fortgesetzt. Unter dem Titel "Vom Erz zur Münze - Das Silber des Harzes im Mittelalter und in der frühen Neuzeit" berichtet Bartels von Silber als Münzmetall, das ein Kernelement der europäischen Wirtschaft im Mittelalter und in früher Neuzeit war. So könne getrost behauptet werden: "Ohne Silber keine Hanse und kein Lübeck in der historischen Rolle, die bis heute die Stadt prägt."

Seit dem Frühmittelalter ist bis zum Beginn unseres Jahrzehnts im Harzraum Blei, Kupfer und Silber gewonnen und verhüttet worden. Die Spuren dieser Tätigkeit haben sich unauslöschlich in das Landschaftsbild der Region eingeprägt: Bergwerks- und Verhüttungshalden, tief eingeschnittene Transportwege, aufgegebene Siedlungsplätze, weitausgreifende Systeme von Wasserspeichern und Versorgungsgräben für den Betrieb von Wasserrädern, die Pumpen, Pochwerke zur Erzzerkleinerung, die Blasebälge der Hütten, Sägewerke und vieles mehr antrieben, haben die Landschaft umgestaltet.

Ob Fürst oder König, Feldherr oder Landsknecht, Handwerker oder Händler, Tagelöhner oder Fuhrmann: Die Taler, Groschen und Pfennige aus Harzsilber gingen durch ihre Kassen und Hände und bestimmten die Schicksale mit. Aufstieg und Verfall des römisch-deutschen Kaiserreiches, das Erstarken der Territorialgewalten, die tiefe Krise der mittelalterlichen Welt im Gefolge des verheerenden Zuges der Pest durch Europa in der Mitte des 14. Jahrhunderts, der Wiederaufschwung unter den Vorzeichen der europäischen Renaissance und Herausbildung der Territorialstaaten in Deutschland, die großen Konflikte um die Reformation, der verheerende Einschnitt des Dreißigjährigen Krieges - alles dies spiegelt sich wider in der wechselvollen Geschichte des Harzes und seiner Metalle.

Ihre Gewinnung und Verarbeitung stellte die Menschen von Anfang an vor technische, organisatorische und soziale Probleme ganz eigener Art. Deren Bewältigung brachte eindrucksvolle Zeugnisse für das Leben im Mittelalter und in der frühen Neuzeit hervor. Schon für die Zeitgenossen spielten sich die Vorgänge um die Gewinnung und Verarbeitung dessen, was für alle als "das liebe Geld" alltäglich so wichtig war, weitgehend im Verborgenen ab. Die zahlreichen erhalten gebliebenen Schrift- und Sachzeugnisse aus der Welt der Metalle erlauben aber den Blick in die Bergwerke, Werkstätten und Prägestuben, auf Fürstlichkeiten und Scharlatane, Techniker und Sagengestalten: Lebenswirklichkeiten hinter dem Glanz des Edelmetalls. +++