Veröffentlicht am 01.07.1998

Forstrevier Ritzerau: Bürgerschaftsmitglieder gegen Verkauf

Forstrevier Ritzerau: Bürgerschaftsmitglieder gegen Verkauf

Lübeck soll sein Forstrevier Ritzerau im Süden der Hansestadt nicht verkaufen. Diese politische Forderung hat ein Großteil der Lübecker Bürgerschaftsmitglieder am vergangenen Dienstag nachmittag gestellt. Auf Einladung von Stadtpräsident Peter Oertling besichtigten sie den Lübecker Wald im Kreis Herzogtum Lauenburg.

Im Mai war eine Vorlage zur Finanzierung der geplanten Altstadt-Umgehung ,,Nordtangente" im Wirtschafts- und Bauausschuß der Bürgerschaft beraten worden. Sie beinhaltete unter anderem den Verkauf des städtischen Forstreviers Ritzerau. Als Erlös waren rund zehn Millionen Mark erwartet worden.

Umweltsenatorin Dr. Beate Hoffmann versicherte den Bürgerschaftsmitgliedern gleich nach deren Ankunft im Forstrevier Ritzerau, daß die Vorlage ,,Nordtangente - Finanzierungskonzept" vom Tisch und nicht mehr aktuell sei. Dennoch sollten die Ratsfrauen und -herren ein Gefühl dafür bekommen, ,,welch kostbares Erbe Lübeck übernommen hat." Dieses sollten die Bürgerschaftsmitglieder ,,hautnah erleben", so Hoffmann.

Dr. Lutz Fähser, Leiter des Bereichs Stadtwald, schilderte den Bürgerschaftsmitgliedern vor einem gut einstündigen Spaziergang durch den Wald, daß ein Verkauf des Forstreviers Ritzerau aus betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten nicht sinnvoll sei und zu höherem jährlichen Zuschußbedarf führen würde. Das Revier arbeite dank seiner naturnahen Waldnutzung kostendeckend. Dennoch müsse die Stadt 1,3 Millionen Mark zuschießen, um Dienstleistungen wie die Pflege der Spazierwege, das Aufstellen von Bänken oder das Führen von Schulklassen anbieten zu können. Städte mit ähnlich großen Waldflächen, wie Hamburg oder Frankfurt, müßten ihre Forsten jährlich mit acht bis zwölf Millionen Mark bezuschussen, sagte Fähser.

Auch aus Gründen der Imagepflege und des Geschichtsbewußtseins dürfe die Hansestadt das Forstrevier Ritzerau nicht veräußern, führte der oberste Lübecker Förster aus. Zum einen spreche das mehrfach auch international ausgezeichnete Waldkonzept dagegen, zum anderen die Tatsache, daß Ritzerau bereits seit 1465 Eigentum der Hansestadt Lübeck sei. +++