Veröffentlicht am 19.02.1998

Vortrag: Ist die Passage ein Allheilmittel für die Stadt?

Vortrag: Ist die Passage ein Allheilmittel für die Stadt?

Professor Jonas Geist, Hochschule der Künste, Berlin, beleuchtet am Dienstag, 24. Februar, in einem Projektbericht das Einkaufen unter Glas. Der Vortrag beginnt um 19.30 Uhr in der Geschichtswerkstatt Herrenwyk, Kokerstraße 1 - 3. Schwerpunkt des Berichtes ist das Projekt Friedrichstraße, an der in Berlin alle Passagen gebaut wurden. Nach der Wiedervereinigung der beiden Stadthälften ringt die Friedrichstraße um die Rückgewinnung ihrer zentralen Funktion als Geschäftsstraße.

Jonas Geist spricht auch über die Hansestadt Lübeck, die sich eine Passage geleistet hat, "wenn auch mit Geburtsfehlern", wie er betont. Paris habe ein ganzes Quartier, das von glasbedeckten Passagen durchzogen ist. Dort sei diese Bauform entstanden. Hamburg habe die Reste seiner alten Innenstadt nach dem Krieg durch Passagen neu erschlossen, und damit ihre Nutzung intensiviert. Und selbst Bad Schwartau habe sich eine zugelegt, wenn sie auch ein bißchen kurz geraten sei.

"Die Renaissance der Passage, die im Gefolge der französischen Revolution das Licht der Welt erblickte, hält an", prophezeit der Professor. Immer mehr - auch kleinere - Städte legen ihren städtebaulichen Ehrgeiz in den Bau von Einkaufspassagen. Die Zahl der Beispiele, die sich zum geschäftlichen Reinfall entwickeln, weil sie falsch angelegt wurden, nehme zu.

Seit den 60er Jahren beschäftigt Jonas Geist sich mit diesem Bautyp. 1969 veröffentlichte er einen Band über seine allgemeine Geschichte. 1997 erschien ein zweiter Teil, der sich mit der großen Berliner Passage - nach Mailänder Vorbild in der Friedrichstraße errichtet - befaßt. Zur Zeit arbeitet der Professor an dem dritten Teil, der "Haus- und Milieugeschichte Friedrichstraße". +++