Auszug - Konzept zur Neu-Aufstellung der Erinnerungskultur in Lübeck  

28. Sitzung des Ausschusses für Kultur und Denkmalpflege
TOP: Ö 5.2
Gremium: Ausschuss für Kultur und Denkmalpflege Beschlussart: unverändert beschlossen
Datum: Mo, 12.09.2022 Status: öffentlich/nichtöffentlich
Zeit: 16:04 - 19:39 Anlass: Sitzung
Raum: Bürgerschaftssaal
Ort: Rathaus, 23552 Lübeck
9/07965-01-01-02 Konzept zur Neu-Aufstellung der Erinnerungskultur in Lübeck
   
 
Status:öffentlich  
Dezernent/in:Senatorin Monika FrankBezüglich:
2019/07965-01-01
Federführend:4.415 - Archiv Bearbeiter/-in: Lokers, Jan
 
Wortprotokoll
Beschluss
Abstimmungsergebnis

Vor Eintritt in die Tagesordnung wurde beschlossen, den TOP 5.2 vorzuziehen und im Anschluss an den TOP 2.2 zu beraten.

 

Fr. Senatorin Frank leitet mit einer Danksagung an das Zentrum für Kulturwissenschaftliche Forschung Lübeck (ZKFL) und die Stiftungen ein, die in einem Vergabeverfahren Fr. Dr. Fröhlich ausgewählt haben, um unter Beteiligung der erinnerungskulturellen Aktiven und der historisch-politischen Bildung ein Konzeptvorschlag für eine zukunftsfähige Erinnerungskultur in Lübeck zu erarbeiten. Sie hebt positiv den Vorschlag der Konzepterstellerin hervor, dass die künftige Verantwortung einer zeitgemäßen Erinnerungskultur beim Fachbereich Kultur und Bildung liegen sollte.

Hr. Prof. Dr. Borck ergänzt und erklärt, dass in Lübeck das ehrenamtliche Engagement zu den Themen NS-Diktatur, Zeigeschichte, Fluchtbewegungen und deutsch-deutsche Teilungsgeschichte auf einem großen Fundament steht. Es existiert eine Vielzahl an Erinnerungsorten, jedoch mangelt es an strukturellen Rahmenbedingungen. Außerdem geht mit dem Ableben der Zeitzeugenschaft ein Wandel der Erinnerungskultur einher. Die Konzepterstellerin, Fr. Dr. Fröhlich, ist ausgewiesene Expertin in Zeitgeschichte, Vermittlungsarbeit und in Fragestellungen zu deutsch-deutscher Teilungsgeschichte. r die Konzepterstellung hat Fr. Dr. Fröhlich vor Ort Verantwortliche und Ehrenamtliche im Kontext der Lübecker Erinnerungskultur befragt und den Prozess mit dem Fachbeirat abgestimmt, mit dem Ziel, die Erinnerungsarbeit in Lübeck zu professionalisieren.

Daraufhin stellt Fr. Dr. Fröhlich anhand einer Präsentation und unter dem Leitmotiv „beck erinnert um Demokratie zu leben“ die drei Entwicklungsschritte vor, wie Lübeck seine gegenwärtige Erinnerungskultur stärken kann. Sie würdigt im Folgenden das vielfältige ehrenamtliche Engagement in Lübeck und die lebendige Erinnerungskultur in dieser Stadt und geht anschließend auf die Strukturschwächen der aktuellen Erinnerungsarbeit in Lübeck ein. Anhand der folgenden drei Entwicklungsschritte, zeigt Fr. Dr. Fröhlich auf, wie eine zukunftsfähige Erinnerungskultur etabliert werden kann, die nachhaltig die Demokratie stärkt:

  1. Schaffung einer Stabsstelle Erinnerungskultur
  2. Bildung eines zentralen partizipativ angelegten und experimentellen Lernorts für Stadtgeschichte und Demokratie in Form im Sinne eines Zeit.Lab Lübeck (Arbeitstitel), der Themen wie Demokratie und Diktatur, Toleranz, Ausgrenzung und Zivilcourage reflektiert und ein Schaufenster für alle erinnerungskulturellen Initiativen der Stadt sein soll.
  3. Entwicklung einer an das heutige Medienverhalten angepasste App „beckErinnert“ (Arbeitstitel)

 

Hr. Rathmer, einer der Sprecher des Forums Erinnerungskultur Lübeck, schließt mit einem Statement ab und betont, dass das Forum diese Studie mit angestoßen hat und den Konzeptvorschlag uneingeschränkt empfiehlt.

 

Zur Einbeziehung von Interessensgruppen sprechen im weiteren Verlauf AM Lobe, Hr. Isözen und der Vorsitzende. Fr. Dr. Fröhlich erinnert an den zentralen Ansatz im Konzeptvorschlag, wonach explizit ein partizipativer Ort geschaffen werden soll, an dem alle Bürger:innen, Initiativen und Vertreter:innen von Opfergruppen beteiligt werden sollen.

 

Als Mitglied des Ausschusses weist der Vorsitzende darauf hin, dass gem. Beschlussvorlag der Bürgermeister im ersten Quartal 2024 einen Zwischenbericht vorlegen soll und informiert sich bei der Verwaltung und beim Forum über Schritte, die in der Zwischenzeit gegangen werden sollen.

Fr. Senatorin Frank antwortet zum weiteren Verlauf, dass die wissenschaftliche Fachkraft einen Vorschlag für einen Zeitplan ausarbeiten und mit den Akteur:innen in Kontakt treten wird, eine Struktur und Strategie der regelmäßigen Zusammenarbeit sowie des Austauschs erarbeiten das Feld der Drittmittelakquise erkunden wird.

Hr. Prof. Dr. Borck verweist auf den Arbeitskreis Zeitgeschichte am ZKFL. Er schlägt vor, dass beim Stellenbesetzungsverfahren der Beirat beratend unterstützen könnte.

Fr. Senatorin Frank begrüßt den Dialog zwischen Verwaltung und Beirat.


 


Beschluss:

 

  1. Ausgehend von dem vorliegenden Grundlagenkonzept (Anlage 2) stimmt die Bürger­schaft auf Empfehlung des Ausschusses für Kultur und Denkmalpflege im ersten Entwicklungsschritt ab 2023 der Einrichtung einer Stabsstelle „Erinnerungskultur“ im Fachbereich 4 Bildung und Kultur bei den Fachbereichsdiensten 4.041.4 Kulturbüro zu.
  2. Zum Aufbau einer zeitgemäßen Neuausrichtung und zur dauerhaften Fortführung der Erinnerungskultur in der Hansestadt Lübeck sind Personal-Ressourcen mit insgesamt 1,5 VZÄ Planstellen (1,0 VZÄ * Wissenschaftlicher MA EG 13 ab 2023 sowie 0,5 VZÄ Verwaltungssachbearbeitung EG 9c ab 2024) und die erforderlichen Sachmittel zur Ko-Finanzierung und für digitale Vermittlungsstrategien erforderlich. 
  3. Aufgrund des bereits abgeschlossenen Haushaltsverfahrens 2023 wird die EG 13 Stelle interimsweise für diesen Zeitraum aus dem zentralen Stellenpool der Hansestadt Lübeck zur Verfügung gestellt. Die Finanzierung der Sachkosten für 2023 erfolgt im Rahmen der laufenden Budgetbewirtschaftung. Im Rahmen des Stellenplan- und Haushaltsverfahrens 2024 werden dann die Personal- und Sachkosten geordnet und zur Verfügung gestellt (Anlage 3).
  4. Diese:r Wissenschaftler:in berät, bündelt, vernetzt und koordiniert die erinnerungs-kulturellen Initiativen in der Stadt. Sie/er setzt innovative inhaltliche Impulse, regt neue Formate des Gedenkens und Zugänge zur Erinnerung an. Sie / er sichert das
    Engagement der heute Aktiven für die Zukunft, motiviert neue Akteur:innen und erreicht neue Zielgruppen.
  5. r die Realisierung des Gesamtkonzepts bzw. der darin vorgeschlagenen Einzelmaßnahmen inklusive digitaler Vermittlungsstrategien werden spätestens ab dem Hhj. 2024 Drittmittel eingeworben werden.
  6. Die Erinnerung an die Gewalterfahrungen des 20. Jahrhunderts und die Lehren daraus benötigen eine Mitte und eine Säule. Zur Festigung der demokratischen Kultur soll daher ein für alle Lübecker:innen und Lübeck-Besucher offener Vermittlungsort in zentraler Erreichbarkeit, in Nähe zu Gedenkorten, zivilgesellschaftlichen Akteuren, Politik, Kultur- und Bildungsinstitutionen eingerichtet werden. Hierzu ist durch dasro für Erinnerungskultur“ ein Umsetzungskonzept zu erstellen.
  7. Derrgermeister wird gebeten, im ersten Quartal 2024 zu berichten, in welchen Schritten die vorgeschlagenen Maßnahmen umgesetzt werden konnten und welche weiteren Schritte zur Entwicklung einer zeitgemäßen Erinnerungskultur nötig sind, welche finanziellen Folgewirkungen diese haben und welche Drittmittel hierfür eingeworben werden können.

 

 


 

 

 

 

Abstimmungsergebnis
(als Empfehlung an die Bürgerschaft)

einstimmige Annahme

x

einstimmige Ablehnung

 

Ja-Stimmen

13

Nein-Stimmen

 

Enthaltungen

1

Kenntnisnahme

 

Vertagung

 

Ohne Votum