Der Kulturausschuss hat die Verwaltung in seiner Sitzung vom 09.11.2020 (09.11.2020 VO 07965-01-01) beauftragt, ein Konzept „Wege von Verfolgung und Widerstand in Lübeck“ bzw. zur zeitgemäßen Neuausrichtung der Erinnerungskultur in der Hansestadt zu erstellen. Der Hauptausschuss hat nachgehend der Erstellung des Konzeptes durch das Zentrum für Kulturwissenschaftliche Forschung Lübeck (ZKFL) zugestimmt. Das ZKFL hat nach Einwerbung der dazu erforderlichen Mittel Anfang April 2021 die Ausschreibung für die Erarbeitung des Konzepts durchgeführt. Die Erarbeitung des Konzepts wurde gefördert durch das Zentrum für Kulturwissenschaftliche Forschung Lübeck, die Hansestadt Lübeck, die Bluhme-Jebsen-Stiftung, die Bürgerstiftung Schleswig-Holsteinische Gedenkstätten und die Dietrich-Szameit-Stiftung.
Für die Konzepterstellung konnte nach einem Ausschreibungs- und Bewerbungsverfahren Frau Dr. Claudia Fröhlich, Berlin, gewonnen werden. Ein besonderer Schwerpunkt ihrer Arbeit liegt im Bereich der Erinnerungskultur und Geschichtspolitik nach 1945. Die Auftragsvergabe an sie erfolgte Anfang Juli 2021. Frau Dr. Fröhlich hat im Rahmen eines Vertrags über freie Mitarbeit die Arbeit an der Entwicklungskonzeption zum 1. August 2021 aufgenommen und diese Arbeit im Juli 2022 abgeschlossen.
Das vorgelegte Entwicklungskonzept für eine zeitgemäße Weiterentwicklung der Erinnerungskultur in Lübeck mit dem Titel „Lübeck erinnert – um Demokratie zu leben. Konzept zur Weiterentwicklung der Erinnerungskultur in der Hansestadt Lübeck“ entstand in enger Begleitung mit einem wissenschaftlichen Fachbeirat. Dem Fachbeirat gehören an: Prof. Dr. Cornelius Borck und Prof. Dr. Hans Wißkirchen, Sprecher des Zentrums für Kulturwissenschaftliche Forschung Lübeck (ZKFL), Dr. Jan Lokers, Leiter des Archivs der Hansestadt Lübeck sowie die Mitglieder des Sprecher:innenrates des Forums Erinnerungskultur Lübeck Dr. Karen Meyer-Rebentisch, ehedem Projektleiterin der Gedenkstätte Lutherkirche, Dr. Harald Schmid, Bürgerstiftung Schleswig-Holsteinische Gedenkstätten, Christian Rathmer M.A., GeschichtsKontor Lübeck und Dr. Bettina Greiner, Leiterin des Willy-Brandt-Hauses Lübeck.
Die weiteren Schritte für die Neuorientierung der Erinnerungskultur sollen die vorhandenen Initiativen und Ansätze der Hansestadt mit einbeziehen und koordinieren. Hier sind unter anderen zu nennen die verschiedenen Träger im Fachbereich 4, Bereich Schule und Sport, Abteilung Bildungsmanagement, der Bereich Jugendarbeit und die Stabsstelle Integration des Fachbereichs 2 Wirtschaft und Soziales sowie die Berücksichtigung des Museumsentwicklungsplans 2020-2030 der LÜBECKER MUSEEN. Der Bereich Jugendarbeit der Hansestadt Lübeck hat sich 2021 erfolgreich beim Bundesprogramm „Demokratie leben - Vielfalt gestalten- Extremismus verhindern!“ beworben.
Das Grundlagenkonzept bilanziert, dass Erinnerung und Gedenken derzeit im Wesentlichen von ehrenamtlichen Initiativen und Vereinen, den Kirchen sowie Stiftungen getragen und gestaltet wird. Die derzeitige Erinnerungskultur in Lübeck ist sehr unübersichtlich und zerklüftet, es fehlt ihr an einer koordinierenden, in die Zukunft gerichteten Mitte. Auch fehlen Konzepte für eine digitale Vermittlung. Auch hierzu werden im Konzept Vorschläge unterbreitet. Es bietet Perspektiven für eine ab 2023 ins Werk zu setzende Neubelebung der Erinnerungskultur in Lübeck mit dem Ziel der Demokratiestärkung. Diesen Weg haben andere Städte bereits beschritten. Es geht darum, das Gedenken in Lübeck gegenwartsbezogen und zukunftsorientiert zu gestalten und Anschluss an die allgemeine Entwicklung der Gedenkkultur zu finden.
Für die Umsetzung schlägt die Verwaltung wie im Beschlussvorschlag formuliert, einen Stufenplan vor. Die Einwerbung von Drittmitteln ist integrativer Bestandteil aller Umsetzungsmaßnahmen.