Veröffentlicht am 09.10.2025

„Zukunft ohne Wachstum? - Wirtschaft zwischen Klimakatastrophe und sozialer Spaltung“

Neue Sonderausstellung im Industriemuseum Herrenwyk wagt ab 11. Oktober 2025 einen Blick in die Zukunft

Einblick Sonderausstellung Zukunft ohne Wachstum - IGH-2025

Ab Samstag, 11. Oktober 2025, ist die neue Sonderausstellung des Industriemuseums Herrenwyk unter dem Titel „Zukunft ohne Wachstum? - Wirtschaft zwischen Klimakatastrophe und sozialer Spaltung“ zu sehen. Die Ausstellung wagt einen Blick in die Zukunft, stellt essenzielle Fragen an die Themen Arbeit, Industrie und Wirtschaft und tritt damit bewusst in den Dialog: Muss Wirtschaft immerzu wachsen? Wie können und wollen wir in Zeiten des Klimawandels in Zukunft leben? Kann Wachstum und Wohlstand mit dem Kampf gegen den Klimawandel einhergehen? Wie könnte eine Wirtschaftstransformation aussehen? Steht die Wirtschaftspolitik hier vor einem unlösbaren Dilemma?

Im Spannungsfeld von Wirtschaft, Klima und Gesellschaft beschäftigt sich die Sonderausstellung mit ebendiesen und weiteren Fragen. Als zentrales Untersuchungsobjekt dient das Postwachstumsökonomie-Modell des Ökonomen Prof. Niko Paech, aus dem sich die Kernfrage der Ausstellung ableiten lässt: Wie könnte ein zukünftiges Leben aussehen, das von weniger Konsum, aber mehr Zeit für Selbstfürsorge und -versorgung geprägt ist – und wie lebt es sich in einer solchen Postwachstumsökonomie? 

Die Ausstellung stellt bewusst viele Fragen und bietet mit interaktiven Elementen, wie Umfragen, Meinungsabfragen und Spielen die Möglichkeit, sich als Besucher:in ein eigenes Meinungsbild zu verschaffen und das Thema eigenständig zu erschließen. Exponate sowie Inszenierungen aus dem Bereich der Postwachstums-Lebensweise unterstützen die Idee der Ausstellung zusätzlich.

Die Ausstellung wird im Zeitraum vom 11. Oktober 2025 bis zum 29. März 2026 zu sehen sein. 

Das Industriemuseum Herrenwyk stellt mit der neuen Sonderausstellung eine der grundlegenden Fragen an die Industrie und Wirtschaft: Muss sie immerzu wachsen? Damit wird das Industriemuseum zu einem Ort, der nicht nur an die alte Lübecker Industriegeschichte erinnert, sondern auch in die Zukunft blickt. Dr. Bettina Braunmüller, Direktorin des Museums und Kuratorin der Ausstellung, betont den Stellenwert des Themas im Kontext eines Industriemuseums: „Mir ist es wichtig, dass wir als Museum nicht nur in die Vergangenheit blicken, sondern auch versuchen, einen Blick in die Zukunft zu werfen. In Hinblick auf KI und Klimawandel sowie globale Krisen ist die wirtschaftliche Entwicklung kein Selbstläufer mehr, sondern muss gesellschaftlich und global neu verhandelt werden.“

Die Ausstellung setzt sich kritisch mit Überlegungen von Politik, Journalismus, Philosophie und Ökonomie auseinander. Dabei werden unterschiedlichste Stimmen vorgestellt: Von Professor Niko Paech, der bekanntesten Stimme der Postwachstumsökonomie, über Publizistinnen wie Ulrike Herrmann und Soziologen wie Harald Welzer als Wachstumskritiker bis hin zu Stimmen aus der Politik, Politikwissenschaft und von den Verfechter:innen des grünen Wachstums auf der Gegenseite. Dabei stellt Niko Paechs Modell der Postwachstumsökonomie den zentralen Kern der Sonderausstellung dar. Der multiperspektivische Ansatz der Ausstellung regt zum Nachdenken an und geht bewusst in den Dialog mit den Besucher:innen: Was ist meine Meinung und wie stehe ich zu dem Thema? Schließlich geht es auch um die Frage, wie es einem selbst – als Privatperson – in der Zukunft der Wirtschaft gehen wird: Wie viel würden wir arbeiten? Was müssten wir neu lernen? Welche Fähigkeiten bräuchten wir? Was müssen wir an materiellem Konsum aufgeben, was bekommen wir aber stattdessen an Freizeit und Lebensqualität neu hinzu? Und wie würde eine Transformation unserer Wirtschaft und Gesellschaft auf das soziale Gefüge wirken? Wie würde diese Transformation funktionieren oder kann sie überhaupt funktionieren, was von Kritikern stark bezweifelt wird?

Denn in einer Welt endlicher Ressourcen existiert auch eine natürliche Grenze des Wirtschaftswachstums. Zurzeit bräuchte es mehrere Erden, um das derzeitige Wohlstandslevel, das auf Kosten von Menschen aus ärmeren Ländern ausgetragen wird, aufrecht zu erhalten. Deutschland hat die natürlichen Ressourcen, die für das gesamte Jahr nachhaltig zur Verfügung stehen, bereits am 03.05.2025 aufgeraucht – dies markiert der Überlastungstag. Dabei spielt auch das Thema soziale Gerechtigkeit eine entscheidende Rolle, denn die reichere soziale Schicht in Deutschland verbraucht deutlich mehr Ressourcen und Co2 als ärmere Schichten. Dabei schließen führende Ökonom:innen sogenanntes grünes Wirtschaftswachstum aus, da dieser nur mit ökologischen Schäden und fehlendem Wirtschaftswachstum möglich wäre – Steht die Wirtschaftspolitik hier vor einem unlösbaren Dilemma? 

Die Ausstellung stellt bewusst viele Fragen und lädt damit zum Dialog ein: „Ich habe keinen missionarischen Gedanken bei der Ausstellung“, betont Dr. Braunmüller, „mir ist wichtig, dass ein Diskurs geführt wird zwischen Menschen unterschiedlichster Meinung. Es gibt kein Richtig und kein Falsch und keine einfachen Antworten. Kommen Sie in die Ausstellung, bringen Sie einen Nachbarn, einen Freund oder jemand anderes mit und trauen sie sich zu streiten und zu diskutieren!“

Die Ausstellung eröffnet am 10. Oktober 2025 um 17 Uhr; der Eintritt ist frei. Die Ausstellung wurde gefördert von der Possehl-Stiftung und dem Verein für Lübecker Industrie- und Arbeiterkultur e. V.

Begleitprogramm

An den folgenden Terminen finden jeweils freitags um 15 Uhr öffentliche Führungen mit der Kuratorin und Museumsdirektorin Dr. Bettina Braunmüller statt:

·         17.10.2025

·         14.11.2025

·         12.12.2025

·         16.01.2026

·         13.02.2026

·         20.03.2026

Eine Anmeldung zur Teilnahme ist nicht erforderlich.

Zudem wird es im Rahmen der Ausstellung mehrere kostenfreie Workshops und Vorträge als zusätzliches Begleitprogramm geben:

Workshop „Von Brotklümpchen und Bröseln“

Am 8. November 2025 findet ein Workshop der Künstlerin Eva Ammermann zur Vermeidung von Lebensmittelverschwendung statt – genauer wird hier die Brotresteverwertung thematisiert. Die Veranstaltung findet um 13 Uhr im Museum für Natur und Umwelt statt. Der Kurs ist kostenfrei, jedoch fällt der Museumseintritt in Höhe von 6 Euro an. Um eine Anmeldung im Industriemuseum wird gebeten.

Workshop „Jeans forever. Upcycling für eine faire Globalisierung“

Am 24. Januar 2026 findet um 13 Uhr ein Workshop zum Jeanshosen-Upcycling mit der Künstlerin Eva Ammermann statt. Der Kurs ist kostenfrei, jedoch fällt der Museumseintritt in Höhe von 4 Euro an. Um eine Anmeldung wird gebeten.

Vortrag und Diskussion „Das Märchen vom Grünen Wachstum…“

Am 27. Februar 2026 findet um 17 Uhr ein Vortrag von Norbert Bernholt (Akademie Solidarische Ökonomie), zum Thema „Das Märchen vom Grünen Wachstum…“ mit anschließender Diskussionsrunde statt. Die Teilnahmegebühr entspricht dem Museumseintritt von 4 Euro.

Reparatur-Café am 28. März 2026, 11 bis 16 Uhr im Industriemuseum. Der Eintritt ist kostenfrei, jedoch fällt der Museumseintritt in Höhe von 4 Euro an.

Führungen für Gruppen und Schulklassen: Termine erfolgen nach Absprache. Bitte wenden Sie sich dafür an das Industriemuseum Herrenwyk.

Weitere Informationen finden sich unter www.industriemuseum-herrenwyk.de.   

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Quelle: Die Lübecker Museen