Veröffentlicht am 18.08.2025

Aufruf: Zeitzeug:innen gesucht!

Die Grenzdokumentations-Stätte Lübeck-Schlutup sucht Menschen, die über ihre Erfahrung aus der Zeit der Grenzteilung berichten möchten

Die Grenzdokumentations-Stätte Lübeck-Schlutup

Derzeit befindet sich die Sammlung der Grenzdokumentations-Stätte Lübeck-Schlutup, Mecklenburger Straße 12, in der Inventarisierung: über 2.000 Exponate werden erfasst, dokumentiert und historisch eingeordnet. Die Inventarisierung der Sammlung, die sich durch ihren besonderen regionalen Bezug auszeichnet, bildet die Grundlage für zukünftige Ausstellungskonzepte. Ein weiterer wichtiger Schritt ist die Sicherung von Zeitzeug:innenwissen. Deshalb sollen in diesem Jahr Zeitzeug:innen-Videos erstellt werden.

Für diese Interviews werden interessierte Menschen gesucht, die während der deutschen Teilung und/oder danach in und um Schlutup – Priwall, Dassow, Selmsdorf, Palingen, Herrnburg, Eichholz, Schönberg, Lübeck – aufgewachsen sind, gelebt oder gearbeitet haben und darüber berichten möchten.

Interessierte können unter www.grenze-luebeck.de/kontakt.html mit der Grenzdokumentations-Stätte in Kontakt treten. Gerne wird ein unverbindliches erstes Informationsgespräch angeboten.

„Es ist uns besonders wichtig, den Blick nicht nur auf die Zeit der Teilung, sondern nach 35 Jahren Einheit auch auf die Zeit des ‚wieder Zusammenwachsens‘ zu richten – hierfür sind verschiedene Perspektiven wichtig und die Geschichten dahinter häufig noch nicht erzählt“, betont Silvia Kannegießer, Projektkoordinatorin Grenzdokumentationsstätte Lübeck-Schlutup der Hansestadt Lübeck. „Durch Fragen wie: ‚Wie war das Leben vor der Teilung und wie war die Region mit Lübeck verbunden? Was änderte sich durch die immer stärker bewachte Grenze? Welcher Austausch zwischen Familien, Bekannten und Freunden war möglich? Und welche Erlebnisse nach der Grenzöffnung waren prägend oder bestimmten das zukünftige Leben?‘ erhoffen wir uns vielseitige Einblicke. Nur so kann sich unser Bild vom Einigungsprozess vervollständigen. Wir freuen uns auf zahlreiche Rückmeldungen.“

Durch die aufgenommenen Interviews sollen die persönlichen, regionalen Geschichten der Zeitzeug:innen für die Nachwelt erhalten und für die Bildungsarbeit genutzt werden. Für die Inventarisierung und das Zeitzeug:innen-Projekt stellt das Land Schleswig-Holstein eine Fördersumme von insgesamt 150.000 Euro zur Verfügung.

Fest zum 3. Oktober 2025

Der Tag der Deutschen Einheit wird auch in diesem Jahr wieder am 3. Oktober in und um die Grenzdokumentations-Stätte mit einem Fest gefeiert, bei dem Bürger:innen, Vereine, Organisationen und Gastronomie aus der umliegenden Gegend mit einbezogen werden. Ein vielseitiges Programm für Jung und Alt befindet sich derzeit in der Planung.

Hintergrund

Der Lübecker Ortsteil Schlutup war Deutschlands nördlichster Grenzübergang zur DDR und der einzige auf dem Gebiet einer Großstadt. Die Grenze erstreckte sich hier von der Ostsee bis zum Ratzeburger See und verlief über weite Strecken entlang der beiden Flüsse Trave und Wakenitz. Im ehemaligen Bundesgrenzschutz und Zollabfertigungsgebäude an der Schlutuper Wiek ist die Teilung Deutschlands in diesem Gebiet eindrucksvoll dokumentiert: Der kleine Grenzverkehr, aufregende Fluchtgeschichten und schließlich der grenzenlose Jubel nach der Öffnung am 9. November 1989 erinnern an das bedeutende Kapitel unserer jüngeren Geschichte.

Der Grenzdokumentations-Stätte Lübeck-Schlutup e.V. hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Erinnerungen an die Begebenheit aus dieser Zeit zu bewahren und das geschichtliche Bewusstsein, besonders der jungen Generation, zu fördern.

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