Veröffentlicht am 16.07.2013

Das Rätsel um die gesuchte Wohnungstür ist gelöst

Viele Lübecker gaben Tipps, welches Haus gesucht wurde: Es war die Kapitelstraße 4

In den 70er Jahren streifte der Künstler Wolfgang Blockus durch die Lübecker Altstadt und hielt seine Eindrücke im Bild fest. Ein Hauseingang inspirierte ihn, malerisch den Kontrast zwischen moderner, kühler Industriearchitektur und dem Verfall historisch gewachsener Altstadtgebäude darzustellen. Das auf Grundlage der maroden Hausfassade entstandene Bild hängt als Leihgabe im Büro des Wissenschaftsmanagements Lübeck. Doch in welchem Haus, in welcher Straße er die Tür einst entdeckte, konnte Blockus nicht mehr sagen. Daher fragte Wissenschaftsmanagerin Dr. Iris Klaßen die Lübecker, ob sie die Tür kennen.

Das Rätsel um die Tür ist jetzt gelöst: Der marode Putz des Hauses wurde zwar abgeschlagen und das Fenster in anderer Aufteilung erneuert, aber ansonsten passt alles: Haustür und Oberlicht entsprechen dem Bildmotiv und dem Originalfoto. Frank Garnath hat als erster Leser den Hinweis auf das Haus in der Kapitelstraße 4 gegeben. Gestern nahm er im Café Art freudestrahlend seinen Gewinn, einen E-Book-Reader, entgegen.

Zu den Gratulanten zählten auch Barbara und Kuno Naehrig, Eigentümer der Kapitelstraße 4. Sie erinnerten sich noch an das Haus in den 70er Jahren: „Man ging durch die schöne Tür und fiel quasi ins Nichts, nämlich direkt in den Keller, weil keine Bodendecke vorhanden war“, berichtet sie. Aus Leidenschaft zu Lübeck und der Verbundenheit zum Elternhaus an der Ecke hat ihr Mann dann die Sanierung in Angriff genommen: „Ich erinnere mich an eine tolle Zusammenarbeit mit der Denkmalpflege“, so sein Dank in Richtung Dr. Lutz Wilde, ehrenamtlicher Mitarbeiter im Bereich Archäologie und Denkmalpflege der Hansestadt Lübeck, der damals mit dabei war. Er schätzt die Tür jünger ein, als das Haus, das im 16. Jahrhundert erbaut wurde. „Sie stammt vermutlich aus der Zeit des Rokoko, als es eine Vorliebe für derart verzierte Türen gab und die damals im 17./ 18. Jahrhundert einfach modern war“, so Wilde. Olaf Hensel, Pächter des Café Art, freut die Aufmerksamkeit: „Unser Café setzt auf die Verbindung von Tradition und Kunst. Die schöne Tür sei viel zu selten zu sehen, denn sie ist eben fast immer geöffnet.“

Als Garnath den Aufruf gelesen hat, nahm er sich als Lübeck-Liebhaber das Buch „Lübecker Türen“ zur Hand und recherchierte. Nach zwei Dritteln wurde er fündig und sendete die Lösung an das Wissenschaftsmanagement. Dort gingen zahlreiche Hinweise ein. Unter anderem tippten die Leser auf das Schabbelhaus in der Mengstraße sowie auf das städtische Fortbildungszentrum in der Dr. Julius-Leber-Straße 67, wo ähnliche Türen im Rokoko-Stil zu finden sind. Dr. Lutz Wilde bestätigte gegenüber dem Wissenschaftsmanagement, dass es sich um die Tür und den Hauseingang in der Kapitelstraße 4 handelt.

Das Künstlerehepaar Wolfgang Blockus und Michaela Berning-Tournier sowie Wissenschaftsmanagerin Dr. Iris Klaßen danken allen Leserinnen und Lesern, die mitgemacht haben und freuen sich, dass es die Tür, die der Künstler in den 70er Jahren als Grundlage für sein Öl-Bild „Industrielles Stillleben“ fotografiert hat, immer noch in Lübeck gibt. +++