Veröffentlicht am 18.11.2009

Lübecks Bürgermeister reist und tagt in Pärnu


Herbstkommission der Hanse tritt am Wochenende in Estland zusammen

Lübecks Bürgermeister und Hansevormann Bernd Saxe nimmt am kommenden Wochenende an der Herbstkommission der Hanse teil. Diese Sitzung in Pärnu dient der Vorbereitung des 30. Hansetages, der vom 24. bis 27. Juni 2010 in der estnischen Hansestadt ausgetragen wird.

Auf der Tagesordnung stehen unter anderem folgende Themen:

  • Das Projekt „Hanseartworks“ mit ihrer vierten Kunstausstellung, die während des Hansetages in Pärnu zum Thema „HANSEreiseKOFFER“ zu sehen sein wird. Lübeck will sich mit der Künsterlerin Renate Schürmeyer beteiligen.
  • Umweltschutzpreis. Die schwedische Hansestadt Kalmar verleiht jedes Jahr im Rahmen der Hansetage diesen Preis, der mit 100 000 Schwedenkronen (rund 9800 Euro) dotiert ist. Er geht an Organisationen, die einen besonderen Beitrag für den Umweltschutz in der Ostseeregion oder anderen Gewässern im Hanseraum leisten.
  • Mitgliedsanträge aus den Hansestädten Lippstadt und Hamm für die Hanse-Gilde. Diese berät und unterstützt den Städtebund bei seinen Aktivitäten und Vorhaben oder initiiert eigene Projekte. Die Mitglieder der Hanse-Gilde haben sich in der Regel während ihrer früheren beruflichen oder ehrenamtlichen Tätigkeit für den Städtebund die Hanse in besonderer Weise eingesetzt und bringen als Gilde-Mitglieder ihre Erfahrungen auch weiterhin in die Arbeit des Städtebundes ein. Der Vorsitzende der Hanse-Gilde ist Jan Lindenau aus Lübeck.

In der Kommission hat jedes der 16 Mitgliedsländer einen Sitz. Ausnahme: Deutschland stehen fünf Sitze zu, ebenso dem Präsidium der Hanse. Einen weiteren Sitz nimmt die Youth Hansa, die Jugendorganisation der Hanse, ein. Beratende Stimmen haben die Ausrichter der nächsten drei Hansetage, die Hanse-Gilde und diejenige Stadt, die zuletzt den Hansetag veranstaltete.

Vertreter folgender Hansestädte nehmen an der Kommissionssitzung in Pärnu teil: Bergen/Norwegen, Brügge/Belgien, Deventer/Niederlande, Gdansk/Polen, Herford, Kalmar/Schweden, Kaunas/Litauen, King’s Lynn/England, La Rochelle/Frankreich, Lippstadt, Lübeck, Lüneburg, Neuss, Osnabrück, Pärnu/Estland, Riga/Lettland, Rostock, Salzwedel, Slupsk/Polen, Stade, Turku/Finnland, Visby/Schweden, Welikij Nowgorod, Witebsk/Weißrussland und Zwolle/Niederlande. Abgesagt haben Aberdeen/Schottland und Hafnarfjördur/Island,

Hintergrund zur Hansestadt Pärnu:

Pärnu / Pernau ist erstmals 1365 als hansisch ausgewiesen. Damals bestätigte die Stadt Dorpat (heute Tartu) in einem Schreiben an Lübeck und alle zur Hanse gehörenden Städte, dass es gemeinsam mit seinen Nachbarstädten Pernau und Fellin die Bestimmungen des Friedensvertrages einhalten wolle, den die Hansestädte mit König Waldemar von Dänemark geschlossen hatten. Pernau wurde 1370 auch in den dänischen Privilegien des Stralsunder Friedens einschließlich der späteren Bestätigungen genannt, die die Handelsrechte der Hansestädte im dänischen Reich festsetzten. Nach den drei großen livländischen Städten Riga, Reval und Dorpat nahmen an vierter Stelle Kaufleute der Stadt Pernau am hansischen Handel teil, der bis nach Flandern und Holland und in die skandinavischen Länder reichte.

Zwar war Pernau nie auf einer gemeinhansischen Tagfahrt (Hansetag) vertreten und wird auch in den Verzeichnissen der Hansestädte aus dem 15. Jahrhundert nicht genannt. Die Mitgliedschaft in der Hanse steht dennoch eindeutig fest und diese Einschätzung wird dadurch bestätigt, dass Pernau dann erstmals 1521 in einer Liste als Hansestadt aufgeführt wird, die die hansischen Sendboten bei Verhandlungen mit England in Brügge vorlegten.

Pernau ist somit ein sehr gutes Beispiel für die vielen kleinen Hansestädte, deren Kaufleute am hansischen Handel teilnahmen, die aber wegen der hohen Kosten keine eigenen Abordnungen auf die allgemeinen Hansetage entsandten, sondern sich von einer größeren Nachbarstadt vertreten ließen.

Am Anfang des 16. Jahrhunderts schuf die Hanse dann im Hinblick auf die kleineren Städte klare Verhältnisse, indem man seither zwischen den Städten unterschied, deren Sendboten an den Hansetagen teilnehmen durften, und denjenigen, deren Kaufleute die Privilegien der Hanse (des niederdeutschen Kaufmanns) im Ausland wahrnehmen durften. Die kleineren Städte waren aber nach wie vor im Außenhandel privilegiert.

In der im Jahr 1980 entstandenen Hanse der Neuzeit ist Pärnu seit 1988 aktiv und hat seitdem kontinuierlich an den jährlichen Hansetagen teilgenommen. +++