Veröffentlicht am 24.11.2006

Bausenator stellt neue Broschüre zu Lübecker Friedhöfen vor

„Lübecker Friedhöfe / Vorwerker Friedhof 100 Jahre von1907 bis 2007“ heißt das neue Heft in der Schriftenreihe „Lübeck plant und baut“, das am Freitag, 24. November 2006, von Lübecks Bausenator Franz-Peter Boden vorgestellt wurde. Anlass zu der neuen Publikation ist das 100jährige Bestehen des Vorwerker Friedhofs.

Am kommenden Sonntag ist Totensonntag. Im November gedenken wir mit dem Totensonntag und dem Volkstrauertag der Verstorbenen. Friedhöfe sind aus unserem geprägten Kulturverständnis nicht wegzudenken. Als Stätten der Trauer und des Gedenkens haben sie eine unverzichtbare Bedeutung. Sie sind Orte der Erinnerung und Begegnung, aber auch zeitgeschichtliche Erinnerungsspeicher. Friedhöfe archivieren Tradition und geschichtliche Ereignisse, aber auch den Wandel von Einstellungen und Ideen. Sie sind Refugien.

Bestattungsriten sind so alt wie die Menschheitsgeschichte. Ihre Bedeutung resultiert aus der Notwendigkeit, Trauer zu verarbeiten und Jenseitserwartungen einen angemessenen kulturellen Rahmen und Raum zu geben.

Früheste Zeugen der Bestattungskulturen auf heutigem Lübecker Gebiet sind in die Jungsteinzeit (2500 - 2000 v. Chr.) zu datieren. Das zeigt das sehr eindrucksvolle und gut erhaltene, 1844 freigelegte, Großsteingrab in Waldhusen sowie eines in Blankensee. Sie bargen Körperbeisetzungen lokaler Sippen.

In der darauf folgenden Bronzezeit (2000 - 1300 v. Chr.) änderte sich die Bestattungskultur von der Körperbeisetzung zur Aschenbeisetzung. Die Asche wurde durch umgebene Steinpackungen geschützt, der Hügel von daher wesentlich unscheinbarer und in späteren Kulturen sehr häufig durch Ackerbau zerstört.

Auch in der folgenden Eisenzeit blieb es beim Verbrennen der Toten und der Beisetzung in Urnengräber oder in Brandgrubengräber.

Mit dem Übergang zum Christentum setzte sich die Erdbestattung durch. Hochrangige Verstorbene wurden in den geweihten Räumen der Kirchen bestattet, die übrigen Mitglieder der Gemeinde davor, also auf freiem Feld in unmittelbarem Umkreis der Kirche.

Mitte des 14. Jahrhunderts wurden in Mitteleuropa erstmals und mit den verheerenden Folgen der Pest hygienische Anforderungen erlassen und in Bestattungsordnungen geregelt. Es entstanden die sogenannten Pestfriedhöfe. In Lübeck der St.-Lorenz-Friedhof 1597 und der St.-Jürgen-Friedhof 1645.

Bis zur Zeit der industriellen Revolution änderte sich das Bild der Friedhöfe kaum. Erst im 19. Jahrhundert - zu Beginn der zweiten großen Wachstumsphase Lübecks - wurde das Bestatten wieder modifiziert. Das Bestatten um die Kirchen herum wurde in Lübeck aufgegeben. Es fanden Zuweisungen von Bestattungs- und Friedhofsflächen außerhalb statt. So wurde 1832 der Burgtor-Friedhof als zunächst rein kirchliche Ausgründung angelegt. Im 20. Jahrhundert kamen dann die städtischen Friedhöfe Vorwerk und Waldhusen hinzu.

Der Vorwerker Friedhof ist beinahe der jüngste Friedhof in Lübeck. Nur der Friedhof Waldhusen wurde zwei Jahre später gegründet.

Demnach blicken wir im kommenden Jahr 2007 auf 100 Jahre Friedhofsgeschichte Vorwerker Friedhof zurück. Der Vorwerker Friedhof, zunächst gedacht als Ersatz für die Friedhöfe St.-Lorenz und den allgemeinen Gottesacker - heute Burgtor-Friedhof -, wurde der Hauptfriedhof Lübecks.

Er umfasst die größte Friedhofsfläche, die meisten Bestattungen und zentralen Einrichtungen, wie Friedhofsverwaltung und das Krematorium. Der Vorwerker Friedhof wirkt vor allem durch seine parkartige Gestaltung. Geplant und gebaut wurde der Vorwerker Friedhof von dem berühmten Gartenarchitekten Erwin Barth 1907 und die Erweiterung 1924 von seinem ebenso berühmten Gartenarchitektenkollegen Harry Maasz.

Das Buch über den Vorwerker Friedhof ist das zweite seiner Art über Lübecker Friedhöfe. Der erste Band, der 2002 erschien, berichtete über die prominenten Gräber des Burgtor-Friedhofes.

Senator Boden zeigte sich über die Publikation hoch erfreut. „Das Buch konnte nur entstehen durch das Engagement des früheren Leiters der städtischen Friedhöfe, Wilfried Fick und die finanzielle Förderung durch die Gesellschaft zur Beförderung gemeinnütziger Tätigkeit, dem Verband Frau und Kultur, Gruppe Lübeck, der Friedhofsgärtner Lübeck eG und ihrer Mitglieder sowie der Lübecker Steinmetz-Werkstätten. „Für dieses lobenswerte Engagement sprechen wir unseren herzlichen Dank aus.“ +++