Stiftung zur Rettung des Schriftguts des Archivs gegründet

Veröffentlicht am 27.07.2000

Stiftung zur Rettung des Schriftguts des Archivs gegründet

Stiftung zur Rettung des Schriftguts des Archivs gegründet

000614R 2000-07-27

Eingedenk des Mottos “Archivalien haben keine Lobby” hat Professor Dr. Gerhard Ahrens, Hamburg, eine Stiftung errichtet, deren finanzielle Erträge für die Restaurierung von Schriftgut im Lübecker Archiv bestimmt sind. Sie trägt den Namen des Historikers und Juristen Johann Friedrich Hach, der seit 1820 jahrelang am Oberappellationsgericht der vier freien Städte Deutschlands in Lübeck tätig war und eng mit der Geschichte Lübecks verbunden ist. Die Stiftung ist vor wenigen Tagen gegründet worden und stellt dem Archiv zukünftig jährlich größere Geldbeträge zur Rettung des Archivbestandes zur Verfügung. Die Mittel werden für umfangreiche Restaurierungsaufträge an Restaurierungswerkstätten in Lübeck und Norddeutschland vergeben.

Hach steht für die wissenschaftliche Bearbeitung des alten Lübecker Rechts. Er hat 1821 den - heute noch bestehenden - Verein für Lübeckische Geschichte und Altertums-kunde gegründet. Seither sind fast 200 Jahre vergangen und nicht nur diese, sondern vor allem die einst kriegsbedingte Auslagerung, die fast 50jährige Odyssee und Entfremdung der Lübecker Archivalien haben den Zustand dieser jahrhundertealten Dokumente extrem belastet. Zahllos sind die Schäden an den historischen Quellenunterlagen vom 12. Jahrhundert bis ins 19. Jahrhundert: Feuchtigkeitsschäden, Pilzbefall, Silber-fischchenfraß an den Schriftstücken, abgerissene Deckel, zerstörte Seiten, zerfledderte Rücken, ausgefaserte Pergament- und Papierseiten an den Amtsbüchern - die Liste ließe sich unendlich weiterführen.

So sind es nicht nur kostbare und auch äußerlich eindrucksvolle Unterlagen, die in ihrem Bestand gefährdet sind. Betroffen sind vor allem die unzähligen “namenlosen” Einzel-blätter des historischen Aktenbestandes des Archivs. Man kann wohl sagen, daß fast der größte Teil der 1987/90 zurückgekehrten 1100 laufenden Regalmeter Archivalien auf irgendeine Weise in seinem physischen Bestand gefährdet ist.

Dies gilt auch für die in Lübeck verbliebenen oder in einer weiteren Auslagerung im Krieg und Nachkriegszeit 1942 - 1946 beschädigten Amtsbücher, Urkunden und Akten des Lübecker Archivs. Die Benutzung von nicht restaurierten Archivalien ist jedoch entweder gar nicht möglich oder jedes Anfassen und jedes Umblättern beschleunigt den Zerfall der Unterlagen, so daß wesentliche historische Informationen auf immer verlorengehen.

Professor Dr. Ahrens hat sich durch seine Stiftung entschlossen, diesen unerträglichen Zustand nun zu bessern. Eine Aufgabe, die nur im Zeitraum von Generationen geschehen kann. Nutzer und Freund des Lübecker Archivs seit den 1970er Jahren, ist ihm bewußt, daß dieses eine der wichtigsten Schatzkammern der nordeuropäischen Geschichte ist.

Archivleiterin Professor Dr. Antjekatrin Graßmann freut sich sehr über die Stiftungs-gelder: “Die Hansestadt Lübeck kann sich wahrlich glücklich schätzen, auf diese nachdrückliche Weise ihr Gedächtnis, als das man gemeinhin ja ein Stadtarchiv bezeichnet, nun in Gegenwart und Zukunft frisch und nutzbar zu erhalten.” +++