Veröffentlicht am 05.03.1999

Die Natur mit allen Sinnen wahrnehmen und kennenlernen

Die Natur mit allen Sinnen wahrnehmen und kennenlernen

Computerspiele, Fernsehen und eine durchorganisierte Freizeit - viele Kinder haben mittlerweile verlernt, in der Natur zu spielen und ihre Umgebung auf diese Weise kennenzulernen. Da genügt es auch nicht, optimal ausgestattete Naturerlebnisräume bereitzustellen. Die Kinder brauchen Impulse und Anregungen von Erwachsenen, um zu wissen, was sie draußen alles machen können. Dazu gehört auch die Ausstattung von Schulen mit sogenannten "Naturerlebniskisten", von denen die Paul-Gerhardt-Schule am Freitag, 5. März, stellvertretend für sechs weitere Lübecker Schulen, eine erhalten hat.

Eine optimale Nutzung der Naturerlebnisräume setzt spezielle Kenntnisse bei LehrerInnen und ErzieherInnen über den spielerischen Umgang mit der Natur voraus. Die Schulen brauchen Unterstützung bei der Integration von Naturerfahrungen in den Unterricht. Eine pädagogische Begleitung interessierter LehrerInnen und ErzieherInnen ist jetzt möglich geworden, seitdem die Kreisbeauftragte für Naturerleben ihre Arbeit aufgenommen hat.

Die Kreisbeauftragte hat mit den Schulen Listen von Gegenständen erarbeitet, die speziell für das Naturerleben geeignet sind (Seile, Spaten, Becherlupen usw.). Diese kleinen Sammlungen von Schülermaterialien für Erkundungen in der Natur werden den Schulen von der Hansestadt Lübeck ("Projektgruppe Naturerleben") als Dauerleihgabe zur Verfügung gestellt. Weitere Gegenstände, die darin enthalten sind, sind Eimer und Wannen, Kescher und kleine Bestimmungsbücher, die für die Erkundung von Gewässern als Lebensraum genutzt werden sollen. Sisalwäscheleine und Augenmasken sind hilfreich beim Ertasten von Natur.

Die Materialsammlung wird ergänzt durch eine Infomappe. Diese enthält beispielsweise zahlreiche nützliche Tips zur Förderung der Wahrnehmungsfähigkeit der Kinder, die von der Kreisbeauftragten für Naturerleben zusammengestellt wurden. Außerdem enthält die Mappe spezielle Informationen zum Gebiet des Naturerlebnisraumes, eine Liste von Ansprechpartnern und andere nützliche Hinweise.

Naturerleben wird mit den jetzt wieder steigenden Außentemperaturen angenehmer. Wenn Tiere und Pflanzen aus der Winterruhe erwachen, gibt es in den Naturerlebnis-räumen "Moislinger Aue und Krähenwald" und "Fackenburger Landgraben" viel zu beobachten und zu erleben. Daher kommen die Naturerlebniskisten mit Materialien für Erkundungen in der Natur zur rechten Zeit.

In der Moislinger Aue sind inzwischen bereits Hinweis- und Informationstafeln angebracht worden. Für die Flächen am Fackenburger Landgraben wird in Kürze die Anerkennung als Naturerlebnisraum aus dem Kieler Umweltministerium erwartet. Dann beginnen auch die Außenarbeiten, wie der Bau einer Brücke über den Landgraben, Bau von Wasserplattform, Federbaumwippen und vieles mehr.

Naturerleben bedeutet ein Wahrnehmen mit allen Sinnen: Das Hören des plätschernden und glucksenden Baches und des Frühlingsgezwitschers der Vögel, das Riechen frischer Erde nach einem warmen Regen, später im Jahr das Beobachten einer Spinne beim Netzbau, das Probieren von Brombeeren, das Träumen, während man auf einer Wiese liegt oder barfuß durch den Bach läuft.

Solche sinnlichen Erfahrungen sind für die kindliche Entwicklung sehr wichtig. Ganz nebenbei werden beim Aufenthalt in der Natur auch körperliche Fertigkeiten geschult, denn Klettern, Balancieren, Schaukeln und Barfußlaufen werden von Naturerlebnisräumen geradezu herausgefordert. Naturerlebnisse sind jedoch auch Grundlage für einen schonenden Umgang mit der Natur, für umweltbewußtes Verhalten, denn die Auswirkungen des eigenen Tuns, sind in der Natur direkt erlebbar.

Die Vorteile einer Naturerlebniserziehung, wie Schulung der Sinne, Schaffung einer emotionalen Grundlage für Natur- und Umweltbewußtsein, Förderung der psychosozialen Entwicklung, liegen auf der Hand. Eltern und ErzieherInnen und insbesondere Schulen sind hier aufgefordert, neue Wege zu beschreiten. In beispielhafter Weise haben sich die Schulen im Umfeld der beiden neuen Naturerlebnisräume an den Planungen beteiligt und Interesse gezeigt, das Gelände auch innerhalb des Unterrichts zu nutzen.

Eine "Naturerlebnis-Kiste" enthält: einen robusten kleinen Rucksack, zwei Kletterseile mit Schäkeln, eine Sisal-Wäscheleine, zwei Spaten (entweder für Kinder oder große), drei kleine Plastikeimer, drei flache Plastikschalen, fünf Kescher, eine stabile Folie, vier quadratische Tücher (circa 80 x 80 cm), ein "Erdfenster" aus Stoff, 15 Becher- und 15 Käfiglupen, 20 Augenmasken ("Schlafbrillen"), einfache Bestimmungsbücher: fünfmal aus der Reihe Steinbachs Naturführer "Leben in Bach und Teich", je fünfmal aus der Reihe Kosmos Naturführer ("Der Wald", "Tierspuren", "Singvögel", "Schmetterlinge" und "Käfer"). +++