Ein Bus Rapid Transit (BRT) in „Reinform“, wie er in internationalen Best-Practice-Beispielen realisiert und im beigefügten Dokument umfangreich beschrieben wurde, erscheint für Lübeck nur eingeschränkt übertragbar und insgesamt wenig zielführend. Dabei lassen sich viele der Argumente, die im Rahmen der Kieler Trassenstudie zur Ablehnung eines BRT führten, auch auf Lübeck anwenden: Ein zentrales Argument gegen ein vollständiges „echtes“ BRT-System ist die fehlende Förderfähigkeit mit den bewährten bundesweiten Förderinstrumenten. Während der Bund schienengebundene Systeme über das Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz (GVFG) mit hohen Fördersätzen unterstützt, fehlt eine vergleichbare Unterstützung für BRT-Projekte. Dass der Gesetzgeber hier so enge Grenzen bezüglich einer Förderung zieht, ist nicht etwa zufällig so: Auch die Kieler Trassenstudie zeigt, dass BRT-Systeme im direkten Vergleich zur Straßenbahnsystemen in mehreren relevanten Kategorien unterlegen sind; besonders hinsichtlich der langfristigen Betriebskosten, Kapazität, Lebensdauer der Fahrzeuge, städtebaulichen Wirkung und Systemakzeptanz.
Hinzu kommt die Gefahr einer Doppelinvestition: In einigen Städten hat sich gezeigt, dass zunächst eingeführte BRT-Systeme mittelfristig doch durch schienengebundene Systeme ersetzt wurden oder aber perspektivisch ersetzt werden sollen, da diese bezogen auf die Aspekte Kapazitäten und Fahrgastwachstum leistungsfähiger sind. Auch dies wurde im Kieler Entscheidungsprozess berücksichtigt.
Nichtsdestotrotz können ausgewählte Komponenten eines BRT-Ansatzes durchaus sinnvoll auf Lübeck übertragen werden, wie der gezielte Aufbau einer hochwertigen Businfrastruktur auf besonders stark frequentierten Achsen (Premiumrouten). Hierzu gehören beispielsweise eigenständige durchgängige Busspuren sowie priorisierte Ampelschaltungen zur Verbesserung der Reisezeiten und Pünktlichkeit. Auch größere Fahrzeuge oder eine verbesserte Haltestelleninfrastruktur – z. B. durchgehend barrierefrei ausgestaltete Kap- und Fahrbahnrandhaltestellen mit hoher Infrastrukturqualität – könnten die Leistungsfähigkeit, Zuverlässigkeit und Attraktivität im bestehenden Busverkehrssystem gezielt stärken.
Ein solch selektiver Ansatz wäre im Sinne eines „BRT light“ durchaus denkbar; eingebettet in das Gesamtkonzept des Verkehrsentwicklungsplans (VEP) der Hansestadt Lübeck. Damit könnten zwar keine vollständigen Wirkungen eines hochleistungsfähigen Systems wie einer Straßenbahn erzielt werden, aber doch qualitativ spürbare Verbesserungen in bereits heute besonders belasteten Korridoren, beispielsweise entlang der Linie 5, geschaffen werden.
Autonome Kleinbusse – begrenzte Hebelwirkung für die Verkehrswende:
Autonome Kleinbusse, die auch Teil des Antrags VO/2024/13418-02 waren, gelten vielfach als zukunftsweisende Technologie; ihre tatsächliche Wirkung im Kontext der Verkehrswende ist jedoch stark begrenzt. Die geringe Beförderungskapazität machen sie für nachfragestarke Hauptachsen (z. B. Pendlerströme, Schul- und Universitätsverkehre) ungeeignet. Ihre Einführung sollte daher auf spezifische Einsatzfelder fokussiert werden, etwa als Zubringer peripherer Bereiche oder zugeschnitten auf die Mobilitätsbedürfnisse bestimmter Zielgruppen. Entscheidend ist, dass autonome Kleinbusse als Teil eines integrierten Gesamtsystems gedacht werden müssten und nicht rein technologiegetrieben.
Regio-S-Bahn (RSB) – strategisch wichtige Ergänzung:
Ein modernes RSB-System stellt eine sinnvolle Ergänzung dar, besonders im Pendlerverkehr. Erste Modellrechnungen zeigen, dass die Entlastungswirkung auf den innerstädtischen ÖPNV jedoch begrenzt bleibt, da die RSB überwiegend neue Fahrgäste anspricht und ein anderes Nachfrageprofil bedient. Aus Sicht der Stadt ist die RSB ein zentraler Baustein zur Erreichung der Modal-Split-Ziele, wenngleich ihre Umsetzung stark von externen Akteur:innen wie NAH.SH, DB, Land und Bund abhängig ist. Die Hansestadt Lübeck kann hierbei lediglich vorrangig koordinierend und unterstützend agieren, z. B. durch Flächenbereitstellung, Stationsumfeldgestaltung oder Bereitstellung einer guten lokalen ÖPNV-Verknüpfung.