Vorlage - VO/2025/14340  

Betreff: Sammlungszentrum für die LÜBECKER MUSEEN
Status:öffentlich  
Dezernent/in:Senatorin Monika Frank
Federführend:4.041.7 - Lübecker Museen Bearbeiter/-in: Schulenburg, Silke
Beratungsfolge:
Senat zur Senatsberatung
Ausschuss für Kultur und Denkmalpflege zur Kenntnisnahme
14.07.2025 
19. Sitzung des Ausschusses für Kultur und Denkmalpflege zur Kenntnis genommen / ohne Votum   
Hauptausschuss zur Kenntnisnahme
22.07.2025 
37. Sitzung des Hauptausschusses zur Kenntnis genommen / ohne Votum   
Bürgerschaft der Hansestadt Lübeck zur Kenntnisnahme
24.07.2025 
17. Sitzung der Bürgerschaft der Hansestadt Lübeck in der Wahlperiode 2023 - 2028 zur Kenntnis genommen / ohne Votum   

Beschlussvorschlag
Sachverhalt
Anlage/n

Beschlussvorschlag

 

Aufgrund der prekären Situation der musealen Sammlungsdepots (u.a. unzureichende Lagerkapazität, Lufthygiene, Klimastabilität, Brandschutz- und Diebstahlsicherheit) besteht für einige Sammlungsbestände eine akute Gefährdung bis hin zu drohendem Verlust. Aus diesem Grund ist für die Sammlungen der LÜBECKER MUSEEN dringend die Frage einer zukünftigen dauerhaften Lagerung zu klären, die konservatorischen Standardanforderungen gerecht wird und eine deutliche Verbesserung im Hinblick auf Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit darstellt. Forciert wird der Handlungsbedarf durch die mittelfristig anstehenden Sanierungsmaßnahmen in einigen Museen, die eine kostspielige Auslagerung von Sammlungsbeständen aus den aktuell als Depot genutzten Flächen notwendig machen.


 


Begründung

 

  1. Ausgangslage: Zur Depotsituation der LÜBECKER MUSEEN

 

In den Sammlungen der LÜBECKER MUSEEN werden äerst wertvolle Kunstschätze und Kulturobjekte verwahrt, die für die Weltkulturerbe-Stadt Lübeck wichtige kulturelle, histori­sche und politische Gedächtnisträger sind. Das Spektrum der Kunst und der kulturgeschicht­lichen Sammlungen reicht vom frühen Mittelalter über die Klassische Moderne bis zur Moderne und zur Gegenwart, sie dokumentieren als unersetzlicher Kulturschatz die Lübecker Geschichte. Einige herausragende und einzigartige Objekte sind von nationaler Bedeutung, so beispielweise der Greverade-Altar von Hans Memling oder die berühmten Schnitzaltäre im St. Annen-Museum. Ebenso von großer Bedeutung ist die Sammlung Kul­turen der Welt, die zu den ältesten ethnologischen Museen Deutschlands zählt. Sie ist Spie­gel einer Tradition bürgerlichen Reisens und Sammelns, die bis in das 17. Jh. zurückreicht. Heute bewahrt sie rund 30.000 Objekte aus allen Erdteilen von der Altsteinzeit bis in die Ge­genwart. Auf die längste museale Geschichte der Stadt blickt die Sammlung des Museums für Natur und Umwelt zurück: Die Naturaliensammlung des Lübecker Arztes und Natur­forschers Johann Julius Walbaum (17241799) bildete den Grundstock für den Ausbau der naturkundlichen Sammlungen, die heute zu umfangreichen Zoologischen Sammlungen, Geo­logischen Sammlungen und Botanischen Sammlungen angewachsen sind und angesichts der Veränderungen der Ökosysteme als Forschungssammlungen immer mehr an Bedeutung ge­winnen. Auch sie stellen »Schatzkammern« des Lebens dar und sind ein integraler Teil des Kulturerbes der Menschheit.

Bislang sind die Sammlungen der LÜBECKER MUSEEN in kleineren, zerstreuten und meist überfüllten Depots in den jeweiligen Häusern untergebracht, in denen die Flächenkapazitä­ten ebenso wie die Sicherheitsstandards überwiegend unzureichend und die konservatori­schen Bedingungen größtenteils katastrophal sind. Insbesondere im St. Annen-Museum, in dessen Räumen auch die Depots der Kunsthalle und des Museums Behnhaus Drägerhaus beherbergt sind, ist der Brandschutz als vollkommen unzulänglich zu bezeichnen, der gesam­te Bestand der Kunst ist dort akut gefährdet. Wegen schlechter konservatorischer Bedingun­gen haben einzelne Sammlungsbestände bereits Schaden genommen und zu unwiederbring­lichen Bilanzverlusten der Hansestadt Lübeck geführt.

Die meisten dort lagernden Objekte stehen zudem weder der Forschung noch der Allge­meinheit zur Verfügung, da es nicht möglich ist, an sie heranzukommen. Die aktuelle Digitali­sierung der Sammlungsbestände kann folglich nur unter erschwerten Bedingungen durchge­hrt werden, da nicht in Räumen gearbeitet werden kann, in denen die Objekte durch bio­logischen Befall belastet sind und/oder die schadhafte Bausubstanz als gesundheitsgefähr­dend einzustufen ist.

Die Dringlichkeit, hier Abhilfe zu schaffen, wurde von Verwaltung und Politik gleichermaßen in den vergangenen Jahren immer wieder thematisiert und auch im Museumsentwicklungs­plan 2020-2030 noch einmal als eine zentrale Aufgabe des Museumsverbundes definiert. Bereits 2008/2009 hatten die Museen gemeinsam mit der Stadtbibliothek und dem Archiv die Projektidee eines »Wissensspeichers« entwickelt, in dem die Bestände der drei Einrich­tungen konservatorisch angemessen untergebracht werden könnten. In den Folgejahren wurden hierzu die jeweiligen Raumbedarfe und Bedingungen ermittelt und das Projekt ge­meinsam mit der KWL und dem Bereich Liegenschaften umsetzungsreif vorbereitet. Der Großteil der für eine Nutzung als »Wissensspeicher« geprüften Gebäude erwies sich jedoch als nicht geeignet, weil die notwendigen klimatechnisch-baulichen Voraussetzungen nicht erfüllt wurden, der erforderliche Platz nicht vorhanden war und/oder die bauliche Herrichtung nicht wirtschaftlich gewesen wäre. Mit dem Grundstück »Am Herrendamm« wurde schließ­lich ein Standort gefunden, den die Verwaltung 2014 als geeignet einordnen konnte. Die für die Finanzplanung 2015-2018 angemeldeten Baukosten (damals: 10,36 Mio. Euro) wurden im Haushaltsentwurf aus finanzwirtschaftlichen Gründen jedoch immer wieder verschoben, da die Finanzierung im Rahmen des gedeckelten Investitionsprogramms der Hansestadt nicht gesichert war, sodass das Grundstück am Herrendamm zwischenzeitlich veräert wurde. Nachdem auch eine weitere Lösung in dem ehemaligen Praktiker-Baumarkt in der Geniner Straße 2016 nicht als gemeinsames Projekt realisiert werden konnte, wurde aufgrund der zunehmenden Dringlichkeit für die Stadtbibliothek, die aus den Gebäuden auf dem Priwall ausziehen musste, sowie aufgrund der größeren Wahrscheinlichkeit, Teilflächen für die drei Institutionen zu finden, von der ursprünglichen Idee einer »großen« gemeinsamen Lösung Abstand genommen.

Die Stadtbibliothek konnte im Jahr 2020 mit ihrem Magazin langfristig in Räumlichkeiten der Einsiedelstraße 6 umziehen. Für das Archiv sieht der aktuelle »Zwischenbericht Raumplanung IV«r die Kernverwaltung der Hansestadt Lübeck (VO/2025/14014) eine räumliche Erweiterung im Zeughaus vor. Dies bedingt jedoch den dauerhaften Auszug der Sammlung Kulturen der Welt aus dem Zeughaus. Aufgrund der auch im Zeughaus notwendigen Sanierungsarbeiten muss eine Auslagerung der Sammlung aus dem Haus allerdings ohnehin mittelfristig erfolgen (geplanter Sanierungsbeginn: 2029).

Gleichwohl mögliche Synergien durch die gemeinsame Nutzung von Depotflächen weiter im Blick behalten werden, ist somit für die Stadtbibliothek eine Lösung gefunden und für das Archiv eine sinnvolle Option aufgezeigt, die im weiteren Planungsprozess zu überprüfen ist. Lediglich für die Sammlungen der Museen wurde noch kein konkreter Plan zur adäquaten Unterbringung entwickelt. Die aufgrund der nicht mehr tragbaren Zustände in den Depots ohnehin schon dringliche Klärung dieser Frage wird aufgrund der anstehenden Sanierungen einiger Häuser nun jedoch immer virulenter.

 

  1. Aktueller Handlungsbedarf: Sanierung der Museen

 

Besonders akut stellt sich die Situation für das Hauptdepot der Kunstsammlungen im Mu­seumsquartier St. Annen dar. Für den gesamten Gebäudekomplex des Museumsquartiers besteht ein dringender Sanierungsbedarf, der in den vergangenen Jahren mithilfe einer um­fassenden Untersuchung in Form einer Machbarkeitsstudie durch das Gebäudemanagement der Stadt ermittelt wurde. Es werden umfängliche Maßnahmen von den Gewölbekellern bis zu den Dächern notwendig sein, deren Umsetzung einige Jahre in Anspruch nehmen wird. Für die aktuell als Depot genutzten Flächen hat die Studie festgestellt, dass die Depot­bestände nicht nur für den Zeitraum der Sanierung, sondern dauerhaft aus dem denkmalge­schützten Gebäude ausgelagert werden müssen, da die Dachbereiche der historischen Bau­ten im Museumsquartier aus Gründen des Brandschutzes, des Denkmalschutzes und der statischen Tragfähigkeit zukünftig nicht mehr mit Lager- oder Funktionsflächen belegt wer­den dürfen.

Neben dem Zeughaus und dem St. Annen-Komplex stehen auch in anderen Häusern der Museen mittelfristig Sanierungen und/oder Modernisierungen an, die eine Klärung der Depotfrage notwendig machen. Bei den Planungen für das neue Museum für Natur und Umwelt würde etwa eine Auslagerung der Sammlungsbestände zu einem geringeren Erweiterungsbedarf der Gesamt­flächen am jetzigen Standort führen. Auch für das Holstentor sind im Rahmen des Bauunter­halts in nächster Zeit bauliche Maßnahmen geplant (u.a. Erneuerung der Heizungsanlage), die eine Auslagerung der Ausstellungsobjekte notwendig machen. Die in den vergangenen Jahren immer wieder aufgeschobene, mittelfristig aber weiterhin geplante Generalsanierung des Industriemuseums wird schließlich auch die Klärung der ebenfalls sehr schwierigen Depotsituation in Herrenwyk erfordern.

Unabhängig von zukünftigen dauerhaften Lösungen müssen die Kunstobjekte bzw. die naturkundlichen Objekte während jeglicher Baumaßnahmen in den Häusern sicher ausgela­gert werden. Ein Halten der Bestände auf den Baustellen ist aus Sicherheitsgründen unbe­dingt auszuschließen.

 

  1. Empfehlung aus der externen Voruntersuchung: Ganzheitliche Lösung eines Sammlungszentrums

 

Im Zuge erster dringender Bauunterhaltungsmaßnahmen im St. Annen-Museum mussten bereits Teilflächen des Dachgeschosses geräumt werden. Für einige der ausgelagerten Bestände wurden Depotflächen der Firma Hasenkamp in Hamburg angemietet. Weitere Bestände können in dem ebenfalls zum Zweck der Zwischenlagerung angemieteten ehemaligen Archiv der Lübecker Nachrichten in Herrenholz untergebracht werden. Da solche ex­ternen Zwischenlagerungen relativ hohe Kosten verursachen und vor allem das generelle Problem einer sachgemäßen und sicheren Lagerung von Kulturgut nicht dauerhaft lösen, hat die Kul­turstiftung das auf Depot- und Archivbauten spezialisierte Planungsbüro Iconyk aus München beauftragt, ein qualifiziertes Mengengerüst für alle musealen Sammlungen zu ermitteln, um belastbare Planungsgrößen für die zukünftige Magazinierung zu gewinnen und einen Raum- und Funktionsplan für ein Sammlungszentrum zu entwi­ckeln.

Die Untersuchung kommt zu dem Ergebnis, dass die Depotsituation der LÜBECKER MUSEEN insge­samt als prekär zu bezeichnen ist und es unabhängig von der notwendigen Auslagerung von Sammlungen während der Sanierungsarbeiten auch langfristig wenig zielführend und nicht wirtschaftlich ist, einzelne Standorte in den Häusern provisorisch zu ertüchtigen. Um die diversen Defizite nicht weiter in die Zukunft zu »verschleppen« und damit weitere irreversible Schäden oder gar Verluste zu riskieren, empfiehlt die Studie folglich die ganzheitliche Lösung eines neuen zentralen Depots, das die Probleme der Lagerkapazität, der Lufthygiene und Klimastabilität ebenso wie der fehlenden Funktionsbereiche löst.

Im Hinblick auf die benötige Depotfläche ermittelt die Untersuchung einen gesamten Mengenbedarf von rund 7.180 m² NUF (BGF: 9.872,50 m²) für alle Sammlungen der LÜBECKER MUSEEN. Für die Realisierung dieser Fläche als Neubau wird in einer Kostenprognose ein Volumen von rund 21 Mio. Euro angenommen (Stand: 9.8.2024). Hier beruft sich Iconyk auf Vergleichsprojekte innerhalb der Bundesrepublik Deutschland, die in den letzten Jahren realisiert worden sind.

Von der Agentur wurde ebenso berechnet, welche Mehrkosten der Hansestadt entstehen, wenn während der Sanierungsprojekte St. Annen und Museum für Natur und Umwelt für die Auslagerung kein zentrales Sammlungszentrum zur Verfügung steht. Nach diesen Berech­nungen beliefen sich die Mehrkosten für eine Interimslagerung der Kunstsammlungen sowie der naturkundlichen Sammlungen auf rund 5,5 Mio. Euro. Dabei gehen die Berechnungen von einer vierjährigen Zwischenlagerung und den anschließenden Umzug in ein zentrales Depot aus. Nicht berechnet wurden die erheblichen Mehrkosten, die für eine Wiedereinrich­tung von Depotflächen in den Häusern verursacht würden, da Iconyk diese Möglichkeit als nicht wirtschaftlich und nicht nachhaltig erachtet.

Ein Blick auf die Vergleichsobjekte in anderen deutschen Städten stützt diese Betrachtung:  Da zahlreiche Museen in historischen Gebäuden verortet sind und die Einrichtung moderner Depots, die optimal den Funktionen und Aufgaben angepasst werden können und zudem den Erfordernissen einer hohen Energieeffizienz entsprechen, innerhalb historischer Bauten nahezu unmöglich ist, wurde bei den meisten aktuellen Bauprojekten im Bereich der Museumsdepots die Entscheidung gefällt, einen Neubau zu errichten und kein Bestands­gebäude zu ertüchtigen. Nach dem Neubau eines modernen Passivdepots für die Städtischen Museen in Freiburg im Breisgau im Jahr 2012 sind nun in den letzten Jahren neue Depots in Münster, Potsdam, Regensburg, Schleswig, Schwerin, Stralsund und in Ulm errichtet worden, weitere Projekte sind im Bau oder in Planung, so beispielsweise in Bielefeld, Osna­brück und in Kempten. Interessanterweise haben auch mittlere Städte wie Lörrach (50.000 Einwohner:innen) die Notwendigkeit erkannt, ihre Museumsbestände in einem modernen Depot für die Zukunft zu bewahren.

 

  1. Zielsetzungen und Vorteile eines Sammlungszentrums

 

Erste Priorität ist es, mit einem modernen Depot die Sammlungsobjekte sicher und geschützt für die Zukunft zu verwahren und das so energieeffizient, nachhaltig und kostengünstig wie möglich. Neben den Zielen der konservatorischen Sicherheit, der Wirtschaftlichkeit und der Nachhaltigkeit sind mit der Errichtung eines neuen Sammlungszentrums weitere Zielsetzun­gen bzw. Vorteile verbunden:

 

Zuwachs dringend benötigter Ausstellungsflächen:

Durch die Auflösung einiger aktueller Depotflächen im zentral und attraktiv gelgenen St. Annen-Museum können diese für andere Funktionen bereitgestellt werden, z.B. als dringend benötigte Ausstellungsfläche oder aber als Vermittlungsräume. Nachdem die Bundesbank nicht mehr als Standort für die Sammlung Kulturen der Welt in Frage kommt, könnte etwa die im interfraktionellen Arbeits­ausschuss diskutierte Option einer öffentlichen Präsentation der Sammlung Kulturen der Welt im St. Annen-Museum wieder aktuell werden. Diese wurde aufgrund mangelnder Flächen zum damaligen Zeitpunkt nicht weiter verfolgt. Ebenso ist es denkbar, der archäologischen Sammlung im Museumsquartier temporäre Flächen für Sonderausstellungen anzubieten.

 

Stärkung der Forschung:

Ein modernes Depot mit zeitgemäßem digitalen Standortmanagement ermöglicht das jeder­zeitige Auffinden und den Zugang zu den Objekten eine Notwendigkeit, die für die museale Arbeit eigentlich selbstverständlich, bislang aber leider nicht gegeben ist. Die Zugänglichkeit zu den Objekten ist nicht nur Voraussetzung für die Entwicklung spannender neuer Aus­stellungen und Präsentationen aus dem eigenen Sammlungsbestand, sondern auch für die aktuelle umfassende und systematische Digitalisierung der Bestände. Eine solche digitale Transparenz ist ebenso wie die Auffindbarkeit und die Zugänglichkeit wiederum Grundla­ge für die wissenschaftliche Arbeit mit den Sammlungen. In einem modernen Depot ermög­lichen Funktionsbereiche wie ein Foto/Digitalisierungsstudio, ein Vorlege- und Seminarraum und eine effiziente Logistik die wissenschaftliche Aufarbeitung der Sammlungsbestände ebenso wie externe wissenschaftliche Forschungen an den Objekten.

 

Effizientere Organisation von (interdisziplinären) Arbeitsprozessen:

Die Planung und Errichtung eines neuen zentralen Depots bietet den Museen die einmalige Möglichkeit, Nutzerbedarfe gut miteinander abzustimmen, Synergien zu schaffen und eine effiziente Arbeitsinfrastruktur zu etablieren. Dies ist vor allem dann der Fall, wenn das Depot als Sammlungszentrum realisiert wird, d.h. neben den Sammlungen weitere Funktionsräume wie Werkstätten, Inventarisierungsbüros und auch öffentlichkeitsorientierte Räume wie Konferenz- und Vorlegeräume vorhält. Auf diese Weise kann die sehr facettenreiche Arbeit mit den Sammlungen »hinter den Kulissen«, die in hohem Maße von Interdisziplinarität ge­prägt ist, an einem zentralen Ort konzentriert werden, so dass verschiedene Fach- und Sach­gebiete kurze Wege für eine direkte Kommunikation erhalten und auch komplexe konserva­torische und kuratorische Fragestellungen interdisziplinär bearbeiten könnten.

 

Stärkung des öffentlichen Zugangs zu den Sammlungen:

Ein weiterer Vorteil der digitalen und analogen Zugänglichkeit zu den Objekten sowie unterschiedlicher Funktionsbereiche unter einem Dach ist die Möglichkeit der Entwicklung (analoger und digitaler) Partizipationsräume und »Schaufenster«-Konzepte, die einer möglichst breiten Öffentlichkeit Einblicke in die Sammlungen selbst, aber auch in die vielfältigen Prozesse der Sammlungsarbeit gewähren. Damit kann auch die öffentliche Unterstützung für die Kultureinrichtungen und für die Investition in den Kulturerhalt weiter ausgebaut werden. Somit können die Museen ihrer gesellschaftlichen Verpflichtung, die Sammlungsbestände nicht nur vor Schaden zu bewahren, sondern auch transparent zu machen und ihre Geschichte zu erzählen, sehr viel besser nachkommen.

 

Flexibilität in der Erweiterung:

Bei neuen Depot- und Archivbauten besteht je nach Standortvoraussetzung die Möglich­keit, zukünftige Erweiterungsoptionen des Gebäudes einzuplanen. Sollten beispielsweise dem Archiv der Hansestadt Lübeck am angedachten zukünftigen Standort im Zeughaus nicht ausreichend Flächen zur Verfügung stehen, so ließe sich das Sammlungszentrum auch noch zu einem späteren Zeitpunkt zu einer »Wissensspeicher«-Variante ausbauen, bei der Syner­gien genutzt werden könnten.

 

  1. chste Schritte

 

Um die Errichtung eines Sammlungszentrums weiter prüfen zu können, sind als nächste Schritte die Ermittlung eines potentiellen Standortes sowie die Klärung der Bauherrschaft und der Kosten- und Finanzierungsfrage notwendig.

Hinsichtlich eines Standortes haben die LÜBECKER MUSEEN bereits eine geregelte Grund­stücksanfrage an den Bereich Liegenschaften gerichtet. Grundsätzlich wird ein Standort in zentraler und/oder verkehrlich gut erreichbarer Lage favorisiert, dessen Grundstücksgröße idealerweise auch die Möglichkeit bietet, die o.g. eventuelle Erweiterung für andere wertvolle Bestände der Hansestadt Lübeck bei der Planung zu be­cksichtigen. her geprüft wird derzeit ein Grundstück auf einem ehemaligen Kleingartengelände in Eichholz.

Im Hinblick auf die Bauherrschaft sind die unterschiedlichen Optionen zu prüfen und zu be­werten (z.B. Bau durch die Hansestadt Lübeck, durch eine städtische Tochtergesellschaft, durch einen privaten Anbieter oder durch die Kulturstiftung Hansestadt Lübeck).

Parallel zur Klärung der Standortfrage und der Bauherrschaft ist ein Finanzierungskonzept zu erstellen, das eine überwiegende Finanzierung durch Drittmittel vorsieht. Hierzu haben erste Sondierungsgespräche mit Stiftungen stattgefunden, die grundsätzlich ihre Bereitschaft zur Unterstützung signalisiert haben.

Von einer größeren überregionalen Privatstiftung konnte die Kulturstiftung Hansestadt Lübeck bereits Mittel für eine:n Projektplaner:in einwerben, der/die den weiteren Prüf- und Realisierungsprozess begleiten und steuern soll und im Falle eines positiven politischen Beschlusses über das Projekt das Bauvorhaben bis zur Leistungsphase 3 planen und Kostenberechnungen anstellen kann. Die Ergebnisse der Prüfungen und weiteren Sondierungen werden den politischen Gremien zur Entscheidung vorgelegt.

 


 


Anlagen

keine