Vorlage - VO/2023/12658  

Betreff: Begegnungsstätte für drogensuchtkranke Bürger:innen:
Zwischenevaluation
(u. a. Beantwortung der Anfrage von AM Helmut Müller-Lornsen vom 12.09.2023, VO/2023/12530)
Status:öffentlich  
Dezernent/in:Senatorin Pia Steinrücke
Federführend:2.020 - Fachbereichs-Controlling Bearbeiter/-in: Anton, Jessica
Beratungsfolge:
Senat zur Senatsberatung
Ausschuss für Soziales zur Kenntnisnahme
07.11.2023 
4. Sitzung des Ausschusses für Soziales zur Kenntnis genommen / ohne Votum   
Ausschuss für Umwelt, Sicherheit und Ordnung zur Kenntnisnahme
21.11.2023 
2. Sitzung des Ausschusses für Umwelt, Sicherheit und Ordnung zur Kenntnis genommen / ohne Votum   
Hauptausschuss zur Kenntnisnahme
14.11.2023 
5. Sitzung des Hauptausschusses zur Kenntnis genommen / ohne Votum   

Beschlussvorschlag
Sachverhalt
Anlage/n

Beschlussvorschlag

 

Zwischenevaluierung der Inbetriebnahme der Begegnungsstätte r drogensuchtkranke

rger:innen


 


Begründung

 

Die Begegnungsstätte wurde am 30.03.2023 durch die AWO Schleswig-Holstein gGmbh in Betrieb genommen.

 

Im ersten Meilenstein der Inbetriebnahme ging es darum, Vertrauen zur Zielgruppe aufzubauen, die Begegnungsstätte in dem Umfeld drogensuchterkrankter Menschen fortlaufend bekannt zu machen und die Menschen in die Angebote einzubinden. Dies wird durch alle Beteiligten inkl. Streetwork verfolgt. Es besteht ebenfalls ein enger Austausch zur AWO und zur Polizei.

Es wurde zum Zeitpunkt der Eröffnung der Begegnungsstätte zwischen den Akteur:innen AWO, Polizei und Hansestadt Lübeck vereinbart, dass nach ca. einem halben Jahr ein erstes Fazit und eine Zwischenevaluation gezogen wird.

 

Die Evaluierung erfolgte im Austausch zwischen der AWO, der Polizei und der Hansestadt Lübeck am 13.10.2023.

 

Die AWO stellte fest, dass die Begegnungsstätte sowie die Hilfs- und Beratungsangebote stetig vermehrt angenommen werden. Dies zeigt sich u.a. sowohl in den steigenden Besucher- bzw. Kontaktzahlen, als auch an dem sich ausbauenden Beratungsangebot und den Gruppenaktivitäten. Im 2. Quartal und 3. Quartal wurden insgesamt 3.032 Besuche erfasst (2. Quartal 1.217 und 3. Quartal 1.815 Besuche). Das ergibt bei 60 Öffnungstagen pro Quartal ca. 20 bzw. 30 Besuche pro Tag, durchschnittlich 25 Besuche täglich. Ebenso wurden die Neukontakte erfasst, die im 2. Quartal 47 und im 3. Quartal 45 Personen betragen.

 

Das Beratungsangebot, das u.a. Entgiftungs- und Schuldenregulation umfasst, wurde in den letzten 6 Monaten in 309 sog. Kurzberatungen in Anspruch genommen. Weiterhin wurde das Angebot um u.a. psychosoziale Begleitung und ambulant betreutes Wohnen erweitert.

Seit Oktober stehen mithilfe einer Landesförderung auch frauenspezifische Angebote zur Verfügung. Weiterhin wird ein vielfältiges Gruppenprogramm angeboten, z.B. Kickerturnier, Filmnachmittage.

 

Die medizinische Versorgung erfolgt durch das Gesundheitsmobil, das einmal wöchentlich für 1-2 Stunden an der Begegnungsstätte zur Verfügung steht. Daneben stehen Beratung zu Safer Sex und Safer Use sowie Testung von Hepatitis-C-Virus (HCV) durch die Mitarbeitenden zur Verfügung. Durch das Gesundheitsamt soll es künftig ebenfalls eine Sprechzeit geben, bei der u.a. auch Impfungen durchgeführt werden können.

 

Weiterhin ist von der AWO ein Förderantrag für eine weitere Bereitstellung von medizinischer Beratung und Versorgung in Planung.

 

Die Öffnungszeiten sehen den Betrieb von 9 14 Uhr vor. Ab Tüffnung bis schließung nutzen die Klient:innen die Begegnungsstätte für ihren Aufenthalt, Körperpflege, Beratung und soziale Kontakte. Die ersten Klient:innen erreichen die Begegnungsstätte zur Öffnung um 9 Uhr als erste Anlaufstelle (teils nach Nächten im Freien) bzw. direkt nach Erhalt der Substitution aus der ärztlichen Praxis am Lindenplatz. Die Klient:innen, welche mittags ihre Substitute erhalten, schaffen es zeitlich innerhalb der Öffnungszeiten nicht mehr zur Begegnungsstätte.

Die AWO stellt fest, dass die Klient:innen eine längere Verweildauer in der Begegnungsstätte haben als im vorherigen Kontaktladen.

Durch den Haushaltsbegleitbeschluss der Bürgerschaft am 28.09.2023 zum Haushalt 2024 wurden für die Erweiterung der Öffnungszeiten finanzielle Mittel in Höhe von 90.000 € beschlossen. Die AWO wird hierzu entsprechende Planungen vornehmen. Eine Information wird zu gegebener Zeit erfolgen.

Zur längeren Verweildauer und zu einer besseren Inanspruchnahme der Angebote in der Begegnungsstätte trägt auch das Mittagessenangebot bei. Derzeit wird dies über die Billigkeitsrichtlinie ermöglicht. Durch den Haushaltsbegleitbeschluss der Bürgerschaft am 28.09.2023 zum Haushalt 2024 wurden für das Gratisessensangebot finanzielle Mittel in Höhe von 70.000 € beschlossen. Die Beschlüsse werden über jeweilige Zuwendungsbescheide umgesetzt.

 

Nach der Schließung der Begegnungsstätte stehen Streetworker:innen zur Verfügung. Dabei wurde festgestellt, dass keine Bildung von Sammelpunkten entsteht, sondern eine Verteilung in unterschiedliche Richtungen als auch zur eigenen Unterkunft/ Wohnung.

 

Die Polizei berichtet zur Situation am Lindenplatz, dass sich eine Entlastung für die Polizei nicht in den Vorgangszahlen darstellen lässt. Bei dem Hauptbahnhof sowie dem Umfeld handelt es sich naturgemäß um einen Anziehungspunkt/Treffpunkt unterschiedlichster, ortsansässiger Gruppen. Die polizeiliche Präsenz ist daher schon aufgrund der Örtlichkeit kontinuierlich hoch. Dennoch ist der „subjektive“ Gesamteindruck (insbesondere im Bereich der Denkmäler), dass sich dort die Situation verbessert hat (kein/wenig offener/verdeckter Konsum, weniger Vermüllung, weniger Körperverletzungen und Widerstände). Nicht unerheblich dafür sind allerdings auch flankierende Maßnahmen, wie der radikale Grünschnitt, gesteigerte Reinigungsintervalle sowie Austausch mit Streetworker:innen der AWO.

 

Weiterhin wird ausgeführt, dass die Szene drogensuchtkranker Menschen sehr sensibel auf polizeiliche Maßnahmen reagiert, daher verändern sich Treffpunkte regelmäßig.

Der Klingenberg vereint die Szenen der alkohol- und drogensuchtkranken Menschen und steht daher polizeilich nach wie vor im Blickfeld. Von einem Hotspot kann jedoch nicht gesprochen werden.

Durch ein internes Konzept ist sichergestellt, dass Veränderungen in Richtung eines Brennpunktes frühzeitig erkannt werden. Zudem steht die Polizei in regelmäßigem Austausch mit anderen Institutionen.

 

Die nächste Evaluation ist mit den Teilnehmenden der Sicherheitspartnerschaft für Anfang Februar 2024 verabredet. Weiterhin ist für Anfang des Jahres 2024 ein Austausch mit den Anlieger:innen geplant.

 

 

 


 


Anlagen

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