Der Ausschuss für Kultur und Denkmalpflege hat den Bürgermeister beauftragt zu prüfen, ob gemäß anliegendem Antrag der Fraktion Bündnis 90/ Die Grünen eine zusätzliche Städtepartnerschaft mit einer der britischen Hansestädte Kingston upon Hull, King’s Lynn oder Boston eine sinnvolle Ergänzung der bestehenden Städtepartnerschaften der Hansestadt Lübeck darstellen kann.
Hierzu wurde eine Stellungnahme des Vereins Lübeck Partner e.V. eingeholt. Diese steht neuen Partnerschaften grundsätzlich positiv gegenüber, betont aber auch die Notwendigkeit einer Neubelebung und ggf. Neuausrichtung der aktuellen Partnerschaften angesichts der Covid 19-Pandemie und des nachlassenden öffentlichen Interesses an Städtepartner-schaften.
Die Prüfung durch den Bürgermeister kommt zu folgendem Ergebnis:
Die im Antrag der Fraktion Bündnis 90/ Die Grünen genannten Ziele einer Städtepartnerschaft mit einer britischen Hansestadt – Begegnung, Austausch und Verständigung zwischen den Bürger:innen beider Länder – werden im Rahmen der Zusammenarbeit im Städtebund DIE HANSE bereits aktiv gelebt.
Derzeit sind acht Städte in Großbritannien (sechs in England, zwei in Schottland) Mitglieder im Städtebund DIE HANSE: Beverley, Boston, Great Yarmouth, Ipswich, King's Lynn, Kingston upon Hull, Aberdeen und Edinburgh.
Die Eintritte von Great Yarmouth und Beverley (2019 und 2020) haben gezeigt, dass gerade im Zuge des Brexits verstärktes Interesse an einer Teilnahme im Städtebund DIE HANSE als einem der größten europäischen Städtenetzwerke besteht. Die britischen Städte sind z.T. in der Hanse sehr aktiv, z.B. durch regelmäßige Teilnahme an Hansetagen, in den Gremiensitzungen der Hanse sowie in der Hansegilde. Die hansebezogenen Aktivitäten in diesen Städten werden überwiegend von ehrenamtlichem Engagement getragen. Auf den Hansetagen kommen Bürger:innen der Hansestädte unkompliziert miteinander in Kontakt und feiern das gemeinsame Kulturerbe. Jugendbegegnungen finden im Rahmen des Youth-Hansa-Programms auf den Hansetagen statt. Anlässlich des 40-jährigen Jubiläums des Städtebundes der Neuzeit wurde im Rahmen des Hansetages 2020 die Briloner Erklärung unterzeichnet. Darin bekennen sich die Mitgliedsstädte zur "verbindenden Kraft des regelmäßigen Austauschs" und setzen damit ein wichtiges Zeichen für die europäische Zusammenarbeit.
Regelmäßiger Austausch besteht auch im Rahmen der Projekt- und Arbeitsgruppen des Städtebundes, z.B. in den Bereichen Tourismus, Fair Trade, Nachhaltigkeit und Zusammenarbeit der Archive. Schüler:innen aus Lübeck, King’s Lynn und weiteren Hansestädten schreiben derzeit gemeinsam an einem Roman über die Hansezeit (Projektleitung: Gesamtschule Emmerich/Rhein). Die Stadt Kingston upon Hull vertritt als Kommissionsstadt die englischen Hansestädte im Hansebund und ist zudem Mitglied in der Steuerungsgruppe der HANSE-Kulturroute des Europarates. Die Steuerungsgruppe trifft sich mehrmals pro Jahr. Seit Beginn der Covid 19-Pandemie finden alle Aktivitäten im Städtebund primär online bzw. in hybrider Form statt.
Auch ohne formal bestehende Städtepartnerschaften fördert die Zusammenarbeit im Städtebund auch bilaterale Kontakte zwischen den Hansestädten: Beispielsweise haben sich in den vergangenen Jahren mehrere Lübecker Institutionen an britischen Hansefesten und anderen Veranstaltungen beteiligt, darunter die Forschungsstelle für die Geschichte der Hanse und des Ostseeraumes (FGHO) und die Gesellschaft Weltkulturgut mit der „Lisa von Lübeck“.
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass die Zusammenarbeit im Städtebund DIE HANSE genau wie eine aktive Städtepartnerschaft zur Völkerverständigung und Förderung der europäischen Idee beiträgt – eine Zusammenarbeit, die auch während der Pandemie durch Online- und Hybridformate gepflegt und weiterentwickelt wurde.
Die Kontakte in den bestehenden Städtepartnerschaften der Hansestadt Lübeck konnten dagegen seit Beginn der Pandemie nicht hinreichend gepflegt werden, da persönliche Begegnungen (z.B. Schüleraustausch, Begegnungsreisen von Musikgruppen etc.) das Herzstück der Partnerschaften bilden und diese lange nicht möglich waren. Darüber hinaus hat das Interesse an Städtepartnerschaften in der breiten Öffentlichkeit insgesamt nachgelassen (vgl. Stellungnahme Lübeck Partner).
Vorrangiges Ziel für 2022 und die kommenden Jahre sollte es daher sein, die bestehenden Städtepartnerschaften wieder neu zu beleben – mit attraktiven Formaten, die unter Pandemiebedingungen möglich sind, sowie baldmöglichst auch wieder mit persönlichen Besuchen. Ein entsprechendes Konzept – wie in der Stellungnahme von Lübeck Partner angeregt – befindet sich in der Ausarbeitung.
Vor diesem Hintergrund ist der Mehrwert einer zusätzlichen Städtepartnerschaft mit einer britischen Hansestadt nicht ersichtlich.
Die Zuständigkeit für die Städtepartnerschaften der Hansestadt Lübeck liegt bei der Bürgermeisterkanzlei, das Thema ist daher im Hauptausschuss zu behandeln.
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