Auszug - Antwort der Anfrage des AM Marco Sander (Fraktion21): Anfrage zur pflegerischen Versorgung der Lübecker Bevölkerung / Senior:inneneinrichtungen (SIE) der Hansestadt Lübeck (TEIL 1)  

28. Sitzung des Ausschusses für Soziales
TOP: Ö 3.1
Gremium: Ausschuss für Soziales Beschlussart: zur Kenntnis genommen / ohne Votum
Datum: Di, 01.11.2022 Status: öffentlich/nichtöffentlich
Zeit: 16:00 - 18:45 Anlass: Sitzung
Raum: Große Börse
Ort: Rathaus
VO/2022/11161-01 Antwort der Anfrage des AM Marco Sander (Fraktion21): Anfrage zur pflegerischen Versorgung der Lübecker Bevölkerung / Senior:inneneinrichtungen (SIE) der Hansestadt Lübeck (TEIL 1)
   
 
Status:öffentlich  
Dezernent/in:Senatorin Pia SteinrückeBezüglich:
VO/2022/11161
Federführend:2.502 - SeniorInneneinrichtungen Bearbeiter/-in: Wadehn, Gert
 
Wortprotokoll
Beschluss
Abstimmungsergebnis

Hierzu melden sich Frau Grädner und Herr Dr. Vieler.

 

(Anmerkung der Geschäftsführung: EAPs (von Engl. Employee Assistance Program) siehe hierzu Homepage von www.OTHEB.de)


Beschluss:

Beantwortung der Anfrage des BM Marco Sander: Anfrage zur pflegerischen Versorgung der Lübecker Bevölkerung / SeniorInnenEinrichtungen (SIE) der Hansestadt Lübeck (Teil 1)  (VO/2022/11161) aus dem Ausschuss für Soziales am 07.06.2022

 

Vorbemerkung:

1. "80 Prozent der pflegebedürftigen Menschen werden zu Hause versorgt. Aber die Zahl der

Heimplätze und ambulanten Versorger nimmt zu - und damit der Bedarf an Personal. Ermög-

lichen muss die Gesellschaft beide Modelle.

 

Die Zahl der Pflegebedürftigen steigt stetig. Zum einen leben die Menschen länger, zum an-

deren verschiebt sich aufgrund des Geburtenrückgangs seit den 1970er-Jahren auch die

Altersverteilung der Bevölkerung zugunsten der Älteren. Das führt dazu, dass nicht nur der

Pflegebedarf wächst, sondern auch die Nachfrage nach qualifizierten Kräften ["Personal"

anstatt "Kräfte"; Anm. des Verfassers], die die zumeist Hochbetagten versorgen. (...) Vier

von fünf der 4,1 Millionen Pflegebedürftigen leben in den eigenen vier Wänden und werden

meist von ihren Angehörigen versorgt. (...) Daher wird der Bedarf nach ambulanter und sta-

tionärer Pflege durch Profis und Hilfskräfte [Hilfspersonen] weiterwachsen. Derzeit arbeiten

rund 600.000 Beschäftigte, mehrheitlich Frauen, unmittelbar in der Heimpflege, davon ist fast

die Hälfte 50 Jahre und älter. In Prognosen wird von einer Personallücke von 307.000 Ar-

beitskräften bis zum Jahr 2035 ausgegangen." ¹

 

2.

a. Auch die Pflegebedarfsplanung 2017 - 2030 der Hansestadt Lübeck zeigt, dass die Zahl

der Langzeit-Pflegebedürftigen prognostisch zunehmen wird ². Und dies alles vor dem Hin-

tergrund eines bereits bestehenden Pflegepersonalmangels (der sogenannte "Pflegenot-

stand"), welcher auch die Hansestadt Lübeck betrifft ³.

 

b. Bereits 2020 erarbeitete der Beirat für Seniorinnen und Senioren der Hansestadt Lübeck

folgende Eckpunkte zur Entwicklung der städtischen SeniorInneneinrichtungen (folgend SIE

genannt). Diese umfassten u.a. folgende Forderungen/Empfehlungen:

 

  • "Aufgaben und Angebote gehören zur kommunalen Daseinsvorsorge. Die zukünftigen pflegerischen Angebote haben sich an der demografischen Entwicklung zu orientieren.
  • Die SIE sind den heutigen Ansprüchen entsprechend in Ausstattung, baulichen Anforderungen und neuen Angebotsstrukturen weiter zu entwickeln.
  • Bestehende und neue pflegerische Angebote wie ambulante Leistungen, neue Wohnformen sind zu entwickeln.
  • "Die Pflege in der Bundesrepublik Deutschland ist, wie auch im 2. Pflegestärkungs-gesetz verankert, nach dem Grundsatz ambulant vor stationär zu gestalten. Dem Pflegebedürftigen ist damit weiterhin ein Leben in häuslicher Umgebung zu garantieren. Der ambulante Ansatz ist durch alternative Wohnformen wie Altenwohngemeinschaften, Mehrgenerationen-Wohnanlagen, Altenwohnungen usw. zu ergänzen.
  • Soweit Pflege in diesem Wohnumfeld nicht mehr möglich ist, ist auch in Zukunft stationäre Pflege zu gewährleisten. Die Hansestadt Lübeck ist im Rahmen der Daseins-vorsorge gehalten, im Rahmen der zu erwartenden demografischen Entwicklung fürein bedarfsgerechtes Angebot von stationärer Pflege zu sorgen." 4

 

3. Aus diesen Entwicklungen und Prognosen ergeben sich folgende abgeleitete Fragen zu

folgenden Themenkomplexen:

 

  1. Attraktivitätssteigerung als Arbeitgeber:in (Pflegepersonalmangel)
  2. Attraktivitätssteigerung als Pflegeanbieter:in (Pflegebedarf der Bevölkerung der Hansestadt Lübeck)
  3.  Attraktivitätssteigerung als Pflegeanbieter:in (infrastrukturelle Ausstattung / Digitalisierung)
  4. Attraktivitätssteigerung Pflegestandort ("Pflegestadt" Lübeck) Diese einzelnen Fragenkomplexe werden zeitlich gestaffelt (im Abstand von 4-6 Wochen) in die Bearbeitung gegeben (als insgesamt 3 Anfragen in den Ausschuss gestellt).

 

---Ende der Vorbemerkung---

 

I. Attraktivitätssteigerung als Arbeitgeber:in (Pflegepersonalmangel)

 

Laut AOK Bundesverband zeigt sich der Personalmangel in der Pflege insbesondere auch

an unbesetzten Stellen. So waren bundesweit Ende 2018 rund 24.000 Stellen unbesetzt. Die

Neubesetzung einer Stelle dauerte im Durchschnitt rund 183 Tage und auf 100 freie Stellen

kamen zuletzt nur 25 arbeitslose Pflegefachpersonen 5. Insbesondere hinsichtlich dieser be-

reits vor fünf Jahren ernüchternden Zahlen, die prognostisch kaum positiver verlaufen

sind/werden, ist es zwingend erforderlich, wirksame Konzepte zum Abbau des Personal-

mangels zu entwickeln und vor allem diese auch umzusetzen.

 

Quellen:

¹ Heinrich Böll Stiftung (2022). Sozialatlas. Daten und Fakten über das, was unsere Gesell-

schaft zusammenhält, S. 40 - 41. URL: https://www.boell.de/sites/default/files/2022-03/Sozia-

latlas_2022.pdf

² Pflegebedarfsplanung 2017 - 2030 der Hansestadt Lübeck, S. 80

³ Pflegebedarfsplanung 2017 - 2030 der Hansestadt Lübeck, S. 63 ff

4 Pflegebedarfsplanung 2017 - 2030 der Hansestadt Lübeck, S. 107 - 108

5 AOK Bundesverband 2019, S. 24ff


 


 

 

 

 

Abstimmungsergebnis

 

einstimmige Annahme

 

einstimmige Ablehnung

 

Ja-Stimmen

 

Nein-Stimmen

 

Enthaltungen

 

Kenntnisnahme

X

Vertagung

 

Ohne Votum

 

Der Ausschuss nimmt die Beantwortung zur Kenntnis.