Veröffentlicht am 09.12.2025

Jehona Kicaj gewinnt den 12. Debütpreis des Buddenbrookhauses

Preisverleihung findet am 3. Februar 2026 im Audienzsaal des Lübecker Rathauses statt

12. Debütpreis des Buddenbrookhauses

Die Gewinnerin des 12. Debütpreises des Buddenbrookhauses 2024/25 steht fest: Die begehrte Auszeichnung für Newcomer:innen geht an die Schriftstellerin Jehona Kicaj mit ihrem Debütroman „ë“. Bei ihrem Auftritt in der zweiten Debütnacht des Buddenbrookhauses am 18. November 2025 in Lübeck konnte sie die Jury mit ihrem überragenden Debüt überzeugen. Die Preisverleihung findet am Dienstag, 3. Februar 2026, um 19 Uhr im Audienzsaal des Lübecker Rathauses statt.

Der Roman „ë“ ist ein stilles, aber sprachgewaltiges Debüt über Heimatverlust, Krieg und die Suche nach Sprache und Identität. Die Erzählerin, Kind kosovarischer Geflüchteter, wächst in Deutschland auf und erlebt dort Entfremdung, Zuschreibungen und Unverständnis. Während sie den Kosovokrieg aus der Ferne mitverfolgt, bleibt das Leid in der Diaspora allgegenwärtig. Der Roman erinnert an die kaum aufgearbeitete Geschichte des Kosovokriegs, an verschwundene und ermordete Angehörige und an eine Vergangenheit, die in Körper und Sprache weiterlebt. Der ungewöhnliche Titel „ë“ steht für einen Buchstaben, der in der albanischen Sprache eine wichtige Funktion hat, obwohl er meist gar nicht ausgesprochen wird und steht symbolisch für eine unscheinbare, aber bedeutungsvolle Stimme, die hier auf eindrucksvolle Weise Gehör findet.

Jehona Kicaj, geboren 1991 in Kosovo und aufgewachsen in Göttingen, studierte Philosophie, Germanistik und Neuere Deutsche Literaturwissenschaft in Hannover. Nach wissenschaftlichen Publikationen erscheinen von ihr seit 2020 auch literarische Texte. Sie ist Mitherausgeberin der Anthologie „Und so blieb man eben für immer. Gastarbeiter:innen und ihre Kinder“ (2023). Ihr Debütroman „ë“ hat den HANNA-Literaturpreis der Landeshauptstadt Hannover gewonnen, wurde für den aspekte-Literaturpreis nominiert und stand auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises 2025.

Die Jury begründete ihre Entscheidung für Jehona Kicajs Debütroman mit den Worten: „Jehona Kicaj findet leise, aber eindrucksvolle Worte für Sprachlosigkeit und Schweigen angesichts eines Krieges, der in Deutschland fast in Vergessenheit geraten ist. Sie erzählt von den Traumata der eigenen Familiengeschichte, von Flucht-, Kriegs- und Rassismuserfahrungen, mit denen sich die Protagonistin auseinandersetzt. Der Roman zeichnet sich besonders dadurch aus, dass er sich auf jeder Ebene mit Sprache beschäftigt, beginnend mit dem Einsatz von englischen und albanischen Passagen bis zum Leitmotiv des Zahns. Die präzisen Beschreibungen, die sowohl durch dokumentarisch-sachliche wie poetische Züge bestechen, machen den Schmerz und die Entwurzelung spürbar. Besonders eindrücklich vermittelt Kicaj dabei den Einfluss, den diese Erlebnisse nicht nur auf den Geist, sondern auch auf den Körper haben. Kicaj verflicht individuelle Erfahrung und kollektive Erinnerung zu Bildern, die persönliche wie gesellschaftliche Themen sicht- und fühlbar machen und den Lesenden lange im Gedächtnis bleiben.“

Der Debütpreis des Buddenbrookhauses wird seit 2003 alle zwei Jahre in Erinnerung an eines der erfolgreichsten Debüts der deutschen Literatur, Thomas Manns „Buddenbrooks“, verliehen und ist seit 2024/25 mit 5.000 Euro dotiert (zuvor mit 2.000 Euro). Das Preisgeld und die Preisverleihung stiftet seit Beginn der Vergabe der Lions Club Lübeck-Hanse. Bisherige Preisträger:innen sind Christof Hamann (2003), Juliane Hielscher (2005), Robert Seethaler (2007), Jan Christophersen (2009), Nino Haratischwili (2011), Carmen Stephan (2013), Verena Boos (2014/15), Simon Strauß (2016/17), Dana von Suffrin (2018/19), Yulia Marfutova (2020/21) und Behzad Karim Khani (2022/23).

Wir danken dem Bundesbeauftragten für Kultur und Medien, der Possehlstiftung, der Gemeinnützigen Sparkassenstiftung zu Lübeck und der Kulturstiftung des Landes Schleswig-Holstein für die Förderung der Debütnächte.

Die Teilnahme an der Preisverleihung ist kostenlos, jedoch wird aufgrund begrenzter Platzanzahl um eine Online-Anmeldung gebeten: www.buddenbrookhaus.de/index.php?seid=20295&vid=11510 

Weitere Informationen finden sich online unter www.buddenbrookhaus.de/debuet-im-buddenbrookhaus.  +++

Quelle: Die Lübecker Museen