Vorlage - VO/2025/14410  

Betreff: Haushaltsumfrage Mobilität 2024/Menschen unterwegs in Lübeck (MuiL)
Status:öffentlich  
Dezernent/in:Senatorin Joanna Hagen
Federführend:5.610 - Stadtplanung und Bauordnung Bearbeiter/-in: Werner, Benjamin
Beratungsfolge:
Senat zur Senatsberatung
Bauausschuss zur Kenntnisnahme
15.09.2025 
37. Sitzung des Bauausschusses zur Kenntnis genommen / ohne Votum   
Hauptausschuss zur Kenntnisnahme
23.09.2025 
39. Sitzung des Hauptausschusses zur Kenntnis genommen / ohne Votum   
Bürgerschaft der Hansestadt Lübeck zur Kenntnisnahme
25.09.2025 
18. Sitzung der Bürgerschaft der Hansestadt Lübeck in der Wahlperiode 2023 - 2028 zur Kenntnis genommen / ohne Votum   

Beschlussvorschlag
Sachverhalt
Anlage/n
Anlagen:
Anlage 1 - Infas_Berichtstexte_Menschen unterwegs in Lübeck

Beschlussvorschlag


Regelmäßig stattfindende Haushaltsbefragung zum Mobilitätsverhalten der Lübecker Bevölkerung zur Schaffung aktueller Planungsparameter


 


Begründung

 

Die Hansestadt Lübeck führt regelmäßig Haushaltsbefragungen zu dem Verkehrsverhalten der Lübecker Bevölkerung durch. Dies geschah zuletzt in den Jahren 2010 und 2017. Die daraus abgeleiteten Ergebnisse werden in verschiedenen Planungsprozessen genutzt. Hierzu gehören z. B.:

 

- neue Wohngebiete

- Anpassungen im Busverkehr

- den Umbau von Straßen

- das städtische Verkehrsmodell

- der Verkehrsentwicklungsplan

 

Die Befragung orientiert sich dabei an dem Erhebungsdesign der bundesweiten Studie „Mobiliät in Deutschland“ (MiD). Dies ermöglich nicht nur eine Vergleichbarkeit innerhalb der Studie mit z. B. anderen Städten. Darüber hinaus erlaubt es auch einen Vergleich der neuen, nun vorliegenden MuiL-Kennzahlen mit der Lübecker Umfrage von 2017, die ebenfalls Bestandteil von „Mobilität in Deutschland“ war.

 

Insgesamt wurden von Mitte Juni bis Anfang August 2024 insgesamt 2.327 Personen aus 1.247 Lübecker Haushalten befragt. Der Rücklauf war insgesamt sehr gut. Bereits Mitte Juni 2024 lag der Rücklauf bei über 50 % des beauftragten Umfangs (1.000 Haushalte) und am Ende insgesamt sogar darüber. Zentraler Bestandteil der Umfrage war das Ausfüllen einer Art Mobilitätstagebuch für einen zugewiesenen Stichtag. Ein Beispiel bzw. Muster findet sich hier: https://www.mobilitaet-in-deutschland.de/downloads.html

 

Die Teilnahme war über alle gängigen Medien möglich (Telefon, Brief, digital). Um die Repräsentativität der Umfrage zu gewährleisten, wurden die Befragungsergebnisse entsprechend statistisch gewichtet. Darüber hinaus wurden die daraus resultierenden Werte auf Basis der Gesamtstudie Mobilität in Deutschland 2023 (in einer separaten Beauftragung) auf das Jahresmittel hochgerechnet. Dies ist insbesondere für den Vergleich mit der Erhebung (Mobilität in Deutschland) von 2017 wichtig, da diese sich über das Gesamtjahr erstreckte und nicht nur wie hier über die genannten Monate.

 

Insgesamt ist festzustellen, dass die Mobilität der Lübecker:innen insgesamt abgenommen hat. Dies ist deutlich festzumachen an den durchschnittlich absolvierten Wegen pro Tag (2,9 in 2024 statt zuvor 3,2 in 2017). Dieser Effekt wird auch nicht kompensiert durch den Anstieg der Bevölkerungszahl in der Stadt, sodass (über alle Verkehrsträger hinweg) insgesamt weniger Wege absolviert werden. Dieser Trend gilt deutschlandweit und ist ebenso ein zentrales Ergebnis der „Hauptstudie“ Mobilität in Deutschland 2023 (siehe auch https://www.mobilitaet-in-deutschland.de/publikationen2023.html).

 

Mit einem Blick auf den sog. Modal Split der Wege lassen sich daraus die Auswirkungen auf die Nutzung der unterschiedlichen Verkehrsträger ableiten. Dieser stellt sich im Vergleich jeweils wie folgt dar:

 

 

MiD 2017
beck

MuiL

MuiL
(Ganzjahreswert)

zu Fuß

24,8 %

21,9 %

24,9 %

Fahrrad

20,1 %

26,0 %

20,5 %

ÖV

11,5 %

14,4 %

14,7 %

MIV-Mitfahrende

11,0 %

7,4 %

7,4 %

MIV-Fahrende

32,5 %

30,3 %

32,5 %

Anteil Verkehrsträger als Hauptverkehrsmittel (Modal Split) an Wege

 

Durch Veränderungen in der Verkehrsmittelnutzung fallen auch die Auswirkungen der Veränderung in der Mobilität bei den Verkehrsträgern unterschiedlich aus. Während die allgemeine Abnahme der Wege in Kombination mit einem stagnierenden MIV-Fahrenden-Anteil zu geringeren Wegen dort führt, ist im ÖV ein Anstieg zu verzeichnen. Dies lässt sich auch in den Ergebnissen von Verkehrszählungen erkennen: Während bei vielen Erhebungen ein Rückgang der erfassten Kfz zu verzeichnen ist, ist es im selben Zeitraum (2017 2024) ein Anstieg an Fahrgästen im Busverkehr messbar.

 

Da der Fuß- und Radverkehr anteilig in etwa gleichgeblieben ist, kann davon ausgegangen werden, dass die damit absolvierten Wege entweder gefallen oder stagniert sind.

 

Die Gründe für das veränderte Mobilitätsverhalten der Lübecker:innen wurde nicht explizit erfasst. Allerdings bieten sich viele Erklärungsmöglichkeiten. Bei der Nutzung des ÖV ist das Deutschlandticket in Lübeck als Fahrkarte überproportional vertreten. 26 % der Lübecker:innen besitzen ein solches Ticket. Es ist davon auszugehen, dass sich dieses Angebot positiv auf die Nutzendenzahlen ausgewirkt hat.

 


 

 

Deutschlandticket

beck

26 %

Schleswig-Holstein

15 %

Regiopole/Großstadt

21 %

Deutschland

16 %

Anteil Deutschlandticket bei Fahrten im ÖV

 

Einen weiteren Einfluss auf die Nutzung des ÖV stellen die Angebotserweiterungen dar, welche seit dem Vergleichszeitraum 2017 sowohl auf der Schiene als auch im Busverkehr eingetreten sind. Hierzu gehören bspw. Taktverdichtungen, neue Halte und Nachtverkehre.

 

Die Veränderungen in der Mobilität als solche (bzw. deren Eckwerte wie die Anzahl der Wege) scheinen auf Verhaltensänderungen der Menschen infolge der Pandemie zurückzugehen. Hierunter fallen u. a. die Möglichkeit von Telearbeit/Home Office, die gesteigerte Möglichkeit des digitalen Austauschs oder die Zunahme an Freizeitaktivitäten zu Hause.

 

Der vollständige Bericht zur Haushaltsumfrage Menschen unterwegs in Lübeck der Infas befindet sich in der Anlage. Dieses Dokument ist das Gesamtergebnis der Haushaltsumfrage im eingangs genannten Zeitraum. Die darin genannten Werte beziehen sich entsprechend nur darauf und nicht auf das Gesamtjahr und können daher von den Zahlen in diesem Dokument abweichen.


 


Anlagen

 

1 Ergebnisbericht der Infas


 

Anlagen:  
  Nr. Status Name    
Anlage 1 1 öffentlich Anlage 1 - Infas_Berichtstexte_Menschen unterwegs in Lübeck (711 KB)