Frage 1:
Die Verleihung der Reichsfreiheit und vieler weiterer wichtiger Privilegien an die Stadt Lübeck durch Kaiser Friedrich II. mit dem sog. Reichsfreiheitsbrief (Urkunde 7.1-3.9 Caesarea 4 im Archiv der Hansestadt Lübeck) vom Juni 1226 ist neben der Stadtgründung um 1143 ein ganz grundlegendes Ereignis für die weitere Entwicklung und Geschichte Lübecks. Lübecks Stellung als Reichsstadt (bis 1806), Haupt der Hanse, Freie Stadt (nach 1815) und als Bundesstaat des Deutschen Reiches bis 1937 hat darin das Fundament.
Deshalb wird es im Verlauf des Jahres 2026 vielfältige Veranstaltungen und Angebote geben, um der 800. Wiederkehr der Verleihung der Reichsfreiheit zu gedenken und ihre historische Bedeutung im 13. Jahrhundert und durch die Jahrhunderte hinweg bis in die Gegenwart aufzuarbeiten. Ein offizieller Festakt oder eine vergleichbare Feierlichkeit der Hansestadt Lübeck ist nicht vorgesehen. Denn anders als z.B. die Stadtgründung stellt die Reichsfreiheit ein vergangenes Phänomen dar (Ende des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation im Jahr 1806; Verlust der Staatlichkeit Lübecks 1937), das sich heute nicht mehr als lebendige Tradition feiern lässt. Hierin besteht ein wesentlicher Unterschied zu 1926 als in der Freien und Hansestadt Lübeck die 700jährige Eigenstaatlichkeit aufwändig gefeiert wurde.
Frage 2:
Das Archiv der Hansestadt Lübeck, als die die Urkunde bewahrende Institution, plant bereits seit geraumer Zeit zusammen mit dem Verein für Lübeckische Geschichte und Altertumskunde eine Vortragsreihe, die unter dem Rahmenthema „Stadt und städtische Freiheit“ in monatlichen Vorträgen den zeitlichen Bogen vom 1226 bis in die Gegenwart schlägt. Weitere Kooperationspartner sind dabei die Forschungsstelle für die Geschichte der Hanse und des Ostseeraums (FGHO) am Europäischen Hansemuseum (EHM) und der Lehrstuhl für Regionalgeschichte an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel. Die Referenten stammen teilweise aus Lübecker Institutionen, teilweise von Extern.
Ebenso organisiert das Archiv der Hansestadt Lübeck zusammen mit dem Hansischen Geschichtsverein dessen jährliche wissenschaftliche Tagung zur Hansegeschichte („Pfingsttagung“) im Jahr 2026 aus Anlass des Jubiläums in Lübeck. Auch hier wird das Rahmenthema der Tagung die Verleihung der Reichsfreiheit abbilden.
An einigen der publikumswirksamen, kulturellen Veranstaltungen im Jahresverlauf (Tag des offenen Rathauses, Lange Nacht der Museen, Tag des offenen Denkmals) plant das Archiv der Hansestadt Lübeck seine Teilnahme und sondiert dabei die Möglichkeit, die Originalurkunde für die Öffentlichkeit auszustellen und Angebote der historischen Bildungsarbeit zu machen. Diese sollen sich abseits der Großveranstaltungen explizit auch an Schulen richten. Darüber hinaus werden derzeit Gespräche mit der LTM geführt über eine Einbindung des Archivs in das HanseKulturFestival sowie des Themas insgesamt in die Aktivitäten der LTM.
Frage 3:
Neben den zahlreichen in Antwort 2 bereits genannten Einrichtungen und Zielgruppen ist darauf hinzuweisen, dass sich auch am ZKFL eine Arbeitsgruppe gebildet hat, an der seitens der HL neben dem Archiv v.a. die Lübecker Museen (u.a. Buddenbrookhaus, Museum Behnhaus Drägerhaus) stark vertreten sind. Die Planungen dieser Arbeitsgruppe nehmen insbesondere die Feierlichkeiten 1926, den damaligen kulturellen und gesellschaftlichen Kontext sowie Verbindungslinien und Parallelen zur heutigen Zeit in den Blick. Alfred Mahlau wirkte damals maßgeblich an der Gestaltung der Feierlichkeiten mit, Thomas Mann hielt die berühmte Festrede („Lübeck als geistige Lebensform“). Außerdem verfügt Lübeck über ein reiches bauliches Erbe aus dieser Zeit. Es wird angestrebt, hierzu insbesondere auch partizipative Formate zu entwickeln.