Vorlage - VO/2021/10048  

Betreff: Anfrage des AM Thomas-Markus Leber (FDP) zu dem zu erwartenden Flächenmehrbedarf an Stellflächen für Wohnmobile und Caravans in Folge von Corona
Status:öffentlich  
Federführend:Geschäftsstelle der FDP Fraktion Bearbeiter/-in: Völker, Astrid
Beratungsfolge:
Bauausschuss zur Kenntnisnahme
03.05.2021 
50. Sitzung des Bauausschusses zur Kenntnis genommen / ohne Votum   

Beschlussvorschlag
Sachverhalt
Anlage/n

Beschlussvorschlag

Der Caravan- und Wohnmobilmarkt hat in den vergangenen Jahren einen enormen Boom erlebt. Dieser dürfte weiterhin anhalten. Mit der zunehmenden Lust am Wohnmobil- und Caravan-Urlaub werden die ausgewiesenen Stellplätze knapp, auch in Lübeck. „Camping statt Malle“ scheint 2021 zum Sommertrend zu werden. Ein entsprechender Run auf die bestehenden Plätze ist zu erwarten. „Camping mit Abstand“ wird dabei zur besonderen Herausforderung. Hieraus ergeben sich einige Fragestellungen.

 

-          Wie wird die Hansestadt mit dem zu erwartenden Caravan-Boom umgehen?

-          Welche Maßnahmen plant die Hansestadt um der steigenden Nachfrage nach Wohnwagen- und Wohnmobilstellplätzen gerecht zu werden?

-          Wie lassen sich Interessenkonflikte, die sich bereits gezeigt haben, vermeiden?

-          ren Modellversuche denkbar, die es erlauben unterhalb eines Inzidenzwertes Campingplätze zu öffnen?

-          Welche konkreten Überlegungen werden seitens der Hansestadt im Hinblick auf die Öffnung der Campingplätze angestellt?

-          Gibt es Überlegungen zusätzliche attraktive Stellflächen für Wohnmobile auszuweisen bzw. bestehende Campingplätze zu erweitern? Gibt es bereits Interessenbekundungen bzw. entsprechende Anfragen?

-          re es möglich zumindest temporär zusätzliche Stellflächen in Randlagen auszuweisen?

-          re es möglich „mobile Entsorgungseinrichtungen“r Grau- und Schmutzwasser bereit zu stellen?

sst sich die Ausschilderung auf den Parkplätzen Leuchtenfeld und Mövenstein in Travemünde dahin gehend verbessern, dass mehr Klarheit herrscht? Wohnmobile dürfen dort zwar tagsüber abgestellt werden, nicht aber nach 20:00 Uhr.
 


Begründung

 Der Fahrzeugbestand der Wohnmobile ist seit 2010 um 61 Prozent gestiegen, der der Wohnwagen um 20 Prozent. Der Trend zum Caravaning setzt sich laut Presseberichten in der Corona-Pandemie ungebrochen fort: Im ersten Quartal 2021 sind in Deutschland so viele Freizeitmobile neu zugelassen worden, wie noch nie zu einem Jahresbeginn. Die Zahl der Neuzulassungen stieg in den ersten drei Monaten im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 12,6 Prozent auf 24 224 Fahrzeuge, ein Rekord. Gefragt waren vor allem Wohnmobile.         19058 Neuzulassungen im ersten Quartal bedeuteten ein Plus von 23,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Hieraus ergibt sich ein erheblicher zusätzlicher Stellplatzbedarf.

Dieser wird noch gesteigert, weil viele Stell- und Campingplätze unter Corona-Bedingungen nur einen Teil der üblichen Gäste aufnehmen können. Es ist absehbar, dass viele Camper keinen Wunschplatz ergattern werden. Ebenso ist absehbar, dass viele Camper aber auch nicht wieder umkehren und heimfahren werden, sondern in großer Anzahl auf öffentlichen Parkplätzen stehen werden.

Hier macht es Sinn sich frühzeitig auf die veränderte Situation einzustellen.

Dies insbesondere auch deshalb, weil tagesaktuell noch viele Campingplätze wegen der Corona-Pandemie für Urlauber geschlossen, Wohnmobilstellplätze gesperrt sind. Lediglich Dauercamper sind in einigen Bundesländern unter bestimmten Bedingungen zugelassen.

Die sich daraus ergebende Problemlage konnte bereits eingehend in den letzten Wochen in Travemünde und in Lübeck studiert werden:

In Travemünde gibt es drei Wohnmobil-Stellplätze: Am Kowitzberg, am Fischereihafen und auf dem Priwall. Alle sind aktuell Corona-bedingt geschlossen. Einzig der Parkplatz Leuchtenfeld verfügt über einige Wohnmobil-Plätze, die als Parkplätze ausgewiesen sind. Das Parken ist dort von 8:00 20:00 Uhr erlaubt, in der Nacht allerdings verboten.

In Lübeck gibt es zwei Wohnmobil-Stellplätze: Einen ist an der Musik- und Kongresshalle (Lastadie), der andere auf der Nördlichen Wallhalbinsel. Beide Plätze sind aktuell geöffnet, weil sie als Parkplätze gelten, haben aber keine Extras wie Toiletten. Die Übernachtung ist dort möglich, sofern es darum geht die Fahrtüchtigkeit wieder herzustellen.

Alle ausgewiesenen Wohnmobil-Tagesstellplätze verfügen nicht über entsprechende Versorgungseinrichtungen wie Toiletten, Duschen und Entsorgungseinrichtungen für Chemie-Toiletten, wie sie sonst auf Wohnmobil-Stellplätzen üblichen sind. So haben einige Camper ein erhebliches Toiletten-, Grauwasser- und Müll-Entsorgungsproblem. 

Das wilde Campen ist in Deutschland grundsätzlich verboten.

Das Corona-bedingte Übernachtungsverbot für touristisch Reisende gilt für Hotels und Ferienwohnungen, aber auch für Stell- und Campingplätze. Stellplatz- und Campingplatzbetreibern ist es nicht erlaubt, Camper über Nacht bei sich aufzunehmen.

Die Saison steht nun unmittelbar bevor. Eine Konfliktlage zwischen den unterschiedlichen Interessengruppen wie Anwohnern, dem Ordnungsamt und anderen Campern, die sich weiterhin an die Maßnahmen, Regelungen und Gesetze halten ist zu erwarten.    

Es macht Sinn frühzeitig entsprechende Überlegungen anzustellen. Nur so kann Akzeptanz in der Öffentlichkeit geschaffen werden und vermieden werden, dass der Caravan-Tourismus ein Negativimage bekommt.

 


Anlagen


 

Stammbaum:
VO/2021/10048   Anfrage des AM Thomas-Markus Leber (FDP) zu dem zu erwartenden Flächenmehrbedarf an Stellflächen für Wohnmobile und Caravans in Folge von Corona   Geschäftsstelle der FDP Fraktion   Anfrage
VO/2021/10048-01   Antwort auf die Anfrage des AM Thomas-Markus Leber (FDP) zu dem zu erwartenden Flächenmehrbedarf an Stellflächen für Wohnmobile und Caravans in Folge von Corona   5.610 - Stadtplanung und Bauordnung   Antwort auf Anfrage öffentlich