Vorlage - VO/2020/08907  

Betreff: DIE LINKE: Validierung der Corona-Daten
Status:öffentlich  
Federführend:Geschäftsstelle der Fraktion DIE LINKE Bearbeiter/-in: Martens, Hans-Jürgen
Beratungsfolge:
Bürgerschaft der Hansestadt Lübeck zur Entscheidung
28.05.2020 
16. Sitzung der Bürgerschaft der Hansestadt Lübeck an Verwaltung / Ausschuss zurück verwiesen   
Ausschuss für Soziales zur Entscheidung

Beschlussvorschlag
Sachverhalt
Anlage/n

Beschlussvorschlag

Mit dem Ziel, kommunale Maßnahmen auf die jeweilige Infektionssituation anzupassen, beantragen wir folgende Maßnahmen:

1a. Zwingende Erweiterung der veröffentlichten/mitgeteilten Infektionszahlen um die Gesamtzahl der durchgeführten Tests sowie die Indikation für die Durchführung der Tests. Des Weiteren sind für beide Zahlen die Verlaufskurven darzustellen.

1b. Eine vergleichbare Fragestellung gilt für die im Zusammenhang mit Corona Verstorbenen, erweitert um die Frage, ob diese Personen wirklich an COVID-19 verstorben sind oder nur mit dem Virus infiziert waren.

2. Wir beantragen die kurzfristige Erst-Testung und dann regelmäßige (z.B. wöchentliche) Folgetestung von gezielten und Zufallskohorten. Dabei sollten mehrere Gruppen von jeweils mindestens 100 unauffälligen Probanden getestet werden, um ein realistisches Bild des Infektionsverlaufs besonders im Zusammenhang mit den „Lockerungen“ zu garantieren. Die gezielten Kohorten sollten Schüler*innen der Altersklassen sein, die den Unterricht zuerst wieder aufnehmen. Die Zufallskohorten könnten auf der Straße angesprochen und zum Test aufgefordert werden oder gezielt Straßenzüge in den Stadtteilen.

 


Begründung

Zu 1a. Die zusammenhanglos in den Raum gestellte Zahl der bestätigten COVID-19 Infektionen ist nicht aussagefähig. So wurden vergangene Woche für Lübeck 160 Corona-Fälle bestätigt. Diese Zahl alleine sagt wenig aus. Wurden nur 200 Menschen getestet, wäre das eine Infektionsquote von 80 Prozent. Wurden die Getesteten auch noch zufällig ausgewählt, wäre das ein heftiges Ergebnis. Das sieht anders aus, wenn nur Personen getestet wurden, die deutliche Symptome zeigten. Das würde das Ergebnis relativieren. Wäre die Kohorte dann noch auf Personen beschränkt, Kontakt mit nachweislich Infizierten hatten, wäre es sogar ein gutes Ergebnis. Wurden dagegen 100.000 Lübecker*innen getestet, liegt der Anteil der Infizierten bei 0,16 Prozent, ist also in einem unkritischen Bereich.

Beim Verlauf macht einen deutlichen Unterschied, ob alle Infizierten im März diagnostiziert wurden oder ob sie in den letzten drei Wochen, womöglich mit dem Anstieg 30, 80, 160 Infizierte nachgewiesen wurden.

Zu 1b. und 2. Mit dieser wissenschaftlichen Vorgehensweise kann die Entwicklung genau beobachtet und kurzfristig gehandelt werden. Außerdem würden damit aussagefähige Daten generiert, die andere Städte und Entscheidungsträger unterstützen und sicherere Erkenntnisse über COVID-19 verschaffen.

 


Anlagen