Vorlage - VO/2017/05165  

Betreff: Konzept zur zukünftigen Präsentation der Völkerkundesammlung
Status:öffentlich  
Dezernent/in:Senatorin Kathrin WeiherBezüglich:
VO/2017/04710
Federführend:4.041.7 - Lübecker Museen Bearbeiter/-in: Wißkirchen, Hans
Beratungsfolge:
Senat
Ausschuss für Kultur und Denkmalpflege zur Kenntnisnahme
09.10.2017 
26. Sitzung des Ausschusses für Kultur und Denkmalpflege zur Kenntnis genommen / ohne Votum   
Hauptausschuss zur Kenntnisnahme
10.10.2017 
68. Sitzung des Hauptausschusses zur Kenntnis genommen / ohne Votum   
Bürgerschaft der Hansestadt Lübeck zur Kenntnisnahme
30.11.2017 
33. Sitzung der Bürgerschaft der Hansestadt Lübeck Teil 1 - 30.11.2017 - 12.00 Uhr bis 22.50 Uhr Teil 2 - 12.12.2017 - 16.00 Uhr bis 19.45 Uhr zur Kenntnis genommen / ohne Votum   

Beschlussvorschlag
Sachverhalt
Anlage/n

Beschlussvorschlag

Am 13. März 2017 beschäftigte sich der Kulturausschuss der Hansestadt Lübeck mit der Frage der zukünftigen Nutzung der Völkerkundesammlung. Das hierzu angekündigte Konzept wird vereinbarungsgemäß mit diesem Bericht vorgelegt.

 


Begründung

 

A. Die Ausgangslage: Aktuelle Situation der Völkerkundesammlung

Öffentliche Präsentation der Sammlung:

Nachdem die Bürgerschaft der Hansestadt Lübeck im Rahmen der Haushaltskonsolidierung im Jahr 2002 die Schließung der Völkerkundesammlung als eigenständiges Museum im Zeughaus beschlossen hatte, wurde der Ausstellungsbetrieb zunächst für weitere fünf Jahre von der Gesellschaft für Geographie und Völkerkunde e.V. fortgeführt. Der hierzu geschlossene Kooperationsvertrag zwischen der Gesellschaft und der Hansestadt Lübeck konnte nicht verlängert werden, sodass das Zeughaus zum Ende der Ausstellung »Togo direkt – Zeitgenössische Kunst aus Afrika« am 16.9.2007 geschlossen wurde und im Folgejahr lediglich für die Dauer der Sonderausstellung »…aus Mexiko. Geschenke Lübecker Bürger« (1.6.- 13.7.2008) für einige Wochen wieder geöffnet wurde.

In der Folgezeit wurden unterschiedliche Konzepte zur Zukunft der Sammlung entworfen und kalkuliert. Im November 2008 legte die Kulturstiftung dem Kulturausschuss einen entsprechenden Bericht vor, in dem sie vier unterschiedliche Lösungsmöglichkeiten skizzierte und sich in ihrer abschließenden Bewertung für die Wiederöffnung der Ausstellungstätigkeit im Zeughaus aussprach. Eine daraufhin konstituierte interfraktionelle Arbeitsgruppe zur Zukunft der Völkerkundesammlung schloss sich mit ihrer Empfehlung diesem Fazit an, sah jedoch aufgrund berechneten jährlichen Mehrkosten in Höhe von 115.400 Euro keine Möglichkeit für eine Umsetzung und schlug daher vor, regelmäßig Sonderausstellungen der Sammlung in anderen Häusern des Museumsverbundes durchzuführen.

Nachdem die Museumsleitung 2009/2010 zunächst die Bestände geordnet und für die parallel angestoßene Digitalisierung der Sammlung vorbereitet hat, wurde dieser Vorschlag umgesetzt. Die große Bestandsausstellung »Welten entdecken« in der Kunsthalle St. Annen, die vom 26. Juni  bis zum 13. November 2011 die kostbarsten und herausragenden Exponate der Sammlung aus allen Kontinenten präsentierte und den Anlass für die Publikation eines substantiellen Bestandskatalogs bot, markierte den Anfang der Reihe jährlicher Sonderausstellungen im Museumsquartier St. Annen. Es folgten die weiteren Ausstellungen:

-     8.7.2012 bis 2.9.2012 in der Kunsthalle St. Annen:

»Im Zeichen des Drachen. Impressionen aus dem alten China« 

-     10.11.2013 bis 2.2.2014 im St. Annen-Museum

»Was macht das Zebra an der Krippe? Weihnachten weltweit«

-     23.11.2014 bis 1.3.2015 im St. Annen-Museum

»Auf der Suche nach Harmonie - Die Navajo«

-     16.5.2015 bis 16.8.2015 in der Kunsthalle St. Annen

»Salaam Lübeck. Muslimisches Leben in der Hansestadt«

-     5.6.2016 bis 4.9.2016 im St. Annen-Museum

»Aklama - Hilfsgeister der Ewe und Dangme aus der Studiensammlung Horst Antes«

Unterbringung der Sammlung:

Die Völkerkundesammlung ist nach der Schließung des Museums im Zeughaus verblieben und wurde dort digital erschlossen (s.u.) und wissenschaftlich betreut. Als im Herbst 2015 der Verkauf der Lindeschen Villa in der Ratzeburger Allee und in der Folge der Umzug des dort bislang untergebrachten Standesamtes in das Zeughaus zur Diskussion gestellt wurde, war die Bauverwaltung beauftragt, alternative Depoträume für die Völkerkundesammlung zu suchen. Die zunächst in Aussicht genommenen Lagerräume in einem neu sanierten Gebäude im Meesenring stellten sich nach einem Besichtigungstermin aufgrund unzureichender Traglast der Decken jedoch als ungeeignet heraus. Im Zuge der Überlegungen zur Einrichtung eines »Wissensspeichers« (gemeinsames Depot von Stadtbibliothek, Archiv der Hansestadt und Museen) in der ehemaligen Bundesbank am Holstentorplatz, wurde auch die Auslagerung der Sammlung in die dortigen Räumlichkeiten diskutiert. Besichtigungen des Gebäudes haben jedoch deutlich gemacht, dass die notwendige Herrichtung der Räume mit Kosten in Millionenhöhe verbunden wäre und folglich keine Option darstellt.  

Weitere geeignete Depoträume stehen aktuell nicht zur Disposition. Da auch der Auszug des Standesamtes aus der Lindeschen Villa aus Kostengründen vorerst nicht umgesetzt wird, ist davon auszugehen, dass sich an der aktuellen Situation nichts ändert und die Sammlung bis auf Weiteres im Zeughaus verbleiben kann, in dem auch die Büroräume weiterhin vorgehalten werden. In dieser Angelegenheit besteht folglich weder kurz- noch mittelfristig Handlungsbedarf.

Wissenschaftliche Arbeit mit der Sammlung:

Nachdem der Ausstellungsbetrieb der Völkerkundesammlung im Zeughaus eingestellt wurde, konzentrierte sich die Tätigkeit der wissenschaftlichen Leiterin auf die Bearbeitung und Publikation von Teilen der Sammlung und ihrer Geschichte. 2010 wurde mit der Digitalisierung der Sammlung begonnen. Im Rahmen eines bei der Universität Frankfurt angesiedelten Projektes wurde mithilfe der Finanzierung durch die DFG (Deutsche Forschungsgemeinschaft) zunächst mit der Digitalisierung, Erschließung, Publikation und Auswertung der unveröffentlichten Lebenserinnerungen des Lübecker Forschungsreisenden Günther Tessmann gestartet (bis 2015). Die digitalisierten Tagebücher sind online über die Website der LÜBECKER MUSEEN öffentlich zugänglich.

Ab 2012 konnte dank der Finanzierung durch die Possehl-Stiftung und gemeinsam mit dem Zentrum für Kulturwissenschaftliche Forschung Lübeck (ZKFL) parallel die Digitalisierung der gesamten Bestände in Angriff genommen werden. Hierfür wurde die neue Software MuseumPlus eingerichtet und eine später für den gesamten Museumsverbund nutzbare Infrastruktur zur Digitalisierung aller Sammlungsbestände aufgebaut. Die rund 26.000 Objekte der Sammlung wurden fotografisch und textlich erfasst und als Datensätze in die Software eingegeben. Im Zuge der Datenerfassung konnten an zahlreichen Objekten fachgerechte Restaurierungen vorgenommen werden. Auch die Eingangs- und Inventarbücher der Völkerkundesammlung wurden digitalisiert und damit langfristig gesichert. Das Projekt wird Ende 2017 abgeschlossen.

Mit der digitalen Erfassung des Gesamtbestandes wurden die weitere Arbeit mit der Völkerkundesammlung in Lübeck sowie die Zusammenarbeit und der Informationsaustausch mit Einrichtungen und Privatpersonen auf allen Kontinenten entscheidend erleichtert. Insbesondere vor dem Hintergrund des bevorstehenden Renteneintritts der wissenschaftlichen Leiterin der Sammlung (Anfang 2018) ist die Digitalisierung der Sammlung eine wichtige Voraussetzung dafür, dass ein/e Nachfolger/in sich zügig einen Überblick verschaffen und optimal in die Sammlung einarbeiten kann.

Ebenso wurden für den nächsten Schritt – die Online-Präsentation der Bestände – die Voraussetzungen geschaffen. Ziel dieses nächsten Vorhabens ist es, ein »Web-Museum« einzurichten, mit dessen Hilfe die Relevanz und der Rang der Sammlung zusätzlich zu den regelmäßigen Sonderausstellungen in anderen Häusern im öffentlichen Bewusstsein gehalten werden und die schnelle Zugänglichkeit zu dem Sammlungswissen auch für Bürger/innen und externe Wissenschaftler/innen gesichert wird. Hierfür müssen jedoch in einem ersten Schritt noch Drittmittel eingeworben werden.

Personelle und finanzielle Ausstattung:

Die Betreuung der Sammlung wird bis zum Januar 2018 durch die Stelle einer Sachgebietsleiterin mit einer Wochenarbeitszeit von 25,33 Stunden gewährleistet (TvöD EG 13). Für diese Kosten, die Kosten der allgemeinen Verwaltung sowie für die Gebäudebetriebskosten, die unabhängig vom musealen Betrieb anfallen, werden aktuell jährlich 200.000€ in den Haushalt eingestellt (geordnet beim St. Annen-Museum).

Die Kosten für die Realisierung von Sonderausstellungen sowie für die o. g. Digitalisierungsprojekte werden komplett über Drittmittel finanziert.

 

 

  1. Ideenskizze: Dezentrale Präsentation der Völkerkundesammlung

Eine Wiederaufnahme des musealen Betriebs im Zeughaus ist vor dem Hintergrund der weiterhin angespannten Haushaltslage der Hansestadt Lübeck nicht möglich. Um die Sammlung dennoch ständig der Öffentlichkeit zu präsentieren, ist ein Zusammenspiel aus den bereits etablierten, bewährten Möglichkeiten (regelmäßige Sonderausstellungen) und neuen Wegen der Präsentation eine inhaltlich sinnvolle und finanziell leistbare Lösung. Vorgeschlagen wird daher ein Zusammenspiel aus folgenden Präsentationsformen:

 

  1. Fortsetzung der wechselnden Präsentation von Beständen der Völkerkundesammlung in den Häusern der LÜBECKER MUSEEN

Die bisherige Lösung einer regelmäßigen Durchführung von Sonderausstellungen in den Häusern des Museumsverbundes wird fortgesetzt. Wechselnde Ausstellungen bieten die Möglichkeit, stets neue Schwerpunkte zu setzen, die z.B. von aktueller gesellschaftlicher Relevanz sind, und Exponate zu zeigen, die aus konservatorischen Gründen nicht dauerhaft ausgestellt sein dürfen.

Als Ausstellungsort steht weiterhin hauptsächlich das favorisierte Museumsquartier St. Annen zur Verfügung: Die neuen Sonderausstellungsflächen des St. Annen-Museums für kleinere Vorhaben, die Kunsthalle St. Annen für größere Projekte ( wie z. B. »Welten entdecken« oder die  »China«-Ausstellung).

 

  1. Mobile Präsentation der Völkerkundesammlung über das museumspädagogische Angebot »Museumskoffer«

Neben der festen Verortung sollen wechselnde Bestände jedoch auch »mobil« präsentiert werden – etwa mittels des neuen museumspädagogischen Projektes »Museumskoffer«, das sich an die Zielgruppe von Schülerinnen und Schülern – zunächst im Altstadtbereich – richtet. Idee ist, mit regional oder thematisch ausgerichteten Koffern zu arbeiten: »Mit dem Museumskoffer unterwegs nach Afrika«, »…nach Europa«, »…nach Asien«, »…nach Altägypten« oder/und »Mit dem Museumskoffer den Islam erkunden«, »..das Judentum«, »…das Weihnachtsfest«, »…Masken« etc.. Hierfür müssten Koffer entwickelt und museumspädagogische Mitarbeiter geschult werden. Die Entwicklung von zunächst drei Koffern könnte in einem Zeitrahmen von sechs Wochen und mit einem Kostenaufwand von etwa 500 Euro realisiert werden.

Der »Museumskoffer« könnte – analog zu den Museumsführungen – als buchbares und kostenpflichtiges Angebot vorgehalten werden. Denkbar wäre aber auch eine Drittmittelfinanzierung für eine bestimmte Anzahl von Unterrichtseinheiten, sodass den Schulen keine Kosten entstünden. Es bietet sich an, das Projekt zunächst als Modellversuch für ein Jahr laufen zu lassen.

 

  1. Dauerhafte Präsentation von Beständen der Völkerkundesammlung im Holstentor: »Der Ort – Die Stadt – Die Welt«

Zu den Überlegungen, die seit einigen Jahren für die Öffentlichkeit geschlossene Völkerkundesammlung zukünftig dauerhaft im Holstentor zu präsentieren, wird seit 2015 eine mehrheitlich positive Diskussion in der Hansestadt Lübeck geführt. Ein entsprechender  Vorschlag für eine tragfähige Konzeption wird zurzeit ausgearbeitet. Berücksichtigt werden dabei auch die Ergebnisse der Tagung »Ein neuer Typ von Stadtmuseum im Holstentor?«, bei der am 10./11. März 2016 die Fachvorträge externer Experten aus den Bereichen Völkerkunde und Stadtmuseum öffentlich diskutiert wurden.

Unter anderem zielt das Konzept darauf ab, das Holstentor – das Wahrzeichen der Stadt – als Symbolträger für die Weltoffenheit der Stadt zu nutzen. Gerade mit den Exponaten der Völkerkundesammlung, die von Bürgern dieser Stadt für Bürger dieser Stadt gestiftet worden sind, kann die Internationalität Lübecks, die seit dem Mittelalter existiert, aber bislang nicht genügend fokussiert worden ist, erstmalig dargestellt werden. Zum dem Konzept:

Das Holstentor gehört neben dem Brandenburger Tor und dem Kölner Dom zu den drei bekanntesten Bauwerken Deutschlands. Es gilt als Wahrzeichen der Stadt und wird an erster Stelle mit der Stadt Lübeck assoziiert. Zugleich bietet es als ehemaliges Stadttor noch heute zahlreichen Lübeckern und Touristen einen eindrucksvollen Zugang zur Altstadt und markiert damit den Eingang zum Weltkulturerbe.

Die Bedingungen als Ausstellungsort: Das Museum wird vor allem von Touristen besucht, die allerdings nur durchschnittlich 40-60 Minuten Zeit dort verbringen. Es sind in der Regel keine speziell an Kunst oder Kultur interessierten Besucher, sondern eher Stadttouristen, die sich vor diesem berühmten Bauwerk fotografieren und das Holstentor auch von innen erleben möchten. Für sie ist das Holstentor der erste Schritt in die Stadt und die Geschichte Lübecks. So ist bei einer Neupräsentation zwingend zu berücksichtigen, dass das Tor als stadthistorisches Monument wahrgenommen wird und eine Ausstellung gezeigt wird, die dieser Erwartung Rechnung trägt. Die Präsentation soll darüber hinaus überschaubar sein, gut in den Raum zu integrieren und leicht zu erschließen sein. Die Didaktik sollte zumindest zweisprachig sein, da viele fremdsprachige Besucher kommen. Da es eher als Stadteingangstor und weniger als Ausgangstor wahrgenommen wird, ist ein Blick auf die Möglichkeiten und Höhepunkte, die die Stadt bietet, unverzichtbar.

Als Bauwerk einmalig, bringt das Holstentor jedoch als Ausstellungsort schwierige Bedingungen mit: Es ist nicht barrierefrei, nicht klimatisierbar, die Heizung ist veraltet und nur mit großem Aufwand auf den Stand der Zeit zu bringen, im Untergeschoss dringt oft Hochwasser ein, und die runden Räume erfordern eine sensible Präsentation, um den Raumeindruck nicht zu konterkarieren.

Die Präsentation: Aus diesen Vorüberlegungen resultierend, bietet sich für die drei Ausstellungsetagen folgende Präsentation an. Von Etage zu Etage soll folgender Dreiklang entfaltet werden: »Der Ort – Die Stadt – Die Welt«.

Dabei ist es angedacht, für jedes der Themen den Bogen vom Mittelalter bis zur heutigen Zeit zu schlagen und mit wenigen, markanten Exponaten »Marken« zu setzen, die in der Stadt selbst vertieft werden können. Auf diese Weise wird das besucherstärkste Museum zugleich zum Botschafter für alle Kulturinstitute und sehenswerten Höhepunkte in der Stadt selbst, auf die in eingängiger Weise neugierig gemacht werden soll.

Der Ort: Das Holstentor ist ein Stadttor und muss auch als solches wahrgenommen werden. Es als einen Ort der alten und neuen Stadtgeschichte zu nutzen, bleibt ein unverzichtbarer Aspekt. Darüber hinaus ist es als Bauwerk spannend und die Architektur soll auch von innen erlebbar sein.

So wird unter dem Aspekt »Der Ort« die Geschichte des Tores und der Bebauung um das Tor selbst präsentiert. Was macht seinen besonderen architektonischen Reiz aus, wie wurde es über die Jahrhundert genutzt und (um-)gestaltet, welche Funktionen hatte es? Zu dieser Erschließung gehört unmittelbar, wie bereits angeführt, die möglichst ursprüngliche Erlebbarkeit des Tores selbst. Spätere Einbauten (z. B. Zwischendecken) sollten dazu möglichst entfernt werden.

Die Stadt: Mit diesem zweiten Aspekt wird der Blick vom Tor auf die Stadt geweitet. So soll u. a. mittels des bereits vorhandenen Stadtmodells auf alles, was hinter dem weltweit bekannten Tor liegt, neugierig gemacht werden. Dabei wird der Bogen über die mittelalterliche Anlage hinaus auf die zentralen Kulturstätten und Sehenswürdigkeiten ebenso zu richten sein, wie auf die ganz großen Linien der Lübecker Geschichte vom Mittelalter bis heute.

Die Welt: Im obersten Geschoss schließlich wird der Blick vom Tor nach außen in die Welt gerichtet. Lübeck war durch die Hanse bereits sehr früh weltweit vernetzt. Darum besitzt die Stadt in ihrer Völkerkundesammlung wertvolle Zeugnisse, die diese, wenn auch zum Teil schwierige Verbindung zu anderen Ländern und Kulturen belegen. Sie sind jedoch einzigartige Zeugnisse anderer Kulturen, mit denen Lübeck Kontakt hatte. Außerdem bekommen sie in der Zeit von Globalisierung, Völkerwanderung und Flüchtlingsthematik eine neue Wertigkeit, sind es doch auch Zeugnisse der alten Wurzeln neuer Lübecker Bürger. Insgesamt gilt es hier, nochmals den Blick zu weiten und Lübeck im Spiegel weltweiter Zeugnisse zu sehen.

Mit diesem ersten groben Konzept soll das Holstentor zum einen als weltweite Lübecker Marke gestärkt werden und die Präsentation des besucherstärksten Museums unter Berücksichtigung neuester Gestaltungstrends aktualisiert und attraktiver gestaltet werden. Dabei geht es nicht um Inszenierung aller technischen Möglichkeiten, sondern um ein wohl überlegtes Konzept einer auch langfristig auf gutem Niveau zu erhaltenden Präsentation mit wenigen, aber eindrucksvollen Mitteln. Schließlich soll die Chance genutzt werde, auf alle Lübecker Museen in spannender Weise aufmerksam zu machen. Nicht zuletzt bietet sich so die Chance, herausragende Exponate der Völkerkundesammlung einem breiten Publikum an einem prominenten Ort zu präsentieren.

 

  1. Mögliche temporäre Präsentation von Beständen der Völkerkundesammlung im Burgkloster | Europäisches Hansemuseum Lübeck 

Neben den regelmäßigen Sonderausstellungen in den anderen Häusern des Museumsverbundes und der ständigen Präsentation einer Bestandsauswahl im Holstentor böte sich auch das Burgkloster des Europäischen Hansemuseums Lübeck mit seinen Ausstellungsflächen als weiterer Ort für zeitlich begrenzte Sonderausstellungen an, wenn diese in einem thematischen Zusammenhang mit der Arbeit des Hansemuseums stehen. Das Recht auf Sonderausstellungen ist im Nießbrauchvertrag zwischen Stadt und Hansemuseum vertraglich geregelt.

 

  1. Präsentation von Beständen der Völkerkundesammlung zum »Jüdischen Leben in  Lübeck« in der neu eröffneten Synagoge

Die Sanierungsarbeiten an der Synagoge in der St. Annen-Straße werden voraussichtlich 2019 abgeschlossen sein. Die Planungen zu dem Umbau sehen auch die Einrichtung eines Präsentationsraumes mit einer Größe von etwa 35 m² vor, in dem zentrale Exponate der Jüdischen Gemeinde und aus den Beständen der Völkerkundesammlung – als Dauerleihgabe – gezeigt werden könnten.  Zusätzlich zu dem Präsentationsraum könnte darüber hinaus auch der zukünftige Vortragssaal der Synagoge (80-100 Personen) für eine Präsentation der Völkerkundesammlung, z.B. in Form einer »Galerie des Jüdischen Lebens«, genutzt werden.

Zu dem Vorhaben wurden bereits Gespräche mit Rabbi Dr. Yakov Yosef Harety und dem Architekten Thomas Schröder-Berkenthin sowie mit Dr. Jan Lokers, Dr. Brigitte Templin, Professor Hans Wißkirchen, Dr. Dagmar Täube, Frau Garling und der Kultursenatorin Frau Weiher geführt, um zum einen gemeinsam eine sinnvolle inhaltliche Konzeption der Präsentation zu entwickeln und zum anderen die notwendigen Ausstellungsbedingungen zu erörtern, die bereits in der Planungsphase berücksichtigt und sichergestellt werden müssten. Darüber hinaus gab es eine Ortsbesichtigung in der Synagoge, an der neben den o.g. der Pressesprecher des (nun ehemaligen) Vorstands der Jüdischen Gemeinde teilnahm.

Neben dieser Idee der Nutzung der Synagoge besteht die Absicht, die Carlebach-Sammlung als Sonderausstellung im St. Annen-Museum zu präsentieren, Dies soll in etwa gleichzeitig mit der Wiedereröffnung der Synagoge geschehen und mit einem breiten Vortragsprogramm zum jüdischen Leben in Lübeck angereichert werden.

 

  1. Notwendige Ressourcen für die Umsetzung des Konzeptes

Unabdingbar für die Umsetzung des unter B. erläuterten Konzeptes ist die schnellstmögliche Wiederbesetzung der Stelle der Sachgebietsleiterin, die Anfang 2018 frei werden wird. Da Verwaltungs- und Sekretariatsaufgaben zurzeit ebenfalls von dieser Stelle wahrgenommen werden müssten, was in Anbetracht des eigentlichen wissenschaftlichen Aufgabenbereiches und bei einer Teilzeit-Stelle nur bedingt möglich ist, ist zusätzlich die Einrichtung einer Verwaltungsstelle in Teilzeit (20 Wochenstunden, EG 5) notwendig.

Angestrebt wird, die Stelle der Sachgebietsleiterin auf eine volle Stelle aufzustocken und enger an das Museumsquartier St. Annen anzubinden.

Die Finanzierung der neuen Stelle bzw. der Aufstockung ist derzeit nicht gesichert. Eine Drittmittelfinanzierung zeichnet sich nicht ab. Jedoch ist es notwendig, diesen Zusatzbedarf zu veranschaulichen, denn eine Umsetzung des Konzeptes, die dem Auftrag der Bürgerschaft, ein solches zu erarbeiten, konsequenterweise folgen sollte, ist unabdingbar an diese zusätzliche Ressourcen gebunden.

 


Anlagen

 

 

 

Stammbaum:
VO/2017/04710   Überweisungsauftrag aus der Bürgerschaft am 23.02.2017 an den Ausschuss für Kultur und Denkmalpflege - Nutzung der Völkerkundesammlung   4.041 - Fachbereichs-Dienste   Blanko
VO/2017/05165   Konzept zur zukünftigen Präsentation der Völkerkundesammlung   4.041.7 - Lübecker Museen   Bericht öffentlich