Auszug - Mitteilung der Nordischen Filmtage Lübeck  

16. Sitzung des Ausschusses für Kultur und Denkmalpflege
TOP: Ö 3.1.4
Gremium: Ausschuss für Kultur und Denkmalpflege Beschlussart: (offen)
Datum: Mo, 14.09.2020 Status: öffentlich/nichtöffentlich
Zeit: 16:02 - 18:06 Anlass: Sitzung
Raum: Bürgerschaftssaal
Ort: Rathaus, 23552 Lübeck
 
Wortprotokoll

Fr. Kasimir berichtet über die Planungen der 62. Nordischen Filmtage Lübeck, die vom 4.11. bis zum 8.11.2020 stattfinden werden. Sie hebt eingangs hervor, dass Kino auch in Zeiten der Covid-19-Pandemie funktionieren könne, wie zuletzt die 77. Internationalen Filmfestspiele von Venedig gezeigt haben, das erste große Filmfestival seit Beginn der Corona-Pandemie. In Kürze folge Ende September das Filmfest Hamburg mit einem angepassten, schlankeren Programm und der Möglichkeit, Filme zu streamen. Der Wunsch nach Begegnungen, gemeinsamen Erlebnissen und Unterstützung der Kinos sei trotz der aktuellen pandemiebedingten Situation gleichbleibend. Die Struktur der Nordischen Filmtage Lübeck (NFL) mit seinen Programmsektionen und Wettbewerben werde grundsätzlich in diesem Jahr beibehalten und die Umsetzung den durch die Pandemie gesetzten Bedingungen angepasst. Geplant sei für 2020 eine sog. Special Edition der NFL. Real vor Ort in Lübeck ergänzt durch gezielte online-Angebote von Filmen und besonderen Events. Dieses Filmfestival zeichne sich in diesem Jahr durch seinen experimentellen Charakter und der Offenheit gegenüber veränderten Bedingungen aus. Gestützt werde dies auch durch die starken Partnern der NFL. Fr. Kasimir erläutert die pandemiebedingten Maßnahmen, die in Absprache mit dem Gesundheitsamt getroffen werden. Z. B. sei in Planung, den Vorverkauf zu verschiedenen Zeiten zu beginnen: ausschließlich online am Samstag, dem 31.10.2020, einen Tag später an der Kinokasse, um die traditionelle Schlange mit „Kultcharakter“ vor dem CineStar Festivalkino zu vermeiden. Zudem werde das Akkreditierungsverfahren dahingehend verändert, dass dies nur noch online möglich sein werde. Auf Ein- und Auszahlungen in bar werde verzichtet, ebenso wie auf Abendkassen, bis auf die Ticketkasse im CineStar.

 

Außerdem konnte ein Streaming-Anbieter gefunden werden, um einen Teil des Programms auch denjenigen zur Verfügung zu stellen, die aufgrund des geringeren Sitzplatzangebots von zur Zeit rund einem Drittel nicht in die Kinos kommen können oder wollen. Aufgrund der coronabedingten Einschränkungen müsse auf Festivalpartys verzichtet werden, die Ausgestaltungen der Eröffnungs- und Abschlussveranstaltungen werden ebenfalls angepasst. Besonders erfreulich sei ein weiterer Filmpreis: damit werden erstmalig in diesem Jahr insgesamt 10 Preise im Umfang von fast 60.000 Euro verliehen. Das 360-Grad Fulldome-Kino mit demWissensglobus“ werde in diesem Jahr ebenfalls nicht realisiert, weil die volle Platzkapazität betigt werde. Für eine Sichtbarkeit in der Innenstadt werde dafür eine Medienwand auf dem Klingenberg sorgen, die u. a. mit kurzen Film-Trailern Neugierde auf das Festivalprogramm wecken solle. Des Weiteren seien partizipative online-Formate in Vorbereitung. [Das Konzept mit Stand 11.9.2020 ist der Niederschrift beigefügt.]

 

Fr. Fröhlich erläutert, dass ein Filmfestival dieser Größenordnung mindestens ein Jahr Vorbereitungszeit benötige. Das letzte Festival, das vor dem Lockdown planmäßig stattfand, war die Berlinale im Februar 2020. Danach habe die globale Pandemie die internationale Filmfestivalszene 2020 verändert: Alle für das erste Halbjahr 2020 geplanten Festivals wurden entweder abgesagt, auf den Herbst verschoben oder fanden ausschließlich online statt. Erst mit den beginnenden Lockerungen im Spätsommer konnten wieder einige Filmfestivals physisch stattfinden, wie das Internationale Norwegische Filmfestival in Haugesund oder die Internationalen Filmfestspiele von Venedig. In nächster Zeit stehen das Helsinki International Film Festival und das Filmfest Hamburg an. Wie alle anderen Anbieter haben auch die Nordischen Filmtage Lübeck über alternative Veranstaltungsformen nachgedacht. Für die Entscheidung, das Festival real vor Ort stattfinden zu lassen und durch online-Angebote zu ernzen, waren die Aspekte der „Verantwortung“ und der „Nachhaltigkeit“ ausschlaggebend. Die NFL tragen eine Verantwortung gegenüber dem Lübecker Publikum, das auf so Vieles verzichten musste und dem sie nun trotz der Pandemie ein kulturelles Highlight anbieten möchten. Und sie tragen eine Verantwortung gegenüber den Lübecker Kinos und weiteren Spielstätten, die angesichts der Pandemie um ihre Existenz kämpfen und zu deren Erhalt sie beitragen wollen. Außerdem habe das Festival eine Verpflichtung gegenüber der Filmbranche und den Filmschaffenden in Deutschland und Nordeuropa, ihre Werke, an denen sie meist über mehrere Jahre gearbeitet haben, der Öffentlichkeit zu präsentieren und ihre weitere Zirkulation zu befördern, sowie Begegnungen untereinander und mit dem Publikum zu ermöglichen. Deshalb sind die Filmschaffenden eingeladen, soweit die Reisebestimmungen es erlauben, im November in Lübeck vor Ort zu sein. Das Publikum könne dadurch auch in diesem Jahr die Persönlichkeiten hinter den Filmen physisch erleben. Wenn Reisen nicht möglich sein sollten, werden die Filmschaffenden um Statements gebeten, die online zunglich gemacht werden sollen.

 

Nach derzeitigem Stand sind 90 Filme aus den verschiedenen Sektionen bestätigt. Eine Auswahl an Filmen könne online gestreamt werden. Aufgrund von Beschränkungen einiger Rechteinhaber kann jedoch nicht das gesamte Festival-Angebot online zugänglich gemacht werden. Am 20. Oktober 2020 werde das finale Festivalprogramm auf einer Pressekonferenz vorgestellt.

 

AV Stolzenberg bedankt sich für den Bericht.

 

AM Schedel fragt, ob schon die Nachfolge der künstlerischen Leitung entschieden sei.

 

AV Stolzenberg kündigt an, dass es hierzu im nicht öffentlichen Teil einen mdl. Bericht geben werde.

 

AV Stolzenberg erkundigt sich, ob es sich bei den 90 Filmen um die finale Anzahl an Filmen handle.

 

Fr. Fröhlich antwortet, dass die 90 Filme den derzeitigen Stand der sicher ausgewählten Filme wiedergeben. Sie rechne mit rund 150 Filmen insgesamt.

 

AV Stolzenberg stellt eine Frage zur Auslastung der Kinosäle.

 

Fr. Kasimir erläutert, dass die Festivalkinos nur zu 1/3 belegbar seien. Die aktuelle Landesverordnung erlaube die Auslastung auf 50 Prozent anzuheben. Damit einhergehend müsse ein Mund-Nasen-Schutz getragen werden. Alle Maßnahmen würde man den jeweils aktuellen Landesverordnungen anpassen.

 

AV Stolzenberg fragt, ob alle üblichen Sparten des Filmfestivals besetzt werden.

 

Fr. Kasimir und Fr. Fröhlich bestätigen dies.

 

Hinsichtlich der geografischen Ausrichtung des Festivals, den Ostseeraum bzw. anrainer, fragt AM Steffen, weshalb der polnische Film nicht im Programm berücksichtigt werde, zumal es doch das zweitgrößte Nachbarland sei.

 

Fr. Fröhlich antwortet, dass die NFL traditionell ein Forum für den skandinavischen Film darstellen. 1989 haben sie als erstes Filmfestival weltweit baltischen Filme in ihr Programm aufgenommen, noch bevor die baltischen Staaten ihre Unabhängigkeit wiedererlangt hatten. Den Hintergrund bildeten bestehende historische und kulturelle Verbindungen und das starke Engagement der nordischen Länder in der baltischen Region, die u.a. dazu führten, dass die Filmbranche dort nach skandinavischen Vorbild aufgebaut wurde. So haben die NFL sich weniger am geografischen, sondern vorrangig am kulturellen Raum orientiert. Andere Filmfestivals haben sich dagegen auf Osteuropa ausgerichtet wie das „FilmFestival Cottbus Festival des osteuropäischen Films“ und „goEast Festival des mittel- und osteuropäischen Films“ in Wiesbaden. Generell solle keine Konkurrenzsituation hinsichtlich des geografischen Schwerpunkts zwischen den Filmfestbetreibern entstehen. Dennoch zeigen die NFL ab und zu polnische Produktionen in ihrem Programm, teilweise in Kooperation mit den oben genannten Festivals.

 

Der Vorsitzende bedankt sich und wünscht viel Erfolg bei den NFL dieses Jahr.

Anlagen:  
  Nr. Status Name    
Anlage 1 1 öffentlich NFL-62-Konzept_Stand 30.10.2020 (124 KB)