Veröffentlicht am 05.03.2021

Corona trifft Frauen besonders

Resümee am Internationaler Frauentag 2021

 

Am Internationalen Frauentag wird traditionell für die Rechte und die Gleichberechtigung von Frauen gestritten. „Durch die Corona-Pandemie hat die Gleichstellung von Frauen Rückschläge erlitten“, stellt Elke Sasse, Gleichstellungsbeauftragte der Hansestadt Lübeck, fest. Viele bundesweite Studien deuten darauf hin, dass viele Frauen „Verliererinnen“ der Krise sind.

„Frauen und insbesondere Mütter haben in der Corona-Krise deutlich häufiger Sorgearbeit als Männer übernommen und daher noch mehr als schon zuvor ihre Arbeitszeit reduziert“, stellt Petra Schmittner, Mitarbeiterin im Frauenbüro mit Verweis auf eine Studie der Hans-Böckler-Stiftung fest. Frauen reduzierten auch schon vor Corona ihre Arbeitszeit häufiger als Männer, meist wegen ihres geringeren Verdienstes. Durch die nochmals verringerte Wochenarbeitszeit reduziert sich Verdienst ebenso wie ihr Anspruch auf Lohnersatzleistungen. In Lübeck verdienten Frauen schon vor der Corona-Pandemie bis zu 31% weniger als Männer, wie das Gender Monitoring der Hansestadt zeigt.

Die aktuelle Krise verschärfe die Einkommensungleichheit und die ungleiche Aufteilung der Sorgearbeit – zuungunsten der Frauen. Ein weiteres Indiz für die verschärfte Situation für Frauen durch Corona: die besonders schwierige Situation für Minijobberinnen. „Während sozialversicherungspflichtig Beschäftigte Kurzarbeitergeld erhalten, bekommen Minijobber:innen gar keine finanzielle Unterstützung“, kritisiert Elke Sasse. Frauen stellten 2020 58% der 11.638 Minijobber:innen [1] in Lübeck.

Auch der Anstieg der Arbeitslosigkeit zwischen Ende 2019 und Ende 2020 fiel bei Frauen in Lübeck höher aus als bei Männern: im Dezember 2020 waren 23,7% mehr Frauen als im Dezember 2019 arbeitslos gemeldet (Männer: +15,5%), ein Großteil davon im SGB III (Alg I) [2].

„Die Krise hat aber auch Dinge in Bewegung gebracht, die zuvor oft langatmig in Unternehmen diskutiert wurden,“ blickt Elke Sasse nach vorne. „Plötzlich war es in vielen Unternehmen möglich, flächendeckend, schnell und flexibel von zu Hause aus zu arbeiten.“  Zudem habe sich gezeigt, dass Führungsaufgaben nicht Tag für Tag an eine zehnstündige Präsenz im Büro gebunden sein müssten, sondern auch über Videokonferenz und Telefon erledigt werden könnten. „Zwei - meist für berufstätige Mütter - wichtige Barrieren, sind damit innerhalb kürzester Zeit in Frage gestellt worden“, freut sich Petra Schmittner.

[1] Agentur für Arbeit, Beschäftigungsstatistik, Lübeck, Juni 2020; hier nur „ausschließliche“ Minijobs

[2] Agentur für Arbeit, Arbeitsmarktreport, Dezember 2020, Lübeck+++

Quelle: Frauenbüro