Veröffentlicht am 16.12.2014

Josephinenbrücke durch Betonkrebs erheblich geschädigt

Erste Maßnahme: Leitelemente – Später Gewichtsbeschränkungen für Lkw denkbar

Die Josephinenstraßenbrücke über die Hafenbahn ist durch Betonfraß und mechanische Einflüsse erheblich geschädigt, so dass es in Kürze zu Verkehrseinschränkungen kommen wird. Wie der Bereich Stadtgrün und Verkehr mitteilt, weist der Beton der 1963 errichteten Brücke massive Schädigungen durch chemische und mechanische Einflüsse auf.

Als erste Maßnahme werden noch in dieser Woche Leitelemente auf die Fahrbahn gestellt, mit denen verhindert werden soll, dass Fahrzeuge von der Fahrbahn auf die Fuß- bzw. Radwege fahren. Zudem wird es Gewichtsbeschränkungen für Lkw geben; nach derzeitigem Stand im Frühjahr, nachdem die Drehbrücke wieder eingesetzt ist. Dennoch wird insbesondere der Lkw-Verkehr mit erheblichen Einschränkungen rechnen müssen. Der Bereich Stadtgrün und Verkehr erarbeitet derzeit Umleitungsstrecken für Lkw, denn ein großer Teil des Schwerverkehrs zwischen der Nordtangente und der Autobahn Richtung Norden (A1) fährt über diese Brücke und die Posener Straße.

Parallel dazu laufen Verhandlungen und Untersuchungen mit den Lübecker Hafenbetreibern, um zu ermitteln, ob eine Umfahrung durch das Nordlandkai-Gelände möglich ist. Es wird auch geprüft, ob eine Behelfsbrücke errichtet werden kann und wie erreicht wird, dass mehr Schwerverkehr den Herrentunnel nutzt.

Hintergrund: Bei der Josephinenbrücke handelt es sich um eine Brücke mit einer sogenannten Hohlplatte, bei der zur Materialeinsparung große Blechrohre in den Brückenquerschnitt gelegt wurden. Dadurch wurde ein Hohlraum erzeugt, bevor die Brücke betoniert wurde. Um die Tragfähigkeit einer solchen Brücke herzustellen, wird sie sowohl in Längs- als auch in Querrichtung vorgespannt, d. h., es werden hochfeste Bewehrungselemente eingebaut, die wie eine Feder angespannt und dann vergossen werden.

Bei der Josephinenstraßenbrücke sind bei einer Plattendicke von ca. 95 bis 100 cm Rohrdurchmesser von ca. 70 bis 75 cm eingebaut worden. Aufgrund dieser Bauart sind über und unter jedem Scheitelpunkt eines Rohres nur wenige Zentimeter tragender Betonquerschnitt vorhanden. Bei zu geringer Bewehrung führt das dazu, dass sich Längsrisse bilden und das Bauwerk quasi in Einzelbalken aufgelöst wird. Die Spannelemente bestehen aus Stählen, die möglicherweise zur Spannungsrisskorrosion neigen. Alter und Hersteller der Stähle deuten darauf hin.

Des Weiteren ist auch bei dieser Brücke eine Alkali-Kieselsäure-Reaktion (AKR) festgestellt worden, eine chemische Reaktion zwischen dem Zement und den Kieszuschlägen im Beton, die zur Zersetzung des Betons führt – auch bekannt als Betonkrebs. Dieser hatte auch an der Possehlbrücke „genagt“, weshalb die Brücke von Lkw mit mehr als 7,5 Tonnen nicht mehr überquert werden darf.

Bei einer im September 2014 durchgeführten Objektbezogenen Schadensanalyse (OSA) wurden bei der Josephinenbrücke bereits freiliegende Bewehrungseisen unterhalb der Asphaltdecke festgestellt. Im Januar 2015 wird eine weitere Untersuchung der Unterseite der Brücke erfolgen. Danach wird die Brücke in einem halbjährigen Sonderprüfungsprogramm untersucht.

Festgestellt wurde außerdem eine hohe Chloridbelastung des Betons. Chloride gelangen durch Streusalz in den Beton und führen dazu, dass der Bewehrungsstahl im Inneren der Brücke rostet. Dadurch wird die Bewehrung dünner und der Rost „sprengt“ den ihn umgebenen Beton, weshalb Wasser und Streusalz noch stärker ins Brückeninnere eindringen können.

Ein weiteres Problem sind die Kragarme, auf denen die Geh- und Radwege verlaufen. Diese sind quasi wie ein Balkon mit den Querspannelementen an der Brücke angebracht. Noch zeigen sie zwar äußerlich keine gravierenden Mängel, es kann allerdings aufgrund des Betonkrebses dazu kommen, dass die Quervorspannung nicht mehr ausreichend verankert ist und nachgibt, sollte ein Lkw bei einem Unfall auf den Gehweg geraten. Deshalb werden jetzt die Leitelemente aufgestellt. +++