Veröffentlicht am 21.07.2014

Zweiter Bildungsbericht mit Schwerpunkt Vielfalt und Inklusion

Hansestadt legt erweitere Beschreibung der Bildungslandschaft vor – Bei Kitas ganz vorn

Ergänzt um die Bereiche Hochschule, Weiterbildung und Bildungsberatung nimmt der nun kürzlich auch in Papierform erschienene 2. Bildungsbericht der Hansestadt Lübeck das weite Feld der Bildung ganzheitlich in den Blick. Bildungssenatorin Annette Borns: „Der aktuelle Bildungsbericht legt ein besonderes Augenmerk auf Vielfalt und Inklusion in Lübeck. Alle Bildungsbereiche werden unter diesem Blickwinkel betrachtet. Inklusion bedeutet, dass alle Menschen an Bildung teilhaben.“

Das ist das zentrale Ziel der Lübecker Bildungsplanung. Die Frage, ob denn alle Menschen in Lübeck Zugang zu Bildung haben, stellt dieser 2. Bildungsbericht. Er wurde im Rahmen des Bundesprogramms „Lernen vor Ort“ auf wissenschaftlicher und datenbasierter Grundlage erarbeitet. Er nimmt die gesamte Lebensspanne von Kindheit, Jugend und Erwachsenenalter in den Blick und fragt nach Bildungsgerechtigkeit in Lübeck.

Der Bildungsbericht richtet sich an kommunale politische Entscheidungsträger, an Akteure der Verwaltung und der Bildungsträger sowie an interessierte Bürger. Er soll Transparenz bezüglich der Bildungssituation in Lübeck schaffen: Entwicklungen und Zusammenhänge im Bildungsbereich werden aufgezeigt. Diese können als Entscheidungsgrundlage für die Bildungsplanung in Lübeck dienen, um datenbasiert notwendige Maßnahmen einzuleiten, hin zu mehr Bildungsgerechtigkeit und Chancengleichheit.

Zentrale Ergebnisse aus dem 2. Bildungsbericht zusammengefasst:

  • Lübeck ist mit Krippenplätzen, Ganztagsschulen und Inklusion an vorderer Stelle im Deutschlandvergleich.
  • Allerdings muss nach dem quantitativen Ausbau nun dringend die Qualität der Bildung verbessert werden: Es sollte nur Personal mit pädagogischer Ausbildung in Kitas, Ganztagsschulen und für Inklusion eingesetzt werden.
  • Außerdem sind Menschen mit interkulturellem Hintergrund in Lübeck häufig benachteiligt: Kinder besuchen selten die Krippe und selten das Gymnasium. Jugendliche mit interkulturellem Hintergrund bekommen seltener einen Ausbildungsplatz.
  • Das Paradox der Inklusion: Viele Kinder mit Behinderungen werden in Lübeck an Regelschulen unterricht. Wie kommt das? Indem immer mehr Kinder insgesamt als „behindert“ eingestuft werden. Dann gibt es mehr Personalstunden. Die momentane „Inklusions“-Entwicklung führt dazu, dass Kinder ständig einem prüfenden, kritischen Blick von Eltern, Pädagogen und Behörden ausgesetzt sind, die nach den Schwächen der Kinder suchen. Inklusion bedeutet aber, alle Menschen als Bereicherung zu sehen und ihre Stärken in den Mittelpunkt zu stellen.

Auszüge aus dem 2. Lübecker Bildungsbericht für fünf Themen:

Frühe Bildung und Betreuung

  • Die Kindertagesbetreuung wurde in den letzten Jahren in Lübeck stark ausgebaut, so dass 37% aller Kinder unter drei und 88% aller Kinder über drei Jahren betreut wurden, davon rund zwei Drittel ganztags (Jahr 2013/2014). Kinder mit Migrationshintergrund sind vor allem im Alter unter drei Jahren unterrepräsentiert.
  • Die Anzahl der Kinder im frühkindlichen Bereich, denen eine Behinderung attestiert wird, steigt stetig an. 78% der Kita-Kinder mit Behinderung über 3 Jahren besuchten eine integrative Kita-Gruppe (2013/2014).
  • Mehr Krippenplätze, mehr Integrationsplätze, mehr Ganztagsplätze – diese wichtigen Schwerpunkte müssen nach dem quantitativen Ausbau nun dringend pädagogisch-qualitativ weiter entwickelt werden. Dafür ist genügend und speziell qualifiziertes pädagogisches Personal von höchster Bedeutung, ganz besonders zur Begleitung der sensiblen Lebensphase unter drei Jahren und von Kindern mit Behinderungen.
  • Deshalb muss der Betreuungsschlüssel deutlich verbessert und die Qualifikation des pädagogischen Personals gesteigert werden.

Allgemeinbildende Schulen

  • Insgesamt stieg das Bildungsniveau in Lübeck in den letzten Jahren, mit dem Trend zu Gymnasium und (Fach-) Hochschulreife: Im Schuljahr 2012/2013 machten 34% der Schulabgänger Abitur.
  • Gleichzeitig verlassen jedes Jahr in Lübeck durchschnittlich ca. 170 Jugendliche die Schule ohne allgemeinbildenden Schulabschluss (8-9%).
  • Immer mehr Schüler „mit sonderpädagogischem Förderbedarf“ besuchen eine integrative Schule (65%). Gleichzeitig blieb der Anteil der Schüler, die ein Förderzentrum besuchen, in den letzten Jahren konstant bei 3%. An Förderzentren erreichen nur 7% der Schüler einen Hauptschulabschluss.

Berufsbildung und Übergang Schule - Beruf

  • Im Jahr 2012/2013 standen rund 1720 freie Ausbildungsstellen 1665 ausbildungssuchende Jugendliche gegenüber.
  • Trotzdem finden viele junge Menschen keinen Ausbildungsplatz: Jugendliche mit Hauptschulabschluss oder ganz ohne Schulabschluss finden oft jahrelang keinen Ausbildungsplatz. Jugendliche mit (Fach-) Hochschulreife oder Mittlerem Schulabschluss erhalten dagegen meist schnell eine Ausbildungsstelle.
  • Männer und Frauen wählen Ausbildungsberufe, die typischen traditionellen Geschlechtervorstellungen entsprechen: Männer wählen häufiger Handwerksberufe als Frauen.

Hochschulen

  • In den letzten Jahren stieg die Studierendenzahl in Lübeck kontinuierlich an, zuletzt auf rund 9000 im Wintersemester 2012/2013.
  • Die nähere Region ist ein wichtiges Einzugsgebiet für die Lübecker Hochschulen: 41% der Studierenden stammen aus Schleswig-Holstein.
  • Der Anteil von Frauen (39%) und Studierenden aus dem Ausland (5%) ist an den Lübecker Hochschulen niedriger als bundesweit (47% Frauen, 8% Studierende aus dem Ausland).

Weiterbildung

  • Jährlich bietet die Lübecker Volkshochschule rund 1100 Weiterbildungskurse an.
  • Die Volkshochschule wird hauptsächlich von Menschen zwischen 25-65 Jahren besucht (78%). 73% der VHS-Teilnehmer in Lübeck sind Frauen.

Weitere Fragen zum Bildungsbericht sowie die Anforderung eines Papier-Exemplars unter bildungsbericht@luebeck.de +++