Veröffentlicht am 06.04.2011

Feierliche Schließung der Altäre

Schließung während der Passionszeit ermöglicht Begutachtung der geschlossen Altäre

Zwei Wochen vor dem höchsten Kirchenfest des Jahres ist es wieder soweit: Am Sonntag, 10. April, um18 Uhr werden die Flügel zahlreicher Altäre des St. Annen-Museums geschlossen. Die Besucher können dann die sonst ganzjährig verhüllten Seiten der Altäre betrachten. Die Schließung der Altäre vor Ostern findet in einem feierlichen Rahmen mit mittelalterlicher Musik des Duos „Camerata anno 1500“ statt. Die Leiterin des Hauses, Dr. Hildegard Vogeler, führt durch die Veranstaltung und erklärt die Altardarstellungen.

Die Altäre sind von Sonntagabend, 10. April, bis einschließlich Samstag, 23. April, geschlossen. Ab Ostersonntag, 24. April, werden alle Altäre wieder mit ihrer gewohnten prächtigen Festtagsansicht zu sehen sein. Die Teilnahme an der Schließung der Altäre kostet sieben, ermäßigt 4,50 Euro. Zuvor besteht die Möglichkeit, im KunstCafé die berühmte Fastensuppe zu kosten.

Die Schließung der Altäre ist auf die jahrhundertealte Tradition der Katholischen Kirche zurückzuführen, in der Fastenzeit den Chorraum, die Altäre und das Kruzifix zu verhüllen. Das Abstinenzgebot wird sinnbildlich unterstrichen: Auch die Augen sollen „fasten“, der Bilderreichtum im Kirchenraum wird ihnen entzogen. Die Konzentration des Gläubigen gehört ganz dem Leiden Christi.

Das St. Annen-Museum nimmt den Brauch der „Verhüllung“ zum Anlass, um für kurze Zeit Malereien zu zeigen, die dem Besucher sonst verborgen bleiben. Bei manchen Altären wird die Fastenseite gezeigt, bei anderen die szenenreichen, so genannten Sonntagsseiten. Denn einige Altäre verfügen neben den Fastenseiten und den aufwändig gestalteten Festtagsseiten, die den höchsten Feiertagen vorbehalten sind, über ein weiteres Flügelpaar, dessen Darstellung an den „normalen“ Sonntagen gezeigt wird.

Das berühmteste und prachtvollste Beispiel eines solchen Altars ist der Memling-Altar, Glanzstück der niederländischen Malerei des ausgehenden 15. Jahrhunderts und kostbarstes Stück der Lübecker Sammlung. Hans Memling, Schüler Rogier van der Weydens, schuf den beeindruckenden Passionsaltar im Auftrag eines reichen Lübecker Kaufmanns 1491 in Brügge. In der ersten Woche (von Sonntag, dem 10. April bis zum darauffolgenden Sonntag, dem 17. April) wird die eigentliche Fastenseite gezeigt, bei der der Altar vollständig geschlossen ist.

Sehr zurückhaltend ist hier die Verkündigung des Engels Gabriel an Maria dargestellt, beide Figuren sind grau in grau gehalten und erscheinen wie Statuen aus Stein. In der zweiten Woche (von Dienstag, dem 19. April bis Samstag, dem 23. April) ist die Sonntagsseite zu sehen. Sie zeigt in großfiguriger Malerei die vier Heiligen Blasius, Johannes den Täufer, Hieronymus und Aegidius. Mit dem Ende der Passionszeit, am Ostersonntag (24. April), wird der Altar wieder ganz geöffnet. Zum höchsten Kirchenfest zeigt sich der Innenschrein mit seinem ganzen Darstellungsreichtum: Großformatige Szenen erzählen die Passionsgeschichte Christi in allen Stationen. +++