Veröffentlicht am 08.07.2009

Lübeck-Wismar im Spiegel der Stasi-Unterlagen

Vortrag 15. Juli: Wie überwachte die DDR-Geheimpolizei die Städtepartnerschaft?

„Städtepartnerschaften im Spiegel der Stasi-Unterlagen am Beispiel Lübeck-Wismar“ ist das Thema eines Vortrages am Mittwoch 15. Juli 2009, um 19.30 Uhr, im Audienzsaal des Lübecker Rathauses, Breite Straße 62. Christoph Kleemann, ehemaliger Leiters der Außenstelle Rostock der Birthler-Behörde (BSTU), stellt anhand der entsprechenden Stasi-Unterlagen dar, wie die 1987 zustande gekommene Städtepartnerschaft zwischen der Hansestadt Lübeck und Wismar von der DDR-Geheimpolizei bewertet und bewacht wurde. Der Vortrag findet im Rahmen der Veranstaltungsreihe „20 Jahre Mauerfall/Grenzöffnung“ statt. Der Eintritt ist frei.

Nach zwei verheerenden Weltkriegen, vor allem auf europäischem Boden, sollten Städtepartnerschaften zwischen Kommunen verschiedener europäischer Staaten helfen, Vorurteile abzubauen, Brücken zu schlagen und friedliches Zusammenleben einzuüben. An diesem Annäherungsprozess waren die Länder Osteuropas beteiligt, auch die DDR. Die ideologischen Prämissen osteuropäischer Staaten verhinderten aber einen offenen geistigen Austausch und freie Reisetätigkeit. Was das spezielle Verhältnis zwischen DDR und Bundesrepublik angeht, erwies sich die Entwicklung von Städtepartnerschaften als besonders kompliziert. Erst blockte die westliche Seite, als sich die DDR bemühte, um aus ihrer Isolation herauszukommen. Dann, als die Bundesrepublik Städtepartnerschaften mit Städten in der DDR anstrebte, blockte die östliche Seite. So kam es erst 1986 zu einer ersten innerdeutschen Städtepartnerschaft, zwischen Saarlouis und Eisenhüttenstadt. Honecker, der diese nicht als Dammbruch verstanden wissen wollte, sah sich bald einer Flut von Anträgen gegenüber, die 1989 auf 850 gestiegen war. Nur 73 davon erhielten eine Befürwortung seitens der SED-Führung. Kam aber eine innerdeutsche Städtepartnerschaft zustande, prallten zugleich sehr unterschiedliche Erwartungen aufeinander. Die Westseite setzte auf Begegnungen und menschliche Erleichterungen, die Ostseite suchte die West-Kommunen für ihr Verständnis von Friedenspolitik zu gewinnen. Um zu verhindern, dass die Partnerschaft die Einwohner der Städte in ihrer Breite erreichte, befand sich vom ersten Moment an die Staatssicherheit, meist unmerklich, mit im Boot, observierte die Delegationen beider Seiten, kontrollierte Post und Gespräche und griff nicht selten auch in ganz persönliche Belange ein.

Christoph Kleemann, Jahrgang 1944, Theologe, Jugendpfarrer in Meißen, Studentenpastor in Rostock, ab 1990 Kommunalpolitiker, von 1999 bis 2009 Leiter der BStU-Außenstelle in Rostock. +++