Bagger helfen der Natur in Niemark und im Krummesser Moor

Veröffentlicht am 02.10.2006

Bagger helfen der Natur in Niemark und im Krummesser Moor

Bagger helfen der Natur in Niemark und im Krummesser Moor

060792L 2006-10-02

So mancher Anwohner hat sicherlich schlimme Naturzerstörungen befürchtet, als die Bagger anrückten: Im Bereich des Stadtgutes Niemark und im Krummesser Moor kam in den letzten Tagen schweres Gerät zum Einsatz.

Lübecks Umweltsenator Thorsten Geißler kann glücklicherweise Entwarnung geben: „Statt in die Natur einzugreifen, wurde hier der große Kettenbagger eingesetzt, um aktiven Naturschutz zu betreiben. Bei Niemark zum Beispiel wurde auf einer Ackerfläche ein Kleingewässer ausgehoben und der anfallende Boden dazu genutzt, am Rand des Ackers einen neuen Knickwall aufzusetzen.“

Das Gewässer soll als sogenanntes „Trittsteinbiotop“ die hier relativ monotone Landschaft durch ein zusätzliches naturnahes Element bereichern. „Seltene Amphibienarten wie beispielsweise der Laubfrosch werden so einen zusätzlichen Lebensraum besiedeln können“, erläutert Dr. Ursula Kühn vom Bereich Naturschutz. Als Bereicherung sollen um den Teich Weiden gepflanzt werden und später als „Kopfbaum“ eine regelmäßige Pflege erhalten. „Diese in unserer Region früher typische Baumform wird das Landschaftsbild für Erholungssuchende aufwerten.“

Der etwa 200 Meter lange neue Knick wird die bereits im vergangenen Jahr auf Flächen des Stadtgutes durchgeführten Maßnahmen ergänzen. Als linienhaftes Landschaftselement dient er insbesondere der Verbindung naturnaher Lebensräume, so dass sich Tierarten entlang dieses Rückzugsraumes über weite Strecken ausbreiten und die Landschaft wieder besiedeln können. Darüber hinaus wird der Knick die angrenzende Bebauung gegenüber der Landschaft abschirmen und damit das Landschaftsbild aufwerten.

Der Landwirtschaft dient der Knick als Windschutz und Schattenspender für Weidetiere sowie als Lebensraum für diverse Nützlinge (wie beispielsweise Singvögel), die dazu beitragen, Schädlinge zu reduzieren.

Im Krummesser Moor wurden an drei verschiedenen Standorten „Flachwasserblänken“ angelegt. Diese maximal ein Meter tiefen kleinen Gewässer sollen die im Moor von der Straßenbauverwaltung bereits für den Bau der A 20 umgesetzten Ausgleichsmaßnahmen ergänzen. Jede Blänke ist rund 350 bis 400 Quadratmeter groß und wird lediglich zeitweilig Wasser führen. Die Böschungen sind sehr flach, so dass bei Trockenheit sogar Weidevieh dort grasen kann.

„Bei ökologischen Voruntersuchungen wurde in den vergangenen Jahren festgestellt, dass in dem stark entwässerten Moor lediglich noch wenige Tierarten leben“, sagt Dr. Kühn. Zielsetzung dieser Maßnahmen sei es, zusätzliche Lebensräume herzurichten, die vor allem von Amphibien und Libellen besiedelt werden können.

Der Bodenaushub wurde dazu verwendet, gezielt einige Entwässerungsgräben zu verengen. Auf der Grundlage einer flächendeckenden Vermessung des Moores soll hierdurch der Wasserabfluss aus bestimmten Bereichen verzögert werden. Hierdurch kann eine weitere Zerstörung des Moores durch Zersetzung des Torfes verlangsamt und eine Entwicklung typischer Moor-Vegetation eingeleitet werden.

Trotz dieser Maßnahmen ist weiterhin eine behutsame landwirtschaftliche Nutzung auf den Grundstücken vorgesehen.

Ganz besonders freut Umweltsenator Geißler, dass keine der Naturschutzmaßnahmen den städtischen Haushalt belastet: „Alle Maßnahmen wurden aus Ausgleichsmitteln finanziert, die für bereits vollzogene Eingriffe in die Landschaft bei dem Bereich Naturschutz der Hansestadt Lübeck hinterlegt wurden.“ +++