Erstes Drogenhilfemobil für Lübeck an AWO übergeben

Veröffentlicht am 06.12.1999

Erstes Drogenhilfemobil für Lübeck an AWO übergeben


990940L 6. Dezember 1999

Am Montag, 6. Dezember, hat Sozialsenatorin Dagmar Pohl-Laukamp Lübecks erstes Drogenhilfemobil an die Arbeiterwohlfahrt-Drogenberatungsstelle übergeben, die in Lübeck für die Drogenhilfe zuständig ist.

Schon lange arbeiten Gesundheitsamt und AWO-Drogenhilfe daran, die Drogenhilfesituation in Lübeck weiter zu optimieren und einen nachhaltigen “Einstieg in den Ausstieg” für die Drogenabhängigen zu erreichen. Ausschlaggebend für die Initiierung des Drogenhilfemobils war die Zusammenarbeit im “Runden Tisch
St. Aegidien”, in dem unter anderem diese Lösung in Zusammenarbeit zwischen Anwohnern, Drogenberatungsstelle, Gesundheitsamt und Polizei - auch anläßlich eines Hearings zur Drogensituation im Februar 1999 - erarbeitet wurde.

Die tatsächliche Umsetzung des Projektes konnte aber letztendlich nur durch eine Poolfinanzierung ermöglicht werden, an der die Possehl-Stiftung, die “Gemeinnützige”, der Verein zur Förderung kriminalverhütender Maßnahmen in Schleswig-Holstein und der Kriminalpräventive Rat der Hansestadt Lübeck beteiligt sind. Die Finanzierung der dazu notwendigen Streetwork durch die AWO-Drogenhilfe, die das Fahrzeug, ein gebrauchtes Wohnmobil, auch noch speziell ausbauen wird, erfolgt durch die Hansestadt Lübeck.

Im Rahmen des Gesamtkonzeptes “Einstieg in den Ausstieg”, in dem für das nächste Jahr auch noch die Errichtung einer Drogenhilfeambulanz vorgesehen ist, dient das Drogenhilfemobil zum einen der besseren Erreichbarkeit der Klientel, die sich auf mehrere Stadtteile mit wechselnden Lokalitäten verteilt. Das Mobil soll eine Anlaufstelle für die offene Drogenszene werden. In ihm soll Beratung angeboten werden und ein kurzer Aufenthalt möglich sein. Daneben dient es für erste gesundheitsvorbeugende Maßnahmen, wie etwa das Verteilen von Venensalben und Kondomen. Abgegeben werden im Drogenhilfemobil natürlich auch Spritzen. In der Hansestadt Lübeck werden derzeit rund 100 000 Spritzen seitens der AWO-Drogenhilfe pro Jahr verteilt; 20 000 davon auf der offenen Drogenszene. Dieses unbedingt notwendige Angebot dient auch der Reduzierung der weiteren Verseuchung der Abhängigen mit dem HI-Virus (AIDS) und Hepatitis C, da immer wieder mit unsauberen Bestecken gearbeitet wird. Das Gesundheitsamt geht davon aus, daß 80 bis 90 Prozent der Junkies mit Hepatitis B oder C infiziert sind.

Das Mobil soll in Zusammenarbeit mit den Drogenabhängigen im Innenausbau weiter ausgebaut werden, außerdem soll das Mobil im Rahmen der Primärprävention bei Veranstaltungen, zum Beispiel vor Discotheken oder Schulen, insbesondere Berufsschulen, eingesetzt werden. Das Konzept für das Drogenhilfemobil hat Vorbildcharakter in der Suchtprävention/Suchthilfe, gerade bei Jugendlichen. Es bietet im niedrigschwelligen Bereich eine exemplarische Möglichkeit für den “Einstieg in den Ausstieg”. Auch wenn im Wohnmobil Spritzen verteilt werden, dürfen sich die Abhängigen in dem Fahrzeug keinen “Schuß” setzen.

Die Zahl der Drogenabhängigen in Lübeck wird auf 800 bis 1200 Menschen geschätzt. Die Zahl der Abhängigen wachse und werde zunehmend jünger, berichteten die Streetworker Kerstin Grant und Peter Grazek während der Pressekonferenz. Beide haben wöchentlich zu etwa 200 Personen aus der Drogenszene Kontakt, beraten sie und tauschen Spritzen.

Es ist darauf hinzuweisen, daß die erfolgreiche Inbetriebnahme des Drogenhilfemobils nur einen kleinen Ausschnitt der Suchthilfearbeit der Hansestadt Lübeck darstellt. Zur Zeit wird unter Koordinierung durch das Gesundheitsamt ein ausführlicher Suchthilfeplan für die Hansestadt Lübeck erstellt, der auch die Handlungsempfehlungen der im Oktober 1999 im Rathaus durchgeführten Gesundheitskonferenz zum Thema “Sucht in Lübeck” mit berücksichtigen wird. Nähere Informationen dazu erteilt das Gesundheitsamt.

Die Hansestadt Lübeck hat sich - als Mitglied des Gesunde Städte-Netzwerkes der Bundesrepublik Deutschland - neben der Förderung der Gesundheitsprävention und der Förderung der Selbsthilfe im Gesundheitsbereich insbesondere zum Ziel gesetzt, die nachhaltige Optimierung der Suchthilfe zu gewährleisten. +++