Reform der Hanse an Kopf und Gliedern

Veröffentlicht am 29.11.1999

Reform der Hanse an Kopf und Gliedern


990917R 29. November 1999

Der Aufbruch in einen neues Jahrtausend hat auch den internationalen Hansebund erfaßt: Der traditionsreiche Städtebund, dem derzeit 209 Hansestädte in 16 Ländern angehören, wird sich im kommenden Jahr erstmals eine Satzung geben und zu einem verbindlicheren Miteinander kommen.

Dies beschloß die Hansekommission auf ihrer jüngsten Sitzung im niederländischen Zwolle. “Die Hanse ist zwar jahrhundertelang ohne festgeschriebene Satzung, Geschäftsordnung und Mitgliedsbeiträge ausgekommen”, sagte Hansevormann Michael Bouteiller bei der Eröffnung der Sitzung im Zwoller Rathaus. “Wir müssen heute jedoch erkennen, daß die Herausforderungen der Zukunft sich ohne festere Strukturen nicht mehr bewältigen lassen.”

Lübecks Bürgermeister erläuterte die Kernpunkte der Reform, die beim nächsten Hansetag in Zwolle von der Delegiertenversammlung beschlossen werden sollen: Die Ziele, die Organisation und die Arbeitsweise der Hanse werden erstmals in einer Satzung festgeschrieben, auf die sich alle Mitgliedsstädte festlegen.

Demzufolge wird die vor 20 Jahren in Zwolle mündlich vereinbarte Regelung, daß die Hanse von einer Delegiertenversammlung, einer Kommission und dem Lübecker Bürgermeister als ständigem Vormann geleitet wird, durch ein demokratischeres Verfahren abgelöst. Künftig soll die Delegiertenversammlung, die einmal pro Jahr während des Hansetags zusammentritt, ein Präsidium auf drei Jahre bestellen, das wiederum den Vormann aus seiner Mitte wählt - ebenfalls für eine Dauer von drei Jahren. In dem Präsidium sollen alle Regionen/Länder mit Hansestädten sowie die Jugendhanse vertreten sein.

Nach welchem Schlüssel das Präsidium zusammengesetzt und wer der erste gewählte Vormann der Hanse sein wird, ist noch nicht abschließend geklärt. Die Kommission hat einen Ausschuß gebildet, der im Januar in Lübeck zusammentreten wird, um entsprechende Vorschläge abschließend auszuarbeiten.

Klar ist jedoch, daß es auch künftig keine Mitgliedsbeiträge und keine regelmäßigen Umlagen geben wird. Die Arbeit der Hanse wird von Städten getragen, die jeweils den Hansetag ausrichten sowie von autorisierten Projektgruppen, die sich ihre Finanzierung aus den Projektstädten, Sponsoren und Zuschußtöpfen besorgen.

Die Kommission überzeugte sich auch davon, daß die Vorbereitungen für den nächsten Hansetag ganz im Sinne der gemeinsamen Zielsetzungen verlaufen. Der 20. Hansetag der Neuzeit findet in Zwolle statt - und zwar vom 25. bis 28. Mai 2000. “Das wird wieder ein neuer Höhepunkt - vor allem für die Jugend, an die sich ein Großteil des aufwendigen Programms mit Musik und Kultur richtet”, ist sich Vormann Bouteiller schon heute des Erfolges sicher.

Bouteiller selbst scheidet im kommenden Jahr nach Ende seiner Dienstzeit als Lübecker Bürgermeister aus seiner Funktion als Vormann und Vorsitzender der Hansekommission aus. In Zwolle wurde er für seinen mehr als elf Jahre dauernden Einsatz im Dienste der internationalen Städtekooperation vielfach gelobt und geehrt. Zwolles Bürgermeister Jan Franssen überreichte ihm die Zwoller Ehrenmedaille “für dein vorbildliches Engagement auch für unsere Stadt”, wie er sagte. Novgorods zweite Bürgermeisterin Galina Matweewa überbrachte mit besten Wünschen und “in tiefer Verbundenheit” im Namen der gesamten Hansestadt an der Narva ein gerahmtes Bild, das der scheidende Hansechef mit Rührung entgegennahm. +++