Veröffentlicht am 26.02.1999

Lübecks Altstadt soll kinderfreundlicher werden

Lübecks Altstadt soll kinderfreundlicher werden

Kinder sollen in der Lübecker Altstadt künftig bessere Lebens- und Spielbedingungen vorfinden. Das ist das Ziel des Projekts "Kinderfreundliche Altstadt". Dazu erklärte der zuständige Senator Ulrich Meyenborg in einem Pressegespräch am Freitag: "Unser Ziel ist die inhaltliche Vernetzung im räumlichen Umgriff der gesamten Altstadt." Es gehe also nicht nur um punktuelle, isolierte Maßnahmen. Bausenator Dr. Volker Zahn ergänzte, das Projekt werde bei den Planungen für die Umgestaltungsmaßnahmen von Straßen und Plätzen eingebunden, die in nächster Zeit anstünden. Als Beispiele nannte er den Schrangen, den Klingenberg, Kohlmarkt und Sandstraße sowie Ober- und Untertrave. Für letztere werde im Herbst ein Wettbewerb ausgeschrieben.

Im August 1997 hatte die Bürgerschaft die "Kinderfreundliche Umgestaltung der Lübecker Altstadt" beschlossen. Um dieses Ziel zu erreichen, wurde kurze Zeit später die Projektgruppe "Kinderfreundliche Altstadt" gegründet, die seitdem zahlreiche Maßnah-men eingeleitet hat, um die Kinderfreundlichkeit zu erhöhen. Der fachbereichsüber-greifenden Gruppe, unter Federführung des Bereichs Jugendarbeit, ist dabei wichtig, daß nicht Erwachsene etwas "von oben herab" für Kinder machen, sondern daß Kinder-interessen Vorrang haben und sich Kinder und Jugendliche aktiv am Prozeß beteiligen.

Für den Schrangen erhofft sich Zahn eine Zwischengestaltung, bis eine endgültige Lösung für diesen zentralen Platz im Herzen der Stadt gefunden ist. "Ich würde mich freuen, wenn Eltern und Kinder der Altstadt dazu Vorschläge erarbeiten würden." Das Vorhaben biete den Bewohnerinnen und Bewohnern die einmalige Chance, Partizipation zur Gestaltung der Altstadt zu praktizieren.

Ein weiteres Beispiel von Bürgerbeteiligung startet bereits im Sommer: In Absprache mit der Innenstadtkonferenz, dem Kinder- und Jugendhaus Röhre sowie dem Stadtteilzentrum Burgtor sollen zunächst die beiden Spielplätze Kanalstraße und Ellerbrook beispiel- und modellhaft umgestaltet werden. Kinder, Eltern, Kitas und Schulen der Umgebung sollen daran beteiligt werden. Ziel ist, ein in sich schlüssiges Spielraumkonzept Altstadt zu entwickeln, mit dem Kinderfreundlichkeit für einheimische aber auch Touristen-Kinder gewährleistet wird. An der Umsetzung beteiligt ist dabei teilweise auch die Wirtschaft, deren Vertreter von der Projektgruppe dazu befragt wurden. Die Schaffung von kleinen Spielrauminseln oder Projekten ist vorgesehen, nachdem die Kinder diese Interessen im Rahmen der Praxisbeispiele formuliert haben.

Zu den bisherigen Aktivitäten der Projektgruppe "Kinderfreundliche Altstadt" zählen die zwei Planetenreisen und Beteiligungsprojekte mit Kindern auf dem Schrangen und das Schulfest Marienschule. Außerdem Aktionen wie "Kinder fotografieren ihre Spielorte" unter Beteiligung der Innenstadtkonferenz, Röhre und Burgtor, zum Weltkindertag, "Offenes Rathaus" mit den Befragungen von Kindern zu "Kinder haben Rechte" sowie Spielinteressen.

Weitere Vorhaben der Projektgruppe betreffen die Kinderrechtswahl (vor der Sommerpause 1999) mit Terres des Hommes, den Inline-Platz Kanalstraße und die Inlinebahn Wallhalbinsel, das Projekt Schaltkästen oder das Thema Graffiti. Wie von Zahn beschrieben, ist die Gruppe auch an den Planungen zur Gestaltung des Schrangen beteiligt. Im Rahmen ihrer Arbeit stellte sie fest, daß im Stadtkern Kommunikations- und Spieldefizite bestehen. So könnte der Platz mit Bäumen begrünt und auf einem kleinen Teil mobile, abbaubare Spiel- und Sitzgeräte installiert werden. Diese könnten einerseits Erwachsenen zum Klönen, Ausruhen und Verweilen dienen, andererseits aber von Kindern, etwa zum Balancieren und Herumtoben, genutzt werden.

Anregungen dazu gab unter anderem die Präsentation der Arbeitsweise "Kontaktkunst" des Büros Professor Kalkmann im August 1998. Dabei wurden Impulse zur Raum- und Platzgestaltung, für Wasserobjekte, Skulpturen und Aktionen im öffentlichen Raum gegeben. +++