Veröffentlicht am 04.05.1998

Region Lübeck will künftig stärker zusammenarbeiten

Region Lübeck will künftig stärker zusammenarbeiten

Die Kommunen und Kreise im Großraum Lübeck wollen in den kommenden Jahren stärker zusammenarbeiten. Dies beschlossen die in der Regionalkonferenz Lübeck vertretenen Gebietskörperschaften am Montag, 4. Mai, bei der ersten Regionalkonferenz in der Lübecker Musik- und Kongreßhalle. Zu diesem Zweck soll jetzt ein konkretes kommunal- und Landesgrenzen überschreitende Entwicklungskonzept erstellt werden.

Bei der ersten Regionalkonferenz waren Entscheidungsträger aus Politik und Verwaltung nach Lübeck gekommen. Sie repräsentierten die Gebietskörperschaften, die in der Region Lübeck vertreten sind: Die Kreise Herzogtum Lauenburg, Nordwestmecklenburg, Ostholstein, Segeberg, Stormarn, die kreisangehörigen Städte und Gemeinden der Region und die Hansestadt Lübeck sowie die Landesplanungsbehörden von Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein. In der Region, die im wesentlichen mit dem Be-rufspendlerraum Lübecks identisch ist, leben über 410 000 Menschen in rund 100 Gemeinden. Sie reicht von Neustadt in Ostholstein im Norden bis Ratzeburg im Süden, Grevesmühlen im Osten bis Reinfeld im Westen.

Erarbeitet werden soll jetzt ein Konzept für eine umweltfreundliche, sozialverträgliche und ökonomische Siedlungsentwicklung nach dem Leitbild der dezentralen Konzentration. Dieses sieht vor, regionalbedeutsame Flächen für Wohnen, Gewerbe, Dienstleistungen, Einzelhandel sowie Flächen für sonstige zentrale Einrichtungen mit überörtlicher Ausstrahlung auszuweisen. Ziel: Die Gebietskörperschaften sollen sich in der Flächenausweisungs- und Bodenvorratspolitik miteinander abstimmen. Geplant sind unter anderem ein regionales Wohnbauland-Konzept, ein regionales Einzelhandels-Entwicklungskonzept und ein Gewerbeflächen-Informationssystem, das als Grundlage für eine abgestimmte Wirtschaftsförderung dienen kann.

In das Siedlungskonzept soll zudem ein Verkehrsentwicklungs-Konzept integriert werden, mit dem die wachsende Mobilität der Bewohner in der Region umwelt- und sozialverträglich gesteuert werden kann. Der motorisierte Individualverkehr soll dabei zumindest verringert werden. Mit Hilfe eines regionalen ÖPNV-Verbundes soll ein Umstieg auf öffentliche Verkehrsmittel gelingen.

Die Regionalkonferenz will auch das Landschaftskonzept aus der regionalplanerischen Studie vom Februar 1997 konkretisieren. Hierbei geht es darum, landschaftsverträglichen Flächen für Tourismusprojekte auszuweisen. Dabei müsse gewährleistet sein, daß die vielfältigen, kulturhistorisch geprägten Landschaftsräume der Region erhalten bleiben und auch die weiten Bezüge aus der Landschaft auf die Ostsee in Nordwestmecklenburg nicht zerstört werden. Ein wichtiges Ziel dabei ist, die touristische Entwicklung der weiter zurückliegenden Dörfer zu fördern.

Wichtig sei zudem, so die Teilnehmer der Konferenz, daß die noch bestehenden Landschaftszäsuren an der schleswig-holsteinischen Ostseeküste unangetastet bleiben, und das Biotopverbund-System der Region als Vernetzungs- und Gliederungselement weiterentwickelt werde. Die noch vorhandenen Naherholungsräume in kurzer Entfernung zu den Siedlungsschwerpunkten müßten unbedingt erhalten werden.

Aufbauend auf dem regionalen Entwicklungskonzept soll die Region Lübeck zur Sicherung ihrer Wettbewerbsfähigkeit mit anderen Stadtregionen ein regionales Standortmarketing und eine gemeinsame Wirtschafts- und Tourismusförderung betreiben.

Die Arbeitsgruppe "Region Lübeck" erarbeitet das regionale Entwicklungskonzept. Um insbesondere die Gemeinden der Region stärker in die Zusammenarbeit einzubinden, wird ein Beirat beziehungsweise eine Lenkungsgruppe zur Regionalentwicklung eingerichtet. In diesem Beirat sind alle Gebietskörperschaften der Region vertreten.

Hintergrund:

Das Verhältnis der Städte zu ihrem Umland ist seit einiger Zeit wieder in der Diskussion: Die interkommunale und interregionale Konkurrenz hat sich verschärft, die Entwicklung im Umland der Städte verläuft zum Teil ungesteuert, die Frage der finanziellen Lastenverteilung ist nicht gelöst.

Vor diesem Hintergrund und als Folge der Öffnung der innerdeutschen Grenze Ende der 80er Jahre wurden auch die Hansestadt Lübeck und ihr Umland vor neue Probleme gestellt: erhöhte Nachfrage nach Wohnbau- und Gewerbeflächen sowie Infrastruktureinrichtungen als Folge eines drastischen Bevölkerungszuwachses. Damit verbunden ist eine hohe Nachfrage nach Arbeitsplätzen, eine deutliche Zunahme des Verkehrsaufkommens sowie die Erweiterung des regionalen Einzugsbereiches des Oberzentrums Lübeck um das östliche Umland. Hinzu kommen völlig unterschiedliche strukturelle Ausgangsbedingungen zwischen dem mecklenburgischen und dem schleswig-holsteinischen Teil der Region als Folge einer politischen Systemgrenze, die über vier Jahrzehnte bestanden hat.

Die Region Lübeck muß sich darauf einstellen, daß im Planungszeitraum bis zum Jahr 2010 und 27 000 Wohnungen nach dem Entwicklungsmodell der dezentralen Konzentration zu verteilen sind. Dafür sind rund 1000 Hektar Bruttobauland erforderlich. Diesen Zahlen liegt ein angenommenes Bevölkerungswachstum von rund 12 500 Einwohnern bis zum Jahr 2010 zugrunde. Darüber hinaus sind neue Siedlungsflächen für ein zusätzliches Bevölkerungswachstum vorzuhalten

Der Gewerbeflächenbedarf von rund 1000 Hektar läßt sich zunächst auf vorhandenen und bereits geplanten oder in der Realisierung befindlichen Gewerbestandorten abdecken. Die Verteilung der neu zu erschließenden Flächen erfolgt ebenfalls nach dem Leitbild der dezentralen Konzentration. +++