Veröffentlicht am 22.03.2023

„Ein Abend für Salman Rushdie“ mit Deutschlandpremiere von „Victory City“

Lavinia Wilson liest aus dem neuen Roman und anderen Werken des Autors im Theater Lübeck am 13. April 2023

Den achten Todestag von Literaturnobelpreisträger Günter Grass nimmt das Lübecker Günter Grass-Haus zum Anlass für eine besondere Veranstaltung: Am Donnerstag, 13. April 2023, soll ab 19.30 Uhr bei einem „Abend für Salman Rushdie“ der Freundschaft beider Schriftsteller gedacht, aber auch an Rushdies Werk erinnert und ein Zeichen für die Freiheit des Worts gesetzt werden. An diesem Tag wird erstmals in Deutschland Rushdies neuer Roman „Victory City“ bei einer öffentlichen Veranstaltung vorgestellt, der am 20. April 2023 erscheint. Mit dabei sind die Autorin Mithu Sanyal und Rushdies langjähriger Wegbegleiter und Übersetzer Bernhard Robben. Moderiert wird der Abend von Literaturkritiker Denis Scheck, der Rushdie in der Vergangenheit häufig interviewt hat. Die Veranstaltung findet im Theater Lübeck, in den Kammerspielen, statt.

Mit seinem modernen epischen Roman „Victory City“ kehrt der 1947 in Bombay geborene indisch-britische Schriftsteller Salman Rushdie nach Indien zurück und geht darin den großen Fragen nach Macht, Liebe und dem Menschsein nach. Es ist sein erster Roman nach der Messerattacke auf ihn im August vergangenen Jahres. Die Schauspielerin Lavinia Wilson liest aus diesem und weiteren seiner Werke Auszüge.

In Gesprächen berichten Mithu Sanyal und Bernhard Robben über ihren Bezug zu Rushdie: Die Autorin Sanyal ist mit dessen Werk bestens vertraut und gilt seit ihrem Bestseller „Identitti“ als Expertin für die so genannte postmigrantische neue Weltliteratur und den magischen Realismus indischer Ausprägung. Robben dagegen, Rushdies Wegbegleiter in den 1990er Jahren, spricht über seine Verbindung zu dem Autor. Auch er selbst hat mehrfach Todesdrohungen erhalten; einer seiner Kollegen, der Rushdies Texte übersetzt hatte, wurde gar von religiösen Fanatikern ermordet, zwei weitere bei Attentaten schwer verletzt.

Die Veranstaltung wird vom Arbeitskreis selbständiger Kulturinstitute (AsKI), der Sparkasse zu Lübeck, dem Penguin Verlag sowie dem Radisson Blu Senator Hotel unterstützt. Tickets in Höhe von 15 Euro, ermäßigt 9 Euro, können online unter https://theaterluebeck.eventim-inhouse.de/webshop/webticket/seatmap?eventId=7734 oder direkt im Theater Lübeck erworben werden.

Zu Günter Grass und Salman Rushdie: Günter Grass und Salman Rushdie gehören zu den weltweit bekanntesten Schriftstellern. Sie waren nicht nur miteinander befreundet, sie beeinflussten sich auch literarisch. 1999 äußerte Rushdie über seinen Kollegen: „Ich halte ihn für den größten europäischen Romancier in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Die Trommelschläge von Grass’ großem Roman haben mich stets dazu angetrieben, immer aufs Ganze zu gehen; immer zu versuchen, mehr als alles zu geben; auf ein Sicherheitsnetz zu verzichten und nach den Sternen zu greifen.“ Anlässlich des 90. Geburtstags von Grass 2017 hat Salman Rushdie das Günter Grass-Haus in Lübeck besucht, um in einer öffentlichen Veranstaltung an seinen Freund und Kollegen zu erinnern. Im November 2019 konnte das Museum mit ihm in Hamburg ein Interview führen und als Film aufnehmen, in dem er über die Bedeutung des Romans „Die Blechtrommel“ und den magischen Realismus spricht:

Salman Rushdie über Günter Grass und dessen Roman "Die Blechtrommel" – YouTube Günter Grass setzte sich vehement für die Meinungs- und Kunstfreiheit ein. Nachdem der iranische Staatschef Ayatollah Khomeini im Jahr 1989 Salman Rushdie wegen seines Romans „Die satanischen Verse“ mittels einer Fatwa zum Tode verurteilte, sagte die Akademie der Künste in Berlin eine bereits geplante Veranstaltung mit Rushdie ab. Grass forderte die Akademie als ehemaliger Präsident vergeblich auf, die Lesung trotzdem durchzuführen. Da dies nicht geschah, trat Grass aus Protest aus der Akademie aus. Kurzerhand organisierte er eine eigene öffentliche Lesung mit Rushdie, die unter Polizeischutz in Berlin stattfand. Eine Demokratie müsse laut Grass wehrhaft sein und dürfe sich einer terroristischen Bedrohung nicht beugen. Ihm war es dabei wichtig, muslimische Kritiker zur Lesung einzuladen, um mit ihnen einen kritischen Dialog über die Freiheit und die Grenzen der Kunst zu führen.

Weitere Infos unter https://grass-haus.de/ oder https://www.theaterluebeck.de/ +++

Quelle: Die Lübecker Museen