Veröffentlicht am 08.07.2022

Peter Petereit gedenkt der deportierten und ermordeten Juden

Das Grauen in den Wäldern von Riga-Bikernieki: Neue Ausstellung des Volksbundes informiert über den Holocaust in Lettland

Peter Petereit, Vorsitzender des Hauptausschusses, nahm als offizieller Vertreter der Hansestadt Lübeck an der Gedenkveranstaltung in in Riga-Bikernieki teil.

Delegierte aus 39 Städten des Riga-Komitees erinnerten vom 4. bis 6. Juli 2022 an die Opfer des Holocausts in Lettland vor über achtzig Jahren. An der Gedenkveranstaltung auf der Gräber- und Gedenkstätte in Riga-Bikernieki sowie an der offiziellen Einweihung der neuen Dauer- und Outdoor-Ausstellungen nahm Peter Petereit, Vorsitzender des Hauptausschusses, als offizieller Vertreter der Hansestadt Lübeck teil.

Peter Petereit gedachte und ehrte die Toten mit einer weißen Rose und legte entsprechend dem jüdischen Brauch, Steine auf das Grab. Der Besuch in Riga, insbesondere der Gedenkstätte Bikernieki und die Begegnung mit einem Zeitzeugen waren für Peter Petereit sehr beeindruckend: „Der Besuch der Gedenkstätte Bikernieki in Riga hinterlässt bei jedem Menschen, der diesen Ort besucht, tiefe Spuren. An einem Ort zu sein, an dem über 30.000 Menschen, darunter sehr viele Kinder, in drei Tagen von den Nationalsozialisten grausamst ermordet wurden, ist nicht wirklich begreifbar und schon gar nicht in Worte zu fassen. Tiefe Trauer, Wut und das Bedürfnis, in die Welt hinauszuschreien, dass etwas so Grausames und Menschenunwürdiges nie wieder geschehen darf, kommen auf. Dabei tragen wir die Verantwortung für die Aufrechterhaltung des Erinnerns. Wir müssen dem Vergessen oder womöglich gar der Leugnung dieser Massenmorde deutlich entgegentreten. In Lübeck haben wir die klare Aufgabe, dies durch eine erlebbare Erinnerungskultur, auch gerade für die jüngeren Generationen, zu gestalten, um so einen Beitrag zum Erhalt unserer demokratischen Grundwerte und gegen jegliche Form von Rassismus zu leisten.“

Ausstellungen thematisieren Massenverschleppungen

Am 6. Dezember 1941 mussten sich um die neunzig Jüdinnen und Juden in der St. Annen-Straße 11 versammeln. Etliche von ihnen waren bereits zuvor zwangsweise aus ihren Wohnungen in das "Asyl" der Jüdischen Gemeinde umgesiedelt worden. Der sogenannte Hamburger Transport mit den Lübeckern und Schleswig-Holsteinern ging in das besetzte Lettland. Die Menschen wurden vom Bahnhof Skirotova bei Riga zu einem ehemaligen Gutshof, dem Jungfernhof gebracht. Kälte und Hunger führten in den Wintermonaten zum Tod vieler. Im Februar 1942 wurden etwa tausend Kinder, Frauen und Kranke mit Lastwagen in den Bikernieki-Wald transportiert und dort erschossen. Nur sechs der aus Lübeck deportierten Menschen überlebten.

Riga war Ziel und zentraler Ort der ersten Massenverschleppungen von Juden aus Deutschland. Der Volksbund beleuchtet mit einer neuen Außenausstellung unweit des Memorials in Bikernieki dieses besonders dunkle Kapitel der deutschen Geschichte. In den Jahren 1941 bis 1945 wurden in den Wäldern von Bikernieki nahe Riga über 30.000 Menschen von den Nationalsozialisten erschossen, erschlagen und verscharrt. Es waren Jüdinnen und Juden aus Lettland, aber auch aus Städten des damaligen „Großdeutschen Reiches“.

Die Deutsche und die Österreichische Botschaft eröffneten anschließend Open Air Ausstellungen über die Deportationen nach Riga. In diesem Zusammenhang trafen sich die Delegationen auch mit Zeitzeugen und der jüdischen Gemeinde in Riga.

Hintergrund

Die Repräsentanten von 13 deutschen Großstädten und der Präsident des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge gründeten am 23. Mai 2000 in Berlin das „Deutsche Riga-Komitee“. Damals direkt beteiligt waren Berlin, Bielefeld, Dortmund, Düsseldorf, Hamburg, Hannover, Kassel, Köln, Leipzig, Münster, Nürnberg, Osnabrück und Stuttgart. 2001 traten noch Bocholt, Kiel, Lübeck, Wien, Bremen und Paderborn dem Komitee bei. In den folgenden Jahren sind noch viele weitere Städte dazugekommen - fast 70 Städte aus Deutschland, Österreich, Tschechien und der Slowakei sind inzwischen vertreten.

Aufgabe dieses Zusammenschlusses ist es, an das Schicksal von über 30 000 deutschen Juden zu erinnern, die in den Jahren 1941/42 nach Riga deportiert und in ihrer überwiegenden Zahl im Wald von Bikernieki ermordet wurden. Heute ist der Ort eine Gedenkstätte. Die Anlage im Wald von Bikernieki wurde am 30. November 2001, 60 Jahre nach Beginn der Deportationen aus Deutschland, eingeweiht. +++