Veröffentlicht am 13.08.2020

Lübecker Museen präsentieren neue Ausstellungen nach dem Sommer

Völkerkunde in St. Annen, 800 Jahre Kulturgeschichte „a BRIEF history“ und vieles mehr

Die Sommerferien in Schleswig-Holstein sind vorbei; das neue Schuljahr hat begonnen. Auch die Lübecker Museen haben zum Ende der Urlaubszeit im Jahr der Corona-Krise einige frische Themen und Formate geplant. „Es hat sich gezeigt, dass das Modell Museum auch und gerade in Corona-Zeiten, trotz der Einschränkungen aufgrund unseres Hygienekonzepts, sehr gut funktioniert. Wir können für eine Vielzahl von Menschen Kultur auch in diesen schwierigen Zeiten präsentieren.“, so Prof. Dr. Hans Wißkirchen, Leitender Direktor der Lübecker Museen. „Während es in den Monaten des Lockdowns in den Museen eher darum ging, die kulturelle Grundversorgung aufrechtzuerhalten, starten wir nun mit gleich drei neuen Ausstellungen in den September.“

Den Auftakt macht die Kunsthalle St. Annen, die sich ab dem 29. August 2020, unter dem Titel „Ostwind“ dem zeitgenössischen Künstler Manaf Halbouni widmet, der zur Eröffnung auch anwesend sein wird. Wie kaum ein anderer zeitgenössischer Künstler setzt sich der in Syrien geborene Halbouni mit dem Zustand der Demokratie und der Frage nach einer offenen Gesellschaft auseinander. Halbounis Schaffensprozesse in Bildhauerei, Zeichnung und Video reflektieren seine Lebenserfahrung zwischen der arabischen Welt und Europa. Besonders mit dem Projekt „Monument“, drei vertikal vor der Frauenkirche in Dresden und später vor dem Brandenburger Tor in Berlin positionierten Bussen, erregte der Künstler 2017 nationale wie internationale Aufmerksamkeit. Zu sehen sein werden Fotografien, Videoarbeiten, Grafiken, Gemälde und installative Arbeiten.

Am 17. September 2020, wird die erste Ausstellung der Völkerkundesammlung unter ihrem neuen Leiter Dr. Lars Frühsorge eröffnet: In „Nordwärts / Südwärts. Begegnungen zwischen dem Polarkreis und Lübeck“ soll es in den Räumen des St. Annen-Museums um die althergebrachte Sichtweise auf den Norden aus der Perspektive Lübecks gehen, die aus heutiger Sicht hinterfragt und neu interpretiert werden muss. Anhand zahlreicher lange in der Völkerkundesammlung verborgener Schätze aus Skandinavien, Sibirien, Grönland, Kanada und Alaska werden alle Facetten der Wahrnehmung der nördlichen Kulturen aufgezeigt. Fotografien bis heute isolierter Weltgegenden, Videos und Hörstationen mit Legenden, Reiseberichten und Musik, aber auch Objekte aus der traditionellen Lebenswelt des Schamanismus sowie geniale Erfindungen der Sami und Inuit erlauben es, tiefer in vergangene Zeiten und fremde Kulturen einzutauchen. Doch auch erste touristische Souvenirs oder Postkarten geben Aufschluss über das Bild, das vom „Leben im Norden“ bis heute vermittelt werden soll.

Das Museum Behnhaus Drägerhaus widmet sich passend zum deutsch-dänischen Freundschaftsjahr 2020 ab dem 27. September 2020, dem vollkommen zu Unrecht aus dem kollektiven Gedächtnis verschwundenen Maler Johann Ludwig Gebhard Lund (1777– 1867). Die Ausstellung „Das andere goldene Zeitalter. Johann Ludwig Lund und der deutsch-dänische Künstlerkreis“ zeigt Gemälde des zu seiner Zeit sehr bekannten erfolgreichen Malers, der vor allem für großformatige Historienbilder und Altarbilder für Kirchen, aber auch als Porträtund Landschaftsmaler bekannt war. In den europäischen Künstlerkreisen der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts spielte er eine bedeutende Rolle. Als Akademieprofessor in Kopenhagen bildete er eine dänische Malergeneration aus, deren Werke eine Ära prägten, die heute als Dänemarks Goldenes Zeitalter bekannt ist.

Im Rahmen eines Gemeinschaftsprojekts beteiligen sich fast alle Häuser des Lübecker Museumsverbundes zudem mit Exponaten an der Ausstellung „a BRIEF history“, die ihre Besucher:innen vom 13. September bis 17. Oktober 2020, in der Villa Brahms auf eine faszinierende Reise durch rund 800 Jahre Kulturgeschichte des Briefes mitnimmt. Die Ausstellung zeigt, wie breit der Lübecker Sammlungsschatz gefächert ist. Zudem ist es die erste Veranstaltung im Rahmen von Lübeck hoch 3 (LH³), einem Projekt der Musikhochschule Lübeck, der Technischen Hochschule Lübeck und der Universität zu Lübeck.

Zu allen genannten Ausstellungen werden erstmals seit Beginn der Corona-Pandemie auch wieder Eröffnungen stattfinden. Diese werden selbstverständlich nach den aktuellen Abstands- und Hygienevorschriften durchgeführt, was eine Begrenzung der Teilnehmerzahl mit sich bringt. Die genauen Details für den Ablauf der Veranstaltungen sind der Homepage des jeweiligen Hauses zu entnehmen. Da es den Lübecker Museen wichtig ist, trotz dieser Personenbeschränkung niemanden zu benachteiligen, sind pro Ausstellungseröffnung auch je zwei digitale Formate geplant, die ebenfalls auf der Website des jeweiligen Museums abzurufen sind. So soll es von jeder Eröffnung eine Aufzeichnung geben, parallel dazu aber auch ein zehnminütiges Video, das wertvolle Hintergrundinformationen und Interviews beinhaltet und somit sogar für die physischen Besucher:innen der Veranstaltung einen Mehrwert bringt.

Die Lübecker Museen setzen auch darüber hinaus in verstärktem Maße auf die digitale und virtuelle Ergänzung ihrer Angebote: Noch im August wird die neue Augmented Reality Anwendung „Tatort Gerresheim‘‘ im Günter Grass-Haus der Öffentlichkeit vorgestellt, sozusagen der letzte Baustein des Projektes „Inside Blechtrommel‘‘, das den Jahrhundertroman „Die Blechtrommel‘‘ unter anderem mithilfe von Multitouchtischen und einer VR-Brille in einer vollkommen neuen, interaktiven Art präsentiert. In „Tatort Gerresheim‘‘ können die Besucher:innen auf einem Rundgang durch das Günter Grass-Haus an ihrem eigenen oder einem leihweise zur Verfügung gestelltem Tablet einen Kriminalfall aus dem dritten Teil des Romans lösen.

Doch auch die eGuides sind auf dem Vormarsch: Nachdem das Museum Behnhaus Drägerhaus den Auftakt gemacht hat und eine offline-fähige Web-App entwickelt hat, die ihre Nutzer:innen auf ihrem Smartphone durch das Museum leitet und auch ganz ohne physische Führung mit wertvollem Hintergrundwissen versorgt, ist dieses Format nun auch für alle restlichen Häuser in Planung beziehungsweise wie im Falle der Ausstellung „Buddenbrooks im Behnhaus“ bereits umgesetzt. Ein digitaler BuddenbrooksNavigator, der alle aktuellen Angebote rund um die Buddenbrooks gebündelt darstellt, ist nun ebenfalls verfügbar. Eine App für eine Buddenbrooks-Safari wird in Kürze fertiggestellt. +++

Quelle: Die Lübecker Museen