Veröffentlicht am 14.08.2019

Aus dem Hindenburgplatz wird in Lübeck wieder der Republikplatz

Offizielle Rückbenennung – Ausführliche Informationen ab sofort online abrufbar

Offizielle Rückbenennung – Ausführliche Informationen ab sofort online abrufbar

Im Rahmen eines feierlichen Festaktes wurde der Hindenburgplatz, benannt nach Paul von Hindenburg, heute, 14. August 2019, in Republikplatz zurückbenannt. Damit werden die politischen Beschlüsse der Lübecker Bürgerschaft vom 31. Januar 2019 und des städtischen Bauausschusses vom 4. März 2019 umgesetzt, diese Rückbenennung anlässlich des 100jährigen Jubiläums der Weimarer Verfassung am 14. August zu vollziehen.

„In der langen und kontroversen Debatte zum richtigen Umgang mit den als „belastet“ geltenden Straßennamen zeigt sich das schwierige Verhältnis von Ehrungen und Erinnerung. Dieser Prozess wurde federführend durch den Bereich Stadtgrün und Verkehr mit historisch-wissenschaftlicher Begleitung durch das städtische Archiv organisiert. Damit wurde eine wichtige gesellschaftliche Auseinandersetzung mit der Geschichte des Ortes und der Namensgebung ermöglicht,“ sagte Bausenatorin Joanna Hagen anlässlich der offiziellen Umbenennung.

Um über die Rückbenennung sowie den historischen Hintergrund aufzuklären, können Informationen über den QR-Code auf den neuen Straßenschildern abgerufen werden. Angezeigt werden die Webinhalte unter https://www.luebeck.de/hl/strassennamen , spezielle Themenseiten unter www.luebeck.de, auf denen alle Informationen zu diskutierten Straßenumbenennungen in Lübeck zusammengefasst sind. Zusätzlich sind die wichtigsten Daten und Fakten zur Historie des Platzes auf einer Informationstafel auf der Seite der Rathenaustraße zusammengefasst.

Im Auftrag der Bürgerschaft hat seit 2013/2014 ein Arbeitskreis von Politikern unter Beratung von Historikern die Straßennamen und Plätze der Stadt daraufhin geprüft, ob deren Namensgebungen „aus heutiger historischer Betrachtung anders als zum Benennungszeitpunkt bewertet werden können“. In diese Debatte wurde die Öffentlichkeit ebenso wie die Bewohner der diskutierten Straßen eingebunden.

Nach längerer Diskussion im Arbeitskreis hat der interfraktionelle Arbeitskreis der Bürgerschaft 14 nach Personen benannte Straßen ermittelt, die aus unterschiedlichen Gründen aus heutiger Sicht als „belastet“ gelten. Diese „Belastung“ ergibt sich aus Bezügen zum Nationalsozialismus, Kolonialismus oder Militarismus.

Im Januar 2019 hat die Bürgerschaft auf der Basis der Diskussion im Arbeitskreis die Umbenennung von drei Straßen in Lübeck beschlossen: Hindenburgplatz, Pfitznerstraße, Lenardweg. Die Umbenennung des Lenardwegs und der Pfitznerstraße sind in der Umsetzung.

Die Ehrenbürgerwürde für Paul von Hindenburg ist bereits mit seinem Tod erloschen.

Hintergrund:

Einen Tag nach den Reichstagwahlen vom 5. März 1933 wurden in Lübeck die Senatoren der SPD und der Deutschen Demokratischen Partei (DDP) zum Rücktritt gezwungen. Der neue nationalsozialistische Senat verfügte bereits am 17. März die Umbenennung von vier Straßen und Plätzen in Lübeck. An erster Stelle stand der Republikplatz, der jetzt den Namen Hindenburgplatz erhielt. Der Straßenname sollte statt an die erste Demokratie in Deutschland künftig an Hindenburg als den „ruhmgekrönten Generalfeldmarschall des Krieges“ erinnern, aber auch an sein Mitwirken an der „Befreiung des deutschen Volkes von marxistischer Herrschaft, von dem roten Terror“, wie es in der Begründung hieß. Umbenannt wurden zu diesem Zeitpunkt außerdem der heutige Mühlentorplatz in Adolf-Hitler-Platz, der Friedrich-Ebert-Platz (Lindenplatz) in Danziger Freiheit und die Rathenaustraße in Bürgermeister-Neumann-Straße.+++