Veröffentlicht am 14.12.2018

Statt Kältebus jetzt Lübecker Wärmekooperation

Haupt- und Ehrenamt wollen in der Obdachlosenhilfe noch enger zusammenarbeiten

Der Ausschuss für Soziales der Lübecker Bürgerschaft hat am 4. Dezember 2018 nach Presseberichten über einen verstorbenen Obdachlosen und kontroversen Diskussionen über bestehende und mögliche zusätzliche Angebote für Obdachlose beschlossen, dass schnellstmöglich – spätesten aber bis zum Monatsende – in Zusammenarbeit mit den Lübecker Hilfsorganisationen ein Konzept für die Einführung eines sogenannten Kältebusses für Lübeck zu erarbeiten und umzusetzen ist. Hierfür soll die Stadt 10.000 Euro netto bereitstellen.

Auf Einladung von Sozialsenator Sven Schindler trafen sich Anfang der Woche VertreterInnen der Vorwerker Diakonie, der Heilsarmee, des Deutschen Roten Kreuzes, der Johanniter, der Sozialen Sicherung der Hansestadt Lübeck sowie der ehrenamtlich organisierten Obdachlosenhilfe und Winterhilfe zum klärenden Gespräch. „Im Ergebnis waren sich alle Beteiligten einig, dass ein Kältebus, der vor Ort kurz ein Platz der Wärme ist, nicht die Lösung des Problems ist“, erklärt Senator Schindler. „Vielmehr geht es darum, dass wir künftig sicherstellen, dass Betroffene bei Bedarf in eine Unterkunft transportiert werden, um dort die entsprechenden Hilfeleistungen in Anspruch nehmen zu können.“ Deshalb habe man gemeinsam beschlossen, die Zusammenarbeit aller Beteiligter – haupt- und ehrenamtlich - im Rahmen einer „Wärmekooperation“ noch zu intensivieren und zu optimieren.

Abschließend wurde vereinbart, dass die Johanniter und das DRK ein Konzept entwickeln, wie der Transport von Obdachlosen in die vorhandenen Unterkünfte sicher jede Nacht auf Anforderung der Obdachlosenhilfe erfolgen kann. Dieses Konzept soll kurzfristig erarbeitet und zwischen Johanniter, DRK und Obdachlosenhilfe (Verein in Gründung) abgestimmt werden. Mit der Vorwerker Diakonie und der Heilsarmee wird anschließend ein Verfahren zur Aufnahme der Betroffenen verabredet. Der Bereich Soziale Sicherung wird in die Konzeptabstimmung eng eingebunden.

Im Rahmen des Gesprächs fand ein intensiver Austausch über die bestehenden Angebote statt. Unter anderem wurden die verschiedenen Angebote, die alle diese Organisationen für Obdachlose vorhalten, dargestellt. Allen Obdachlosen Frauen, Männern, Jungerwachsenen und Familien wird Hilfe und eine Unterkunft angeboten, niemand wird in den Notunterkünften abgewiesen. Im Jahr 2018 wurde das Sophie-Kunert-Haus mit 17 Plätzen für Frauen und 20 Plätzen für Jungerwachsene neu eröffnet. Insgesamt gibt es mittlerweile 123 reguläre Plätze sowie zusätzliche 34 „Notplätze“ für große Nachfrage z. B. in besonders kalten Nächten. Es bestand Konsens unter allen Beteiligten, dass die vorhandenen Räumlichkeiten dem Bedarf entsprechen und keine zusätzlichen Wärmeräume erforderlich sind.

Alle Beteiligten waren sich einig, dass Personen, die nicht in eine Unterkunft wollen, natürlich nicht dorthin gezwungen werden können. Warum Personen nicht in die Unterkünfte wollen, kann die verschiedensten Gründe haben.

Die Obdachlosenhilfe und die Winterhilfe stellten dar, dass sie jeden Abend zwischen 18 und 22 Uhr unterwegs sind, um Obdachlose mit selbst zubereiteten Speisen, Heißgetränken, Schlafsäcken, Kleidung oder ähnlichem zu versorgen. Was der Obdachlosenhilfe und Winterhilfe allerdings bislang aus ihrer Sicht fehlte, war die Transportmöglichkeit von Obdachlosen, die sich in eine Obdachlosenunterkunft begeben wollten, aber diese nicht fußläufig erreichen konnten. Zwar wurde bisher immer eine Lösung gefunden, allerdings besteht keine feste Regelung für diesen Fall. Genau das soll sich jetzt ändern.

Die Hansestadt Lübeck dankt allen Beteiligten für dieses konstruktive Gespräch in der Vorweihnachtszeit und ist sich sicher, dass damit den Obdachlosen schnell und unbürokratisch geholfen wird. Senator Schindler richtet einen besonderen Dank vor allem an alle Ehrenamtler, die sich in der kalten Jahreszeit um Bedürftige kümmern. +++