Veröffentlicht am 04.12.2017

Schenkungen aus der Sammlung Dräger/Stubbe

Museum Behnhaus Drägerhaus erhält Zeichnungen und ein Gemälde

Das Museum Behnhaus Drägerhaus erhält 160 Zeichnungen und ein Gemälde von Ludwig Richter als Schenkungen aus der Sammlung Dräger/Stubbe. Mit Werken von Caspar David Friedrich, Joseph Anton Koch, Adolph Menzel, Ludwig Richter und vielen anderen Künstlern zählt die Sammlung Dräger/Stubbe zu den bedeutendsten Sammlungen grafischer Kunst des 19. Jahrhunderts. Von den gut 450 Aquarellen und Handzeichnungen sind als Dauerleihgaben über das Land Schleswig-Holstein sowie durch Schenkungen bereits rund 140 Werke Teil der grafischen Sammlung des Museums Behnhaus Drägerhaus. Jetzt erhält das Museum weitere 160 hochkarätige Blätter, die dem Haus bislang als Leihgabe zur Verfügung standen, zum Geschenk.

Seit 1971 baute Dr. Christian Dräger innerhalb von 35 Jahren mit großer Kennerschaft eine Sammlung von Handzeichnungen der Goethe-zeit und des 19. Jahrhunderts auf. Im 2007 erschienenen Katalog „Zum Sehen geboren“ wurde die Sammlung erstmals umfangreich er-schlossen, wissenschaftlich bearbeitet und ihre Geschichte sowie die besonderen Interessen des Sammlers und seine Sammlertätigkeit dargelegt: Die Darstellung der Landschaft – vor allem der italienischen – bildet einen Schwerpunkt der Sammlung Dräger/Stubbe; das Porträt in seiner unterschiedlichen stilistischen Umsetzung - von Anton Graff über Wilhelm von Schadow bis zu Adolph Menzel – einen weiteren. Hinzu kommt die Verbindung von Figur und Landschaft von den Historienbildern des frühen 19. Jahrhunderts bis zu den genrehaften, erzählerischen Bildern, unter denen diejenigen des Lieblingsmalers des Sammlers einen Höhepunkt bilden: Ludwig Richter. 27 Arbeiten Richters finden sich allein unter den nun geschenkten 160 Zeichnungen.

Zwei Zeichnungen der Sammlung Dräger/Stubbe fanden zuletzt Aufnahme in den Katalog „hundert Meisterwerke“ und sind aktuell in der Sammlungspräsentation des Behnhauses zu sehen: Ludwig Richters „Karton zum Gemälde ‚Überfahrt am Schreckenstein‘“ von 1836 und Julius Schnorr von Carolsfelds „Italienische Landleute“ von 1826. Als im Behnhaus im Frühjahr begleitend zum diesjährigen Brahmsfestival eine Präsentation zum Thema „Heimat“ gezeigt wurde, waren auch mehrere Blätter der nun aktuellen Schenkung zu sehen.

„Die Sammlung Dräger/Stubbe besticht durch herausragende Einzelwerke, von denen viele in einem Bildkanon des 19. Jahrhunderts ihren Platz fänden. Zudem ist der thematische und motivische Zusammenhang beeindruckend. Hier wurde tatsächlich mit Sachverstand und gutem Auge gesammelt. Dass wir für Ausstellungen zu unterschiedlichen Themen immer wieder aus dieser großartigen Motivvielfalt schöpfen können, ist ein großer Glücksfall“, bemerkt Dr. Alexander Bastek, Leiter des Museums Behnhaus Drägerhaus, mit Blick auf seine Arbeit mit der Sammlung.

Zugleich erhält das Museum Behnhaus Drägerhaus nun auch ein Gemälde Ludwig Richters zum Geschenk, das in direkter Beziehung zur grafischen Sammlung Dräger/Stubbe steht. Als Leihgabe des Landes Schleswig-Holstein aus der Sammlung Dräger/Stubbe ist bereits die Sepiazeichnung „Ansicht von Bajae im Golf von Neapel“ im Museum Behnhaus Drägerhaus zu sehen. Nun konnte der Sammler auf einer Londoner Auktion das Gemälde gleichen Motivs „Blick von Bajae auf Capri“ (1830, Öl auf Leinwand, 34 x 43,5 cm) erwerben und schenkt es dem Museum. 1823 war Richter nach Italien gereist und blieb dort bis 1826. Von April bis Juni 1825 wanderte er von Rom bis nach Neapel, wo er den Blick von Bajae über den Golf von Neapel skizziert haben dürfte. Nach seiner Rückkehr nach Deutschland entstand das Gemälde dann 1830. Darin ist Richters Blick noch ganz auf die topografisch erkennbare Landschaft konzentriert. Die Figurengruppe, Fischer, Frauen und Kinder beim Essen, ist lediglich belebende und sinnstiftende Staffage. Die Rast in der Landschaft – und zwar am Golf von Neapel – ist hier das eigentliche Thema. In einer späteren Version des Gemäldes (heute in der Galerie Neue Meister in Dresden) vergrößerte Richter die Figuren und verzichtete dafür auf Landschaftsdetails. Das dem Behnhaus geschenkte Gemälde ist die in der Literatur bekannte ursprüngliche Version, die lange Zeit als verschollen galt. Ihre Wiederentdeckung ist daher eine kleine Sensation. Dass das wiederentdeckte Gemälde nun nach Lübeck ins Museum kommt, bedeutet eine großartige Bereicherung der Sammlung. +++