Veröffentlicht am 05.01.2017

Feuerwehr Lübeck zieht nach Hochwasser Bilanz

Höchster Wasserstand 1,79 m um 23.06 Uhr – Rund 60 Keller im Stadtgebiet geflutet

Keine Verletzten, rund 60 vollgelaufene Keller und Gebäude im Lübecker Stadtgebiet, temporäre Sperrung der Wallstraße, so die erste Bilanz der Feuerwehr Lübeck nach dem Hochwasser der vergangenen Nacht. „Einige Anwohner haben wahrscheinlich aufgrund der veröffentlichten Prognosewerte die Auswirkungen des Hochwassers unterschätzt oder waren neu zugezogen und hatten sich deshalb nicht ausreichend auf die Situation vorbereiten können“ so Bernd Neumann, Leiter der Berufsfeuerwehr Lübeck. Der zunächst seitens des Bundesamts für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) prognostizierte Wasserstand von bis 1,5 Meter über NN wurde im Laufe des Abends des 4. Januar 2017 kurzfristig nach oben korrigiert. Letztendlich wurde in Lübeck mit 1,79 Meter NN um 23.06 Uhr der höchste Wasserstand festgestellt, die Überflutungen im Stadtgebiet waren massiver, als ursprünglich erwartet. „Die Feuerwehr informiert und agiert entsprechend der aktuellen Lage – letztendlich sind aber die Anwohner selbst für Präventivmaßnahmen verantwortlich“, erklärt Neumann. Viele Anwohner hätten in den letzten Jahrzehnten einen vorbildlichen Hochwasserschutz an ihren Gebäuden betrieben und schützen somit wirksam ihre Sachgüter. „Im Überschwemmungsfall ist die Feuerwehr nicht in der Lage zeitgleich eine Vielzahl von Einsätzen zum Schutze einzelner Gebäude abzuarbeiten“, macht Neumann deutlich. Im Bedarfsfall seien Sandsäcke an die Hauseigentümer/Mieter ausgegeben worden, wenn keine Eigensicherung im Vorfeld erfolgte.

Die Feuerwehr war durch die Sturmflutwarnungen gut vorbereitet: Der Hochwassereinsatz wurde von der Feuerwehr Lübeck nach dem aktuellen Hochwasseralarmplan abgearbeitet, welcher prognoseorientiert die zu treffenden Maßnahmen je nach Pegelstand in insgesamt sieben Einsatzstufen beschreibt. Für das Hochwasser in der Nacht vom 4. auf den 5. Januar 2017 stand der Einsatzstab kurz vor der Auslösung der Stufe 4, welcher ab einen Pegelstand von 1,80 m über NN anzuwenden gewesen wäre.

Aufgrund des prognostizierten Wasserstandes von 1,5 Meter über NN war von einer Überflutung in den Bereichen der Obertrave, entlang der Trave und in Travemünde der Strände (Stadt- und Priwallseite) sowie der Travepromenade auszugehen. Bereits am Nachmittag des 4. Januar 2017 forderte die Feuerwehr Anwohner mittels Lautsprecherdurchsagen auf, Fahrzeuge aus den möglichen Überflutungsbereichen An der Obertrave zu entfernen. Gegen 18.30 Uhr wurde die Obertrave für den Verkehr gesperrt.

Gegen 20 Uhr richtete die Feuerwehr Lübeck einen Einsatzstab ein, um die Vielzahl der eingehenden Anrufe und Einsatzorte zu koordinieren. Entsprechend des Hochwasseralarmplans wurden die Lage permanent der aktuellen Entwicklung angepasst und die Einsätze koordiniert: Rund 40 Kräfte der Berufsfeuerwehr arbeiteten reibungslos mit etwa 200 Kameraden der Freiwilligen Feuerwehren sowie rund 25 Kräften des Technischen Hilfswerk (THW) zusammen, um hauptsächlich an der Obertrave und in Travemünde Gebäude und PKW’s zu sichern. Vor allem durch den sehr engen Kontakt des Einsatzstabes zu den Einsatzabschnitten vor Ort, ergab sich ein aktuelles Lagebild von den unterschiedlichen Einsatzstellen, so dass schnell agiert und reagiert werden konnte. So wurden aufgrund des steigenden Wasserpegels beispielsweise frühzeitig die Einsatzkräfte auf dem Priwall verstärkt, um im Einsatzfall (Brandeinsatz, Rettungsdienst und Hochwasser) qualifizierte Hilfe leisten zu können und ab ca. 20 Uhr das Umparken der Fahrzeuge An der Untertrave in die Wege geleitet.

Aufgrund des ablaufenden Hochwassers konnte der Einsatzstab gegen 1 Uhr am frühen Morgen des 5. Januar wieder aufgelöst werden. Die Feuerwehr Lübeck ist bis jetzt im Einsatz: Noch in der Nacht wurde die überflutete Wallstraße freigepumpt und durch weitere Pumparbeiten für den Verkehr frei gehalten. Iinzwischen laufen allerorts die Aufräumarbeiten. Zum Schadensausmaß kann erst Stellung bezogen werden, wenn alle Gebäude wieder leer gepumpt sind und begutachtet werden können.+++