Veröffentlicht am 10.02.2015

Autoren verleihen Literaturpreis an Irina Liebmann

Preisverleihung im Rahmen des Literaturtreffens am 1. März im Scharbausaal

Auf Anregung von Günter Grass treffen sich Ende Februar zum zehnten Mal Schriftsteller in Lübeck, um miteinander über ihre aktuellen Arbeiten zu diskutieren. In diesem Jahr werden Sherko Fatah, Steffen Kopetzky, Dagmar Leupold, Nicol Ljubic, Norbert Niemann, Georg Oswald, Fridolin Schley, Ingo Schulze, Tilman Spengler und Feridun Zaimoglu als Gäste erwartet.

Im Rahmen des Literaturtreffens werden die Autoren den von ihnen gestifteten Literaturpreis „Von Autoren für Autoren“ verleihen. Er geht in diesem Jahr an die Schriftstellerin Irina Liebmann. Die Laudatio auf Irina Liebmann hält Dagmar Leupold. In der Begründung zur Preisverleihung heißt es: Irina Liebmann wird für ein Werk geehrt, das sie als große Geschichtsschreiberin der Gegenwart ausweist: Klug, poetisch und lakonisch, gleichwohl mit großer Empathie und selbstkritischer Distanz erforscht ihr investigativer Blick dort die Spuren der Wunden und Verwerfungen des vergangenen Jahrhundert, wo diese bis in die jüngste Geschichte hinein (und in ihrer eigenen Biographie) brisante Folgen zeitigten: In Berlin und in der ehemaligen Sowjetunion, dem heutigen Russland.

Der Literaturpreis „Von Autoren für Autoren“ wird seit 2010 im Zweijahresrhythmus vergeben. Der erste Preisträger war Günter Herburger, der zweite Preisträger Ernst Augustin. Die Preisverleihung findet am Sonntag, 1. März, im Scharbausaal der Lübecker Stadtbibliothek, Hundestraße 5-17, statt. Am Abend zuvor, dem 28. Februar, lesen die Autoren des Literaturtreffens um 19 Uhr in den Kammerspielen des Theaters Lübeck. Karten können an der Theaterkasse (0451-399600) reserviert werden.

Irina Liebmann wurde 1943 in Moskau als Tochter des deutschen Journalisten Rudolf Herrnstadt und der russischen Germanistin Valentina Herrnstadt geboren. 1945 zogen ihre Eltern in das zerstörte Berlin. Sie verbrachte ihre Kindheit und Jugend in Ostberlin, Merseburg und Halle/Saale (DDR)und studierte 1961 – 1966 in Leipzig bis zum Abschluß als Diplom-Sinologin und Kulturwissenschaftlerin Sinologie. 1966 – 1975 arbeitete Irina Liebmann als Redakteurin in der Zeitschrift „Deutsche Außenpolitik" im Ressort Entwicklungsländer. In diese Zeit fällt ihre Bekanntschaft mit Rolf Liebmann, der für die Entwicklung eines authentischen DDR-Dokumentarfilms wichtig wird.

Seit 1975 ist Frau Liebmann freie Autorin, zuerst für die Zeitschrift „Wochenpost“, für die sie bis 1979 zahlreiche Alltagsreportagen schreibt. 1988 Übersiedlung nach Westberlin. In der Folgezeit entwickelte sie eine nicht fiktionale Prosa, die immer auch lyrischdramatisch ist. Spielort ihrer Werke ist meist die Mitte von Berlin als ein Ort deutscher Geschichte und Gegenwart. Sowohl in Prosa wie in Essay und Lyrik liegt ihre Stärke in der Verbindung einer poetischen Sprache mit einem wachen Blick für die erlebte Zeit.

Irina Liebmann wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, u.a. mit dem Hörspielpreis der DDR (1980), dem Ernst-Willner-Preis beim Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb in Klagenfurt (1987), dem Aspekte-Literaturpreis (1989),dem Förderpreis zum Bremer Literaturpreis (1990)und dem Berliner Literaturpreis (1998). Für ihre Biographie des Vaters erhielt sie 2008 den Preis der Leipziger Buchmesse in der Kategorie „Sachbuch/Essayistik“. +++