Veröffentlicht am 23.05.2013

Baum des Jahres 2013 in voller Blüte im Schulgarten

Wildapfel: Äußerst seltene Baumart – Nur wenige Exemplare in Lübeck – Saure Äpfel

Anlässlich der Wahl des Wildapfels zum „Baum des Jahres 2013“ hat Umweltsenator Bernd Möller heute zu einem Pressetermin in den Lübecker Schulgarten eingeladen. Denn dort steht derzeit ein Prachtexemplar des Wildapfels in voller Blüte.

Der Wildapfel (Malus sylvestris) gehört zu den seltenen Bäumen Deutschlands. Er wächst vereinzelt in lichten Laubwäldern, Auwäldern, Hecken und Feldgehölzen. In Lübeck sind nur sehr wenige Vorkommen des Wildapfels bekannt.

Der Lübecker Obstbaumexperte (lat. Pomologe) Heinz Egleder schätzt das Alter des Wildapfelbaums im Schulgarten auf ungefähr 25 Jahre. Damit zählt er schon zu den Altbäumen, denn Wildapfelbäume werden höchstens 100 Jahre alt. Die (veredelten) Kultur-Apfelbäume werden allerdings nur halb so alt. Ein weiterer Altbaum ist auf dem Gelände der Lübecker Universitätsklinik zu bewundern.

Der Wildapfel kann bis zu 10 Meter hoch wachsen und einen Stammdurchmesser von 45 Zentimeter erreichen. Meist wächst er jedoch als großer Strauch mit Wuchshöhen von drei bis fünf Metern. Der Wildapfel blüht im April und Mai. Die Blüten sind zunächst rosa leuchtend, später werden sie weiß. Die kugelförmigen Früchte reifen von September bis Oktober. Sie haben meist einen Durchmesser von nur zwei bis vier cm, sind also kleiner als die meisten Walnüsse, können aber durch Kreuzungen mit der Kulturform weit größer werden.

Sie können aber gedörrt oder gekocht gegessen werden. Obwohl es sein Name vermuten lässt, ist der Wildapfel nicht die Stammform des Kulturapfels. Er ähnelt zwar stark der verwilderten Form des Kulturapfels und kann deshalb leicht mit diesem verwechselt werden. Neuere gentechnische Untersuchungen weisen aber eher darauf hin, dass unsere Kulturapfelsorten vom Asiatischen Wildapfel (Malus sieversii) abstammen.

In vorgeschichtlicher Zeit wurde der Wildapfel wahrscheinlich als Nahrung genutzt. Später spielten die Früchte als Wildfutter oder für die Schweinemast eine Rolle. In manchen Regionen waren Wildäpfel (zusammen mit den Wildbirnen) daher im 16. Jahrhundert auch unter Schutz gestellt. In der heutigen Zeit rückt die Bedeutung des Wildapfels als Bereicherung für das Ökosystem und als Gen-Ressource in den Vordergrund. Zur Erhaltung der Vielfalt alter Sorten und Gen-Ressourcen hat sich die Hansestadt Lübeck durch Unterzeichnung der Deklaration „Biologische Vielfalt in Kommunen” verpflichtet.

Die Blüten des Wildapfels sind eine beliebte Nahrungsquelle für Bienen und Hummeln. Die Früchte werden gern von Wildtieren, Kleinsäugern und Vögeln gefressen. Die alten Baumstämme bieten teilweise seltenen Pilzarten wie dem Feuerschwamm oder dem Zottigen Schillerporling Lebensraum. Für die Kulturapfelzucht kann der heimische Wildapfel vielleicht einmal eine wertvolle Gen-Ressource sein, etwa für die Resistenzzüchtung gegen Apfelmehltau. +++