Veröffentlicht am 16.03.2010

Feierliche Schließung der Altäre im St. Annen-Museum

Museum begeht das jährliche Ritual in den Klostergewölben in feierlichem Rahmen

Zwei Wochen vor Ostern ist es wieder so weit: Am 21. März 2010 um 18 Uhr werden die Flügel zahlreicher Wandelaltäre des St. Annen-Museums geschlossen. Das Museum begeht das jährliche Ritual in den Klostergewölben in einem feierlichen Rahmen. Das Duo „Camerata anno 1500“. spielt mittelalterliche Kirchenmusik auf Instrumenten des Mittelalters wie Streichpsalter, Monochord, Schalmei oder Krummhorn. Dr. Hildegard Vogeler, Leiterin des St. Annen-Museums, moderiert die Veranstaltung und führt in das Altarprogramm ein (Eintritt: sieben, ermäßigt 3,50 Euro). Bis zum 3. April sind dann die sonst ganzjährig verborgenen Malereien der Außenseiten zu betrachten. Vor dem Ritual der Altarschließung können Besucher im Kunstcafé des St. Annen-Museums die traditionelle Fastensuppe essen.

Die Schließung der Altäre ist auf die jahrhundertealte Tradition der Katholischen Kirche zurückzuführen, in der Fastenzeit den Chorraum, die Altäre und das Kruzifix zu verhüllen. Das Abstinenzgebot wird sinnbildlich unterstrichen: Auch die Augen sollen „fasten“, der Bilderreichtum im Kirchenraum wird ihnen entzogen. Die Konzentration des Gläubigen gehört ganz dem Leiden Christi.

Das St. Annen-Museum nimmt den Brauch der „Verhüllung“ zum Anlass, für kurze Zeit Malereien zu zeigen, die dem Besucher sonst verborgen bleiben. Bei manchen Altären wird die Fastenseite gezeigt, bei anderen die szenenreichen, so genannten Sonntagsseiten. Denn einige Altäre verfügen neben den Fastenseiten und den aufwändig gestalteten Festtagsseiten, die den höchsten Feiertagen vorbehalten sind, über ein weiteres Flügelpaar, dessen Darstellung an den „normalen“ Sonntagen gezeigt wird.

Das berühmteste und prachtvollste Beispiel eines solchen Altars ist der Memling-Altar, Glanzstück der niederländischen Malerei des ausgehenden 15. Jahrhunderts und kostbarstes Stück der Lübecker Sammlung. Hans Memling, Schüler Rogier van der Weydens, schuf den beeindruckenden Passionsaltar im Auftrag eines reichen Lübecker Kaufmanns 1491 in Brügge. In der ersten Woche (von Sonntag, 21. März bis zum Sonntag, 28. März) wird die eigentliche Fastenseite gezeigt, bei der der Altar vollständig geschlossen ist. Sehr zurückhaltend ist hier die Verkündigung des Engels Gabriel an Maria dargestellt, beide Figuren sind grau in grau gehalten und erscheinen wie Statuen aus Stein. In der zweiten Woche dann (von Dienstag, 30. März bis Samstag, den 3. April) ist die Sonntagsseite zu sehen. Mit dem Ende der Passionszeit, am Ostersonntag (4. April), wird der Altar wieder ganz geöffnet. Zum höchsten Kirchenfest zeigt sich der Innenschrein mit seinem ganzen Darstellungsreichtum: Großformatige Szenen erzählen die Passionsgeschichte Christi in allen Stationen.

Hinweis: Eine zusätzliche Einführung in das Bildprogramm des Memlingaltars findet am Sonntag, den 28. März, um 11.30 Uhr durch Frau Kieseritzky statt. +++