Veröffentlicht am 05.03.2010

Lübecks Zentrum wird schöner: mitteninluebeck startet

Zentrale Innenstadtachse vom Schrangen bis zum Klingenberg wird in den nächsten drei Jahren für gut elf Millionen Euro umgestaltet

Am heutigen Freitag, 5. März 2010, um 12 Uhr haben Lübecks Bürgermeister Bernd Saxe, Bausenator Franz-Peter Boden und Renate Menken, Vorsitzende der Possehl-Stiftung, auf dem Klingenberg den Startschuss für die Umsetzung der Planung zur Umgestaltung der zentralen Innenstadtachse mitteninlübeck gegeben. Baubeginn wird am kommenden Montag sein. Bis zum November 2010 wird der Umbau des Klingenbergs rechtzeitig vor Weihnachten als erster Baustein der zentralen Innenstadtachse vom Schrangen bis zum Klingenberg in neuer Gestalt erscheinen. Zeitgleich erfolgen der Umbau der Schmiedestraße zur Sackgasse und der Umbau des Pferdemarktes für den Zwei-Richtungsverkehr.

Damit wird das Projekt mitteninlübeck nach Perspektivenwerkstatt, Wettbewerb und Ausschreibung nun Wirklichkeit. Ziel ist es, im zentralen Bereich des UNESCO-Welterbes den öffentlichen Raum für Bewohner und Besucher deutlich aufzuwerten. In vier Schritten wird die Mitte des Innenstadtbereichs über einen Zeitraum von drei Jahren zwischen Schrangen und Klingenberg auf einer Gesamtfläche von etwa 14.200 Quadratmetern neu gestaltet.

Der Start des Projektes, die so genannte Perspektivenwerkstatt, liegt fast drei Jahre zurück: Mehr als 500 engagierte und motivierte Menschen hatten im Rahmen einer Perspektivenwerkstatt in der Petri Kirche am 23. und 24. März 2007 mit ihren Ideen und Anregungen an Lübecks Mitte mitgewirkt. Ein solches Bürgerbeteiligungsverfahren hat es in dieser umfassenden Form bislang in Norddeutschland noch nicht gegeben. Finanziert wurde das Bürgerbeteiligungsverfahren durch die Possehl-Stiftung.

Es folgte der Wettbewerb: Die Ergebnisse der Perspektivenwerkstatt wurden neben den politischen und fachlichen Vorgaben Bestandteil der Auslobung des nachfolgenden europaweit ausgeschriebenen freiraumplanerischen Realisierungswettbewerbes für die Innenstadtachse: Am 7. Dezember 2007 zeichnete das Preisgericht von 22 eingereichten Arbeiten die Arbeit der Lübecker Arbeitsgemeinschaft TGP, ppp, pbh, Böger+Jäckle mit dem ersten Preis aus und empfahl der Hansestadt Lübeck, die Arbeit der weiteren Planung zu Grunde zu legen. In der sich anschließenden Projektsteuerungsrunde beim Baudezernat wurde dann in Abstimmung mit allen Beteiligten das Wettbewerbsergebnis des ersten Preisträgers überarbeitet.

Die Kosten für den Umbau der zentralen Achse liegen bei rund 11,2 Millionen Euro. Die Possehl-Stiftung beteiligt sich mit 4,6 Mio. Euro (einschließlich Perspektivenwerkstatt und Wettbewerb), die EU fördert das Vorhaben mit maximal 2,45 Mio. Euro aus dem Zukunftsprogramm Wirtschaft mit Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE). Die Fördersumme ist abhängig von den tatsächlichen Kosten.

Planungsstand: Die Planungen sind abgeschlossen, die Leistungen für den 1. Bauabschnitt wurden ausgeschrieben und die Bietergemeinschaft SAW GmbH & Co. KG Kiel/ ASA Bau GmbH Neubukow erhielt den Zuschlag. Bereits im August wurde nach europaweiter Ausschreibung die Berliner Firma BESCO (Berliner Stein Contor) mit der Lieferung der Natursteine beauftragt. Sämtliches Natursteinmaterial wird seit Dezember 2009 kontinuierlich angeliefert. Daneben sind auch die Bäume für die gesamte Maßnahme ausgeschrieben worden, um eine einheitliche Kronenform und Kronenansatzhöhe zu gewährleisten. Die Baumschule Bruns aus Bad Zwischenahn ist beauftragt worden und wird die Kastenlinden entsprechend aufziehen.

Bauabschnitte: Das gesamte Bauvorhaben wird in vier nacheinander abfolgenden Bauabschnitten abgewickelt. Die Bauabschnitte sind so terminiert, dass der Bus-, Taxen- und Lieferverkehr auch während der Bauzeit - wenn auch mit Einschränkungen - stattfinden kann. Das „Leben in der Fußgängerzone“ soll auch während des Umbaus möglichst ohne größere Störungen weitergehen.

Geplant ist, in einem zweiten Bauabschnitt noch im gleichen Jahr mit dem Umbau von Sandstraße und Kohlmarkt zu beginnen. Vorab wird der Bereich Archäologie auf der Haerder-Seite Sondierungen vornehmen. Mit den Bauarbeiten an der Breiten Straße wird voraussichtlich im August 2011 begonnen. Der Schrangen wird nach dem Bau des Restaurants voraussichtlich 2012 umgestaltet werden, so dass die Umgestaltung der Achse Ende 2012 nach derzeitiger Planung fertig gestellt ist.

Öffentlichkeitsarbeit, Werbekampagne: In Fortsetzung der Perspektivenwerkstatt soll der Prozess der Kommunikation und Kooperation auch zukünftig fortgesetzt werden. Mit Beginn der Baumaßnahmen informieren Pläne und Beschreibungen vor Ort. Planungsfortschritte und Informationen zum Projekt werden auf die Internetseite „Mitten in Lübeck“ (www.mitteninluebeck.de) gestellt. Darüber hinaus informieren Anzeigen, Flyer und Plakate. Während der Bauzeit werden die städtischen Mitarbeiter vor Ort für alle Fragen und Sorgen der Bürger und Anlieger ein offenes Ohr haben.

Am 24. April 2010 soll mit einem Baustellenfest auf dem Klingenberg der Start der Maßnahme gefeiert werden. Hierzu sind alle Bürger der Stadt herzlich eingeladen!

Verkehrskonzept: Durch die vorgesehene Ausdehnung der Fußgängerzone von der Breiten Straße bis zum Klingenberg sind Anpassungen im verkehrlichen Erschließungssystem der Lübecker Altstadt erforderlich. Die wesentlichste Änderung betrifft den Verkehr auf dem Klingenberg: Die Ausfahrt aus der Schmiedestraße wird für den motorisierten Individualverkehr gesperrt, so dass nur noch Liefer-, Müll- und Rettungsfahrzeuge sowie Reisebusse des Hotels Atlantic mit Ausnahmegenehmigung den Klingenberg queren dürfen.

Die Sandstraße zwischen Wahmstraße und Aegidienstraße soll zu einer fußgängerfreundlichen Geschäftsstraße werden. Künftig fahren nur noch Linienbusse und Taxen in Richtung Mühlenstraße mit max. 10 km/h und Radfahrer in beide Richtungen. Die zur Umsetzung des Verkehrskonzeptes erforderliche Einziehung der Verkehrsflächen ist am 24. September 2009 von der Bürgerschaft beschlossen worden.

Der Klingenberg wird zu einem schönen Platz, an dem sich Menschen gerne aufhalten. Ohne Individualverkehr wird er weitgehend in eine Fußgängerzone umgewandelt. Eine großzügige Brunnenanlage aus Wasserwänden ist der zentrale Anziehungspunkt des mit Granitplatten belegten Platzes, der an der Westseite von geschnittenen Linden gerahmt wird. Von den Promenadenbänken zwischen den Bäumen kann man das Geschehen auf dem Platz verfolgen, Hockerbänke auf dem Platz laden zum Verweilen ein. Eine Blumen-Esche markiert den Übergangsbereich des Platzes zur Mühlenstraße.

Sandstraße / Kohlmarkt: Zwischen Wahmstraße und Aegidienstraße wird die Sandstraße zu einer fußgängerfreundlichen Geschäftsstraße. Die Randbereiche erhalten Granitplatten. Die historischen Baufluchten werden durch eine Reihe geschnittener Linden aufgenommen. Am Kohlmarkt wird die Fahrbahnbreite auf 8,50 Meter reduziert, so dass der Gehwegbereich zwischen Südriegel und Bushaltestellen deutlich verbreitert werden kann und so ein attraktiver Aufenthaltsbereich entsteht. Auf der südlichen Nebenfläche werden sechs Taxistellplätze sowie Fahrradabstellanlagen errichtet.

Die Mühlenstraße bleibt in ihrer Linienführung bestehen. Die geplante Straßenbreite wird von der Sandstraße übernommen. Die zusätzliche Gehwegfläche wird künftig für weitere Fahrradbügel genutzt.

Die Breite Straße bleibt Fußgängerzone. Sie erhält wie die Sandstraße das klassische dreiteilige Straßenprofil und wird durchgängig mit Granitplatten belegt. Die Mittelspur wird durch Muldensteine optisch von den Randbereichen getrennt. Ein Wasserspiel an der Südseite zum Kohlmarkt bildet ein attraktives Entree. Viele Bänke laden im gesamten Bereich der Breiten Straße zum Verweilen ein.

Der obere Schrangen wird zu einem schönen, vielfältig nutzbaren Platz mit Bäumen und Bänken umgestaltet, der Besucher und Bewohner zum Verweilen einlädt. Am unteren Schrangen unterteilt ein langgestreckter Baukörper den untypisch breiten Stadtraum und stellt die historische Raumstruktur mit zwei Gassen und einem Platz wieder her, ohne die wichtige Blickbeziehung auf St. Marien zu versperren. Das Dach des neuen Gebäudes ist gleichzeitig eine Aussichtsplattform, die über die seitlichen Treppen zugänglich ist und einen phantastischen Blick auf St. Marien bietet. +++