Veröffentlicht am 15.04.2009

Erich-Mühsam-Preis wird an Gunter Demnig vergeben

Lübeck ehrt den Künstler für sein europaweites Projekt „Stolpersteine“

Im Rahmen eines Festaktes der Erich-Mühsam-Gesellschaft wird am Sonntag, 26. April 2009, um 11 Uhr der Erich-Mühsam-Preis 2009 an Gunter Demnig verliehen. Der Festakt findet im Lübecker Buddenbrookhaus, Mengstraße 4, statt. Sabine Kruse, Vorsitzende der Erich-Mühsam-Gesellschaft, spricht die Begrüßung, die Laudatio hält Kai Dohnke, Hamburg. Jana Nitsch (Akkordeon, Gesang) und Marcus Berthold (Geige) spielen Klezmermusik. Die Veranstaltung ist für jedermann kostenfrei zugänglich.

Der Künstler Gunter Demnig erhält den mit 2500 Euro dotierten Erich-Mühsam-Preis 2009 für sein Projekt „Stolpersteine“. Gunter Demnig erinnert an die Opfer der NS-Zeit, indem er vor ihrem letzten selbstgewählten Wohnort Gedenktafeln aus Messing ins Trottoir einlässt. Inzwischen liegen Stolpersteine in über 300 Orten Deutschlands, ebenso in Österreich, Ungarn und in den Niederlanden. Mit den Steinen vor den Häusern wird die Erinnerung an die Menschen lebendig, die einst dort wohnten. Auf den Steinen steht geschrieben: HIER WOHNTE... Ein Stein. Ein Name. Ein Mensch. Für 95 Euro kann jeder eine Patenschaft für die Herstellung und Verlegung eines Stolpersteins übernehmen.

Die Erich-Mühsam-Gesellschaft betont, dass dieses Projekt die Erinnerung an die Vertreibung und die Vernichtung der Juden, der Zigeuner, der politisch Verfolgten, der Homosexuellen, der Zeugen Jehovas und der Euthanasieopfer im Nationalsozialismus lebendig hält.

Erich Mühsam war politischer Aktivist, Publizist und Schriftsteller. Er wurde im Jahr 1878 als Kind jüdischer Eltern in Berlin geboren und wuchs in Lübeck auf. Im Juli 1934 wurde er im KZ Oranienburg von den Nationalsozialisten ermordet. In Gedanken an sein Werk verleiht die Lübecker Erich-Mühsam-Gesellschaft e.V. seit 1993 alle zwei Jahre den Erich-Mühsam-Preis. Ausgezeichnet werden Personen oder Gruppen, die – so die Jury – „die gesellschaftlichen Strukturen nicht als gegeben hinnehmen, sondern Kunst als Mittel zur Befreiung aus beengten geistigen, politischen und kulturellen Verhältnissen anwenden“ und sich mit Zivilcourage und Idealismus für soziale Gerechtigkeit und verfolgte Minderheiten einsetzen. Der mit 2500 Euro dotierte Preis wird von dem Lübecker Galeristen und Kunstsachverständigen Frank-Thomas Gaulin gestiftet.+++