Veröffentlicht am 08.02.2008

Letzter lebender Ehrenbürger Lübecks gestorben

Felix F. Carlebach starb am 23. Januar im Alter von 96 Jahren in Manchester/England

Wie erst bekannt wurde, ist der einzige noch lebende Ehrenbürger der Hansestadt Lübeck am vorletzten Mittwoch in Manchester/England gestorben. Felix F. Carlebach, Ehrenbürger Lübeck seit 1987, wurde 96 Jahre alt.

Carlebach, geboren am 15. April 1911 stammte aus einer der einflussreichsten jüdischen Familien Lübecks. Sein Vater, Salomon Carlebach, war der erste Rabbiner, der einen Gottesdienst in der Lübecker Synagoge abhielt. Fünf seiner zwölf Kinder wurden Rabbiner, drei seiner Töchter heirateten einen Rabbiner.

Felix F. Carlebach besucht in jungen Jahren das Lübecker Katharineum und studiert danach Theologie und Musik an der Kölner Universität. Im Jahre 1934 unterrichtet er als Lehrer an einer jüdischen Schule in Leipzig, wo er 1936 auch Babette kennenlernt, die bis zu ihrem Tod im Jahre 1991 seine Ehefrau sein soll.

Das Ehepaar überlebt die Ausschreitungen der Reichspogromnacht 1938 in einem Versteck bei dem Rabbiner Joseph Herz: Dieser organisierte einen „jüdischen Rettungsplan“. Dessen Sohn Salomon Schönfeldt beschafft alle notwendigen Papiere, mit deren Hilfe im Juni 1939 eine Gruppe von rund 200 Menschen aus Deutschland nach England gebracht wird. Unter ihnen befinden sich auch Carlebach und seine Ehefrau. Carlebachs Eltern und ein Großteil seiner Familie werden von den Nazis umgebracht.

In England angekommen, wohnt Carlebach zunächst bei einer jüdischen Familie in Hendon, Nord-West-London. Zusammen mit dieser und anderen Juden gründet er später die „North-Hendon-Adath-Synagoge. Im Laufe seiner Jahre zeichnet sich Carlebach zunehmend durch sein soziales Engagement, seine Intellektualität und seine tiefe Religiosität aus. Es findet ein reger Kontakt zwischen Carlebach und der Hansestadt Lübeck statt. Zweimal besucht der Ehrenbürger nach dem Krieg seine Geburtsstadt, und zwar im Juni 1989, hier dirigiert er während seines Besuches das Orchester der Lübecker Musikhochschule in der Stadthalle. Im Jahre 1994 ist Carlebach anlässlich der MuK-Eröffnung in Lübeck zu Gast.

Zu dem Brandanschlag auf die jüdische Synagoge in der Nacht vom 23. auf den 24. März 1994 drückt er in einem Brief an die Hansestadt seine tiefe Erschütterung aus.

1998 wird auf einen Antrag der Sozialdemokraten in der Lübecker Bürgerschaft, der Beschluss gefasst, eine Straße nach ihm zu benennen. Im September 2005 erhält der neu angelegte Park im Hochschulstadtteil seinen Namen. Zur Einweihung des Parkes reist eigens seine Schwester Esther aus Israel an.

Lübecks Ehrenbürger stirbt am 23. Januar 2008 in seiner neuen Heimatstadt Manchester. Er hinterlässt drei Töchter – Naomi, Suamit und Judith, neun Enkelkinder und 15 Großenkel. Der Rabbiner Sir Jonathan Sacks äußerte sich in der Zeitung „Obituaries“ betroffen über seinen Tod: „Es geht einer der engagiertesten Personen im ganzen Rabbiner-Dasein von uns. Carlebach sah immer nur das Beste im Menschen und war in der Lage dies auch herauszuholen. Er war immer daran versucht, aktiv Harmonie herzustellen.“ ++++