Veröffentlicht am 17.06.2007

Rüdiger Joswig: Afrika braucht Hilfe zur Selbsthilfe

Rüdiger Joswig, den meisten Fernsehzuschauern bekannt als Polizeihauptkommissar Holger Ehlers in der TV-Serie „Küstenwache“, engagiert sich seit Jahren für die Menschen Afrikas. Joswig und seine Ehefrau, die Schauspielerin Claudia Wenzel, lesen am kommenden Sonnabend, 23. Juni 2007, ab 19 Uhr im Audienzsaal des Lübecker Rathauses aus dem Roman von Henning Mankell „Der Chronist der Winde“. Joswig, der derzeit hier an der Ostsee die 11. Staffel der „Küstenwache“ dreht, beschreibt im Interview mit Lübecks UNICEF Koordinator Marc C. Langentepe, weshalb er sich für UNICEF engagiert und wie er und - später auch - seine Frau beschlossen, einen Teil ihrer Einnahmen für Kinder in Afrika zu spenden.

Herr Joswig, nächsten Sonnabend lesen Sie aus dem Roman von Mankell „Der Chronist der Winde“. Der Roman schildert die Geschichte des Straßenkindes Nelio, der angeschossen wird und von dem Bäcker Josè Antonio Maria Vaz auf das Dach der Bäckerei getragen wird und dort oben neun Tage und Nächte lang von ihm gepflegt wird. In diesen neun Nächten erzählt Nelio ihm seine Geschichte. Es ist die Geschichte eines Straßenkindes in Afrika. Was verbindet Sie mit Afrika, mit den dortigen Kindern?

Joswig: Ich habe fast ein Jahr lang in Afrika, in Simbabwe, gedreht. Auf der Farm, wo ich als Schauspieler untergebracht war, gab es drei schwarze Frauen, die alle jeweils ein Kind hatten. Es waren Hausangestellte, Frauen, die in der Küche gearbeitet haben. Eines Tages sind wir miteinander ins Gespräch gekommen. Sie erzählten mir, dass sie zu arm seien, um ihre Kinder zur Schule zu schicken. Das hat mich sehr bewegt und ich beschloss, die Schulausbildung dieser drei Kinder zu bezahlen. Schulbildung ist sehr wichtig. Ohne eine vernünftige Schulausbildung haben die Menschen keine Chance, etwas aus ihrem Leben zu machen. Sie haben dann wenig Möglichkeiten, ohne die Hilfe anderer zu überleben.

Was ist aus den Kindern geworden?

Alle drei Kinder – heute längst erwachsen - haben einen Beruf erlernt, verdienen ihr eigenes Geld und können ihr Leben selbst gestalten. Das ist es, wenn ich sage, wir müssen Hilfe zur Selbsthilfe leisten.

Braucht man dafür viel Geld?

Nein! Ich bin der Überzeugung, dass zuviel Geld sogar eher schadet! Es kommt nicht darauf an, möglichst viel Geld einzusetzen, sondern dieses Geld zielgerichtet, Projekt bezogen einzusetzen. Nur so kann man Hilfe zur Selbsthilfe leisten!

Sie engagieren sich, ebenso wie Ihre Frau, für UNICEF, insbesondere für Projekte des Kinderhilfswerkes in Afrika. Waren Sie seit den Dreharbeiten in Simbabwe mal wieder in Afrika?

Ja, wir beide haben eine sehr starke Affinität zu Afrika entwickelt. Wir verbringen auch viele Urlaube in Afrika, wobei für uns Afrika erst dort beginnt, wo es „schwarz“ ist.

Engagieren Sie sich auch jetzt noch für Kinder in Afrika?

Bei einem Urlaub in Namibia, der einstigen Kolonie Deutsch-Südwest, haben wir eine Deutsche getroffen, die vor etlichen Jahren für das Diakonische Hilfswerk nach Afrika gegangen ist. Diese Frau hatte einen Jungen adoptiert, dessen Eltern an AIDS gestorben sind. Niemand gab diesem Kind eine Überlebenschance. Doch diese Frau glaubte an dessen Zukunft, pflegte es und heute ist es ein erfolgreicher junger Mann.

Was hat das mit Ihnen und Ihrer Unterstützung der Kinder Afrikas zu tun?

Viel, sehr viel. Diese Frau gründete aufgrund der Erfahrungen mit diesem Waisenkind ein Heim für AIDS-Waisen in den Townships von Namibia. Dieses Heim ist genau eines dieser Projekt, das Claudia und ich unterstützen und auch zukünftig unterstützen wollen. Bei diesem Projekt sehen wir, dass unsere Hilfe zielgerichtet ankommt!

Konzentrieren Sie sich auf dieses AIDS-Waisen-Heim oder helfen Sie noch an anderer Stelle?

Es gibt noch eine Tuberkulose-Klinik, die wir finanziell unterstützen. Auch das ist ein Projekt, bei dem wir wissen, dass das Geld 1 zu 1 ankommt und nicht im aufgeblähten Verwaltungsapparat einer Hilfsorganisation versickert.

Glauben Sie, dass UNICEF die Spendengelder so einsetzt, dass man guten Gewissens spenden kann?

Ja, absolut. UNICEF hat einen nachgewiesenen und jedes Jahr erneut überprüften sehr niedrigen Ausgabeposten, was die Verwaltungskosten betrifft. Das Geld, das für die Projekte der Lübecker UNICEF gespendet wird, kommt fast 1 zu 1 bei denjenigen an, die unsere Hilfe benötigen. Insofern kann ich die Lübecker und Lübeckerinnen nur dazu ermuntern, Geld für die beiden Projekte „Wasser für den Sudan“ sowie „Schulen für Afrika“ zu spenden.

Vielen Dank für das Gespräch!

Rüdiger Joswig und Claudia Wenzel lesen am Sonnabend, 23. Juni 2007, im Audienzsaal aus „Chronist der Winde“. Karten zum Preis von zwölf, ermäßigt zehn Euro gibt es, beim Koordinierungsbüro UNICEF, Markt 16 d, montags bis freitags in der Zeit von 9 bis 12 Uhr, Telefon (0451) 122-15 07 sowie bei der UNICEF-Arbeitsgruppe Lübeck, Elswigstraße 3, 23562 Lübeck, Telefon: (0451) 499-13 38, Öffnungszeiten: Montags von 10 bis 13 Uhr sowie donnerstags von 15 bis 18 Uhr; und am 23. Juni an der Abendkasse. +++

Hinweis für die Medien: aktuelle Fotos von Wenzel und Joswig können übermittelt werden.