Drei Jahre Gestaltungsbeirat: Positives Fazit

Veröffentlicht am 04.09.2006

Drei Jahre Gestaltungsbeirat: Positives Fazit

Drei Jahre Gestaltungsbeirat: Positives Fazit

060706L 2006-09-04

Seit drei Jahren hat die Hansestadt Lübeck einen Gestaltungsbeirat. Ein Gremium von fünf externen Architekten, das die Stadt bei städtebaulich wichtigen Projekten berät, und den Investoren und Architekten wertvolle Tipps und Hinweise für deren Bauvorhaben gibt. Jetzt, nach neun Sitzungen und dem Ablauf der ersten dreijährigen Periode des Gestaltungsbeirates, ziehen sowohl die Bauverwaltung als auch die fünf Fachleute ein positives Fazit: „Aus städtischer Sicht hat sich die Aufmerksamkeit in der Stadt für Architektur während der vergangenen drei Jahre sicher erhöht“, sagt Bausenator Franz-Peter Boden. Und ergänzt: „Der Gestaltungsbeirat hat zu einer Verbesserung der Baukultur geführt.“ Auch Professor Heinz Hillmer, München, Vorsitzender des Gremiums, befindet: „Der Gestaltungsbeirat ist gewiss kein Bauverhinderer, sondern eher ein Helfer für schnelle Baugenehmigungen.“

Positiv bewertet auch die Possehl-Stiftung, die den Beirat mit 144 000 Euro finanziert hat, das bislang Geleistete: „Ich habe den Eindruck,“, so Dr. Helmuth Pfeifer, Vorsitzender der Possehl-Stiftung, „dass konstruktive Arbeit geleistet wird, die wohltuend für Lübeck ist. Die Bauverwaltung arbeitet offen mit dem Gestaltungsbeirat zusammen und sollte auch weiterhin darauf achten, dass wichtige Vorhaben in diesem Gremium behandelt werden.“ Manchmal allerdings habe er den Eindruck, dass die Politik die Arbeit des Gestaltungsbeirates nicht immer ernst nehme.

Generell, so Boden, habe der Gestaltungsbeirat dazu beigetragen, dass sich die öffentliche Diskussion über Architektur in Lübeck in den vergangenen Jahren deutlich versachlicht habe. Er dankt daher ausdrücklich dem Lübecker Architektur-Forum für die Initiierung des Beirates. Dieser Zusammenschluss Lübecker Architekten hatte sich seit 2001 für die Einrichtung dieses Gremiums stark gemacht. „Es ist heute für die Architekten durchaus eine Ehre, wenn deren Projekte im Gestaltungsbeirat besprochen werden“, befindet Boden. Denn das zeige, dass deren Bauvorhaben von herausragender Qualität sind.

Genau diesen Punkt betont auch Professor Egli: „Viel zu häufig sind Bauvorhaben durch den persönlichen Geschmack der Architekten geprägt. Unsere Aufgabe ist es dann, sie auf das Wesentliche zurückzuführen und darauf zu achten, dass sie der Bedeutung des jeweiligen Ortes gerecht werden.“ Und sein Kollege Hillmer betont, dass Lübeck eine klare Grundtypologie habe, an der sich die Entwürfe orientieren sollten. Die im Gestaltungsbeirat bislang besprochenen Projekte hätten zudem gezeigt, so Boden, dass die „Hinweise auf die alten Werte des Bauens nicht zu höheren Baukosten geführt haben.“

Die Possehl-Stiftung kündigte an, auch die kommende Sitzungsperiode finanziell unterstützen zu wollen. Dann wird Professorin Gesine Weinmiller allerdings nicht mehr dem Gestaltungsbeirat angehören: Sie scheidet aus persönlichen Gründen aus dem Gremium aus. Ein Nachfolger werde bei der Dezembersitzung präsentiert, kündigte Senator Boden an. Neben den Professoren Hillmer und Weinmiller sind die Architekten Prof. Will Egli (Zürich), Prof. Andreas Theilig (Stuttgart) sowie Professor Nicolas Fritz in dem Beirat tätig.

Die Projekte, mit denen sich der Gestaltungsbeirat befasst, wählt die Bauverwaltung aus. Dabei werden Bauvorhaben genommen, die von besonderer Bedeutung für den Ort sind, wie beispielsweise das neue Haerder-Einkaufscenter zwischen Sand- und Königstraße. Von den bislang 20 Bauvorhaben, die der Gestaltungsbeirat „freigegeben“ hat, sind fünf bereits realisiert worden, vier im Bau und acht in der Planung. +++